Fakten:
Rocky
Rocky
USA. 1976. Regie: John G. Avildsen. Buch: Sylvester Stallone. Mit:
Sylvester Stallone, Talia Shire, Carl Weathers, Burt Young, Burgess Meredith,
Tony Burton, Michael Dorn, Joe Spinelli, Thayer David u.a. Länge: 114 Minuten.
FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Story:
Amateur-Boxer Rocky Balboa erhält die Chance seines Lebens. Weil
Schwergewichts-Boxweltmeister Apollo Creed keinen Gegner für seinen nächsten
Kampf hat und ihn die Presse immer kritischer angeht, gibt er einem unbekannten
Boxer die Chance gegen ihn zu kämpfen und dies um den Titel. Rocky, der wegen
seines Kampfnamens und seinen italienischen Wurzeln auserwählt wird, will diese
große Chance nutzen und trainiert hart. Doch nebenbei versucht er auch das Herz
der schüchternen Adriana zu erobern.
Meinung:
Seinen unvergänglichen Klassiker-Stempel wird man „Rocky“ bis in alle Ewigkeit nicht mehr aberkennen und die Sparte, die sich der Film im Sport-Genre gesichert hat, wird ihm wohl nie ein anderer Verwandter strittig machen können, denn wenn schon Martin Scorsese mit seinem – in jedem Punkt überlegenen – Glanzstück „Wie ein wilder Stier“ keine derartige Welle auslösen konnte, wie es John G. Avildsens Film 1976 tat, bleibt auch für die sämtlichen Nachkömmlinge nur ein beengter Raum im Schatten, während „Rocky“ seinen Platz an der Sonne für alle Tage genießen darf. Diese Kennzeichnung braucht man dem Film nicht vorwerfen, er war einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort und hat das Massenpublikum genau da getroffen, wo sie am verwundbarsten sind: Mitten ins Herz. Was man „Rocky“ allerdings anzweifeln darf, ist der Status eines Meisterwerkes, denn dieses enorme Qualitätssiegel hat sich Avildsens Werk nicht wirklich verdient. Die Message ist natürlich eine ehrwürdige und dazu auch noch ein hervorragender Mutmacher für jeden Kleinbürger, der den Glauben an sich und sein eigenes Vermögen verloren hat, aber ist das schon ein Grund, von filmhistorischer Bedeutsamkeit sprechen zu können?
Seinen unvergänglichen Klassiker-Stempel wird man „Rocky“ bis in alle Ewigkeit nicht mehr aberkennen und die Sparte, die sich der Film im Sport-Genre gesichert hat, wird ihm wohl nie ein anderer Verwandter strittig machen können, denn wenn schon Martin Scorsese mit seinem – in jedem Punkt überlegenen – Glanzstück „Wie ein wilder Stier“ keine derartige Welle auslösen konnte, wie es John G. Avildsens Film 1976 tat, bleibt auch für die sämtlichen Nachkömmlinge nur ein beengter Raum im Schatten, während „Rocky“ seinen Platz an der Sonne für alle Tage genießen darf. Diese Kennzeichnung braucht man dem Film nicht vorwerfen, er war einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort und hat das Massenpublikum genau da getroffen, wo sie am verwundbarsten sind: Mitten ins Herz. Was man „Rocky“ allerdings anzweifeln darf, ist der Status eines Meisterwerkes, denn dieses enorme Qualitätssiegel hat sich Avildsens Werk nicht wirklich verdient. Die Message ist natürlich eine ehrwürdige und dazu auch noch ein hervorragender Mutmacher für jeden Kleinbürger, der den Glauben an sich und sein eigenes Vermögen verloren hat, aber ist das schon ein Grund, von filmhistorischer Bedeutsamkeit sprechen zu können?
Die Quote von Kindern und Pubertierenden, die nach dem damaligen Kinobesuch
von „Rocky“ zu den Boxhandschuhen gegriffen hat ist astronomisch. Die Träume,
die infolge davon aber wiederum zerplatzt sind, ist ebenfalls nicht
unbeträchtlich, doch hier setzt der optimistische Grundsatz des Drehbuches von
Sylvester Stallone ein: Wenn du es nicht versucht hast, kannst du dir nie
sicher sein und machst dir dein Leben lang Vorwürfe, und falls du trotzdem
scheitern solltest, hast du es immer noch versucht und bist den Schritt
gegangen, vor dem sie der Großteil der Menschheit sträubt. Genau das birgt
schon einen kleinen heldenhaften Kern in sich.
Eine schöne Pointierung, durchaus, aber das die Intention von hochgradig
manipulativer Natur ist, sollte auch nicht vergessen werden und all die
beeinflussenden Faktoren greifen in „Rocky“ wirklich an jeder erdenklichen
Stelle formidabel ineinander, was sämtliche handlungstechnischen Diskrepanzen
aus dem Weg räumt, einfach weil der Plot so extrem simpel gestrickt ist und
sich ohne jede Reibungsmöglichkeit entfalten darf. „Rocky“ bedient jeden Hebel
vorbildlich, der Zuschauer steht dem Film daraufhin bereits nach wenigen
Minuten mehr als wohlgesonnen gegenüber und das liegt natürlich ganz allein an
der Charakterzeichnung des titelgebenden Helden, verknüpft mit der
authentischen Darstellung Stallones, der für die Rolle des tumben
Sympathiebolzen mit dem Kämpferherz geboren wurde und sich als Italian Stallion
sein erstes Denkmal setzen konnte, um sechs Jahre später als John Rambo gegen
seine Vietnam-Vergangenheit anzukämpfen und seinen ikonengleichen Stand
endgültig auf einem stabilen Gerüst zu positionieren.
Wir als Rezipient können uns die ganze Zeit über problemlos einreden, dass
wir doch auf dem gleichen Podest wie unser Straßenboxer stehen, vom selben
Schlag sind und wenn unser Kumpel Rocky – der ja nun mal nicht der Hellste ist,
keine gute Schuldbildung genießen durfte und dessen wohnliches Umfeld die
Unterschicht ist - den Durchbruch schaffen kann, dann können wir das doch auch.
Ob so ein ruhmreicher Aufstieg, inklusive der Findung der großen Liebe, nun der
Realität entspricht, ist wohl schnell zu verneinen, das haben genügend Menschen
zu spüren bekommen, die mit „Rocky“-Soundtrack auf den Ohren trainieren
gegangen sind, um dann auch mal außerhalb der Sporthalle auf die Hose dicke zu
machen, allerdings ohne dafür stehende Ovationen zu ernten, sondern um auch mal
gehörig auf die Fresse zu bekommen. Nichts holt einen schneller zurück auf den
Boden der Tatsachen, als eine gebrochene Nase.
Das klingt nun nach einem engstirnigen Vorwurf, dem der Blick für das
Wesentliche verloren gegangen ist, der irgendwelche subjektiven Erfahren
aufkochen lässt, um einem Film die Schuld für das eigene Versagen in die Schuhe
zu schieben. Den Ton will ich aber gar nicht anschlagen, es ist nur ein Faktum,
das die blenderischen Fähigkeiten von „Rocky“ erheblich sind und wenn man sich
nicht auf die Gefühlsebene - die „Rocky“ nun mal zweifellos anpeilt - einlassen
kann, dann stehen einem diese Gedanken nun einmal quasi ins Gesicht geschrieben
und einen ähnlichen Weg wie ihn Protagonist Rocky eingeschlagen hat, wird der
Zuschauer selbst nie einschlagen können, sondern wohl eher am Anfang der
Geschichte stehenbleiben, um sich dann wieder ins Gedächtnis zu rufen, das der
amerikanische Traum seit Anbeginn der Zeit eine Totgeburt war – Ausnahmen
bestätigen die Regeln.
Die affektiven Mechanismen von „Rocky“ sind genau da platziert, wo alle
Beteiligten sie auch sehen wollten, die Türen waren dementsprechend weit
geöffnet und es ist ein leichter Vorgang gewesen, auf dieser Underbog-Ballade
mit geöffneten Armen aufzunehmen und die Wirklichkeit für zwei Stunden einfach
mal zu vergessen, nur um Rocky am Ende nach seiner Adrian brüllen zu sehen.
Wenn die Story einen emotional aber nicht aus den (Box-Hand)Schuhen haut, vor
allem wenn das Leben schon für das gewisse Maß an Verbitterung verantwortlich
ist, das Träumer und Optimisten zu Pessimisten und Realisten degradiert, dann
bleibt am Ende zwar die Anerkennung der wirklich schönen Quintessenz, aber ein
Meilenstein mit filmhistorischer Signifikanz wird „Rocky“ für mich nie werden,
sondern nur ein guter Unterhaltungsfilm mit pushendem Soundtrack. Nach dem
Abspann blieb von „Rocky“ nichts in mir haften, aber damit stehe ich wohl
alleine da.
6 von 10
verprügelten Schweinehälften
von souli
von souli
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