Fakten:
Deliver Us from Evil (Fris os fra det onde)
DK, SE, 2009. Regie & Buch: Ole Bornedal. Mit: Lasse Rimmer, Lene Nystrom, Jens Andersen, Mogens Pedersen, Bojan Navojec, Pernille Vallentin, Lone Lindorff, u.a. Länge: 94 Minuten. FSK: ab 16 Jahren freigegeben. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Story:
Anwalt Johannes und seine Familie ziehen zurück in dessen Elternhaus in einem beschaulichen, kleinen Dorf in Westjüdland. Dort lebt auch sein Bruder Lars, der sein Leben, im Gegensatz zu Lars, schon lange nicht mehr im Griff hat. Der LKW-Fahrer ist ein hoffnungsloser Säufer, verprügelt seine Freundin, gibt sich mit seinen nicht minder abgestürzten Freunden regelmässig den alkoholischen Gnadenschuss. Als Lars gerade auf dem Rückweg von einer Tour ist, überfährt er aus Unachtsamkeit Anna auf ihrem Motorroller. Lars versteckt die Leiche am Straßenrand, ist sich jedoch bewusst, dass sie bald gefunden werden wird. Er braucht einen Sündenbock. Die Wahl ist schnell getroffen: Alain, "der Neger", ein Flüchtling aus Bosnien. Lars gelingt es, ihm die Tat in die Schuhe zu schieben, an der Unschuld des ungeliebten Fremdlings zweifelt niemand. Außer Johann. Er gewährt Alain Zuflucht in seinem Haus, doch der aufgeputschte und betrunkene Mob steht vor der Tür und ist zu allem bereit.
Deliver Us from Evil (Fris os fra det onde)
DK, SE, 2009. Regie & Buch: Ole Bornedal. Mit: Lasse Rimmer, Lene Nystrom, Jens Andersen, Mogens Pedersen, Bojan Navojec, Pernille Vallentin, Lone Lindorff, u.a. Länge: 94 Minuten. FSK: ab 16 Jahren freigegeben. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Story:
Anwalt Johannes und seine Familie ziehen zurück in dessen Elternhaus in einem beschaulichen, kleinen Dorf in Westjüdland. Dort lebt auch sein Bruder Lars, der sein Leben, im Gegensatz zu Lars, schon lange nicht mehr im Griff hat. Der LKW-Fahrer ist ein hoffnungsloser Säufer, verprügelt seine Freundin, gibt sich mit seinen nicht minder abgestürzten Freunden regelmässig den alkoholischen Gnadenschuss. Als Lars gerade auf dem Rückweg von einer Tour ist, überfährt er aus Unachtsamkeit Anna auf ihrem Motorroller. Lars versteckt die Leiche am Straßenrand, ist sich jedoch bewusst, dass sie bald gefunden werden wird. Er braucht einen Sündenbock. Die Wahl ist schnell getroffen: Alain, "der Neger", ein Flüchtling aus Bosnien. Lars gelingt es, ihm die Tat in die Schuhe zu schieben, an der Unschuld des ungeliebten Fremdlings zweifelt niemand. Außer Johann. Er gewährt Alain Zuflucht in seinem Haus, doch der aufgeputschte und betrunkene Mob steht vor der Tür und ist zu allem bereit.
Meinung:
Ole Bornedals Film ließe sich leicht kritisieren, würde er sich als "normale" Alltagsgeschichte definieren wollen. Die Szenerie wirkt drastisch überspitzt, die Figuren ebenso schwarz/weiß gezeichnet, sein Look extrem überstilisiert. Doch letzten Endes ist verfolgt er damit einen Zweck, der sich relativ schnell heraus kristallisiert und genau deshalb ist es mehr als angebracht.
Ole Bornedals Film ließe sich leicht kritisieren, würde er sich als "normale" Alltagsgeschichte definieren wollen. Die Szenerie wirkt drastisch überspitzt, die Figuren ebenso schwarz/weiß gezeichnet, sein Look extrem überstilisiert. Doch letzten Endes ist verfolgt er damit einen Zweck, der sich relativ schnell heraus kristallisiert und genau deshalb ist es mehr als angebracht.
Noch wird Alain nur verhöhnt... |
"Deliver Us from Evil" ist eine Parabel, nichts anderes. Der Schauplatz der dänischen Provinz ergibt sich natürlich aus dem Entstehungsland,
tatsächlich könnte sie kaum besser gewählt sein. Wer das bei uns so
beliebte Urlaubsland schon besucht hat, wird diese ländliche, friedlich
anmutende Bilderbuchidylle kennen. Hier scheint die Welt noch in
Ordnung, jeder kennt jeden, Ruhe und Frieden sind hier zu Hause. Aber
genau in dieser Kulisse der Beschaulichkeit, unter dem Deckmäntelchen
des Heile-Welt-Spießbürgertums brodelt es immer dann am meisten, wenn
etwas das Bild befleckt. Besonders störend sind da die Fremden, die
nicht in diese Welt passen zu scheinen. Wenn dann auch noch ein Tragödie
geschieht, was liegt da näher, als nicht das eine Unheil mit dem
anderen zu beseitigen?
Das Heim wird zur Festung |
Das lässt sich spielend auf jeden Ort der
Welt übertragen, doch vor diesem Hintergrund tritt es noch deutlicher
zutage. Und da beginnt die Parabel: Auf Fremdenhass, Vorurteile,
gesellschaftliche Kluften
und Abgründe, die Spirale aus Unzufriedenheit und Gewalt, gefährlicher
Gruppendynamik, all den Dingen, die überall in der Gesellschaft zu
finden sind und oft für unbegreifliche Taten sorgen. Bornedal
kreiert es bewusst so, dass es überdeutlich wird. Das, was immer
verborgen unter der Oberfläche schlummert, hinter vorgehaltener Hand
getuschelt, verschwiegen oder empört von sich gewiesen wird, offenbart
sich in seiner ganzen Hässlichkeit. Der Mob hat seinen Sündenbock
gefunden und fühlt sich im Recht ihn zu richten, koste es was es wolle. Das spitzt sich in einer grausamen Konsequenz zu, das Finale des Films erinnert (sicher nicht nur zufällig) an Sam Peckinpahs "Straw Dogs". Egal, wie überkonsturiert
es oberflächlich gesehen wirken mag, darin steckt so viel ernüchternde
Wahrheit, dass es zum Nachdenken anregen sollte. Denn wie so oft, dass
hier weit über das Ziel hinaus geschossen wird, erkennen die blind
folgenden Schafe erst dann, wenn der Point of no Return schon längst überschritten ist.
Bornedal hält der Gesellschaft einen Spiegel vor, den viele nicht wahrhaben wollen, der aber letztendich der Realität näher ist, als jedem von uns lieb sein sollte. Wenn es nur durch den Vorschlaghammer geht, was ja leider so zu sein scheint, dann ist es der richtige Weg.
8 von 10 schmutzigen Spiegeln
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