Review: EDEN - Sensibel statt voyeuristisch

                                                                                                        
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Fakten:
Eden
USA, 2012. Regie & Buch: Megan Griffiths. Mit: Jamie Chung, Matt O'Leary, Beau Bridges, Grace Arends, Tantoo Cardinal, Naama Kates, Russell Hodgkinson, Scott Mechlowicz u.a. Länge: 95 Minuten. FSK: ab 16 Jahren freigegeben. Ab 26.3. 2013 auf DVD und Blu-ray erhältlich.

Story:
Die 19jährige Hyung Jae lernt in einer Bar einen netten Feuerwehrmann kennen. Er spendiert dem, mit einem gefälschten Ausweis ausgestatteten, Mädchen ein paar Drinks und bietet ihr an, sie nach Hause zu fahren. Dort wird sie nie ankommen. Der Gentleman arbeitet für ein kriminelle Organisation. Hyung Jae wird entführt und landet in einer gefängnisähnlichen Einrichtung, in der junge Mädchen zur Prostitution gezwungen werden. Nach einem Jahr Gefangenschaft beschließt sie, um ihr Leben zu schützen die Seiten zu wechseln. Mit 19 Jahren ist sie eigentlich viel zu "alt" für die Kundschaft. Wer nicht mehr gebraucht wird, verschwindet in der Regel. Sie bietet sich ihrem Aufseher Vaughan als Gehilfin an. Der schwer drogensüchtige Hitzkopf nimmt das Angebot an und Hyung Jae wird zu einer privilegierten Gefangenen. Das verschont sie vom demütigenden Tagesgeschäft, macht sie gleichzeitig aber zur Mittäterin im Gewissenskonflikt.

 



Meinung:
Der Film basiert auf dem Leben von Chong Kim, die dieses Martyrium tatsächlich erlebt hat. Aufgrund ihres Buches schrieb Megan Griffiths das Skript und verfilmt es auch. Das erschreckende Szenario des global organisierten und professionell betriebenen Mädchenhandels bekommt dadurch eine sehr bedrückende Authentizität. Megan Griffiths ist sichtlich darum bemüht, die Geschichte nicht voyeuristisch auszuschlachten. Die grausamsten Szenen erspart sie dem Zuschauer bewusst. Das ist durchaus angenehm und sensibel, denn einen Gangbang mit einer Horde besoffener Studenten muss nicht explizit gezeigt werden. Das was sie zeigt, reicht vollkommen um die Geschichte zu erzählen. Blut und Vergewaltigung gibt es (fast) nicht zu sehen, das Leid der Protagonistin und ihrer Mitgefangenen ist dennoch spürbar.

 
Hyung Jae wie Vieh gehalten
Das Thema ist packend und handwerklich sehr ansprechend umgesetzt. Die Darsteller können überzeugen, wobei eigentlich nur drei Personen wirklich etwas zeigen dürfen. Jamie Chung wirkt in ihrer Rolle glaubwürdig, Matt O'Leary ist erwachsen geworden und schlägt sich ordentlich als cracksüchtiges Arschloch. Kleine Besetzungscoup ist Beau Bridges, von dem es lange kaum was zu sehen gab. Seiner Rolle fällt zwar leider etwas klein aus, dafür spielt er mal total gegen sein Image. Wirklich schön, dass er scheinbar noch nicht begraben ist.


"Eden" hat alle Voraussetzungen, so richtig großartig ist der Film insgesamt leider nicht. Das liegt zum einen daran, dass sie Magen Griffiths fast ausschließlich auf seine beiden Hauptpersonen konzentriert, sämtliche Nebenfiguren haben kaum Profil und tauchen nur am Rande auf. Dabei sind sie bei weitem nicht uninteressant und hätten etwas mehr Tiefe durchaus verdient gehabt. Zum anderen wirkt ihr Ausblenden der schlimmsten Szenen zwar respektvoll und grundsätzlich positiv, nur vermittelt der Film zeitglich leider nie so ganz diese Intensität, die gegeben wäre. Das Geschehen wirkt manchmal etwas zu glatt, gemessen an den Möglichkeiten. Somit erzeugt "Eden" zwar eindeutig Eindruck, wirkt nur nie so schonungslos und trifft nicht so in den Magen wie thematisch grob vergleichbare Filme.


Sehenswert ist der Film auf alle Fälle, denn es wird vieles richtig gemacht, interessant und gut ist er vom Anfang bis zum Schluss.

7 von 10 elektronischen Fußfesseln.

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