Review: MANN TUT WAS MANN KANN - Die 'outgesourced' Romanze


Fakten:
Mann tut was Mann kann
Deutschland. 2012. Regie: Marc Rothemund. Buch: Marc Rothemund, Hans Rath (Vorlage). Mit: Wotan Wilke Möhring, Jasmin Gerat, Fahri Yardim, Jan Josef Liefers, Oliver Korittke, Karoline Schuch, Frederike Kempter, Anne Weinknecht, Tobias Oertel, Peter Sattmann, Emilie Schüle, Axel Stein, Manuel Cortez, Miranda Leonhardt, Noémi Besedes, Hedi Kriegeskotte, Fritz Roth, Anna Böttcher u.a. Länge: 107 Minuten. FSK: freigegeben ab 6 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Paul hat einen gut bezahlten Job in der Chefetage eines Verlages, eine schöne Penthouse-Wohnung und genießt sein Leben ohne feste Bindung, dafür aber mit diversen sexuellen Abenteuern. Als er sich für eine neue Flirtmasche im Tierheim als ehrenamtlicher Hundebetreuer meldet, lernt er Tierärztin Iris kennen und verliebt sich in sie. Leider steht diese kurz vor der Hochzeit. Paul ist geknickt, doch in seinem Freundes- und Bekanntenkreis brauchen andere seine Aufmerksamkeit. Sei es nun sein Kumpel Günther, der an Liebeskummer leidet, der bankrotte Künstler Bronko oder sein Kollege Guido, der sich nicht zwischen zwei Frauen entscheiden kann.




Meinung:
Eine RomCom. Aus Deutschland. Da rollen sich schon mal die Zehennägel zusammen. Die Erinnerungen an mutlose, allzu schematische Vertreter dieses Genre sind einfach zu präsent und vielzählig. Marc Rothemund, einst für „Sophie Scholl – Die letzten Tage“ für einen Oscar nominiert, inszenierte mit „Mann tut was Mann kann“ eine, im allgemeinen Duktus als typisch deutsch bezeichnete Komödie, voller stereotyper Charaktermodelle und Witzeleien. Furchtbar? Nicht in Gänze.




"Schweiger-'Tatort' mit Rekordquote? Challenge accepted."
Mit einem, auf männlicher Seite sehr überzeugenden, prominenten Cast und schicken Hochglanzbildern, die wie bereits bei „Keinohrhasen“ und dessen Fortsetzung den Eindruck erwecken, Berlin wäre das deutsche Kalifornien, so hell, strahlend und sauber wie es dargestellt wird, erzeugt Rothemund eine simple aber gut funktionierende Komödie. Statt dabei auf große, allzu marktschreierische Gags zu setzen, geht hier etwas gediegener zu. „Mann tut was Mann kann“ provoziert nicht andauernd Lacher. Warum auch? Es scheint fast so, als ob sich Rothemund absolut im Klaren darüber war, dass die Komödie nicht von stumpfen Kalauern, sondern von den Figuren getragen wird. Ähnlich wie das Bild von Berlin, sind zwar auch diese weit davon entfernt wirklich echt und greifbar zu wirken, aber sie erfüllen ihre Funktion der Handlung, die vor Banalität nur so strotzt, zumindest ein augenscheinliches Gewicht in den Kategorien Sympathie und Dramatik zu verleihen. Dass die Darsteller, sei es nun an Liefers als überheblicher Poser, Korittke als verliebter Nerd oder Yardim als Künstler mit Silberblick, allesamt ihrer Rolle einen eigenen, im Film unverwechselbaren drive verleihen, ist eine Qualität, die dem Film ebenfalls sehr zuträglich ist.



"Wenn du fertig bist, können wir ja 'Twilight' weitersehen"
Weniger zuträglich ist hingegen die Gewichtung der Erzählung. Lange Zeit verharrt der Film als eine Art Buddy-Comedy über eine ungleiche aber dennoch recht harmonische Männer-WG. Hauptdarsteller Wotan Wilke Möhring, der sich als Anführer, Seelentröster und Vermittler darunter befindet, hat also viel zu tun, vor allem weil es da ja noch familiäre Schwierigkeiten gibt und die Suche nach der nächsten Bettgeschichte. Doch zwischen all diesen Tätigkeiten, die durchaus die eine oder andere Facette haben, die nicht wirken, als kämen sie aus der Retorte, findet er dann doch noch die große Liebe, die aber leider kurz vor der Trauung steht. Anstand dies zu zentrieren, wird aber dieser gesamte Handlungsstrang rund um Hauptfigur Paul und Tierärztin Iris regelrecht outgesourced. Störend wäre dies nicht, wenn es dabei geblieben wäre. Doch kurz vor knapp wird wieder alles so gedreht, verschoben und verpackt, als wäre diese Thematik immer die präsenteste. Eine Lüge. Eine, die dem Film nicht gut tut, denn sie stört nicht nur das erzählerische pacing, sondern degradiert auch so ziemliche alle Randfiguren, die allesamt mehr Charisma besitzen als die biedere Love Story zwischen Paul und Iris, zu Statisten.


Es hätte nicht sein müssen, dass Regisseur und Co-Autor Marc Rothemund die wahren Stärken seines Film zuerst hochhält, nur um sie kurz vor knapp dann doch der ewig gleichen Maschinerie aus Kitsch, Heitertei und phantasieloser Romantik zu opfern. Dennoch, trotz seiner Verfehlungen und seiner eher unkreativen Gesinnung, besitzt „Mann tut was Mann kann“ einen nicht zu unterschätzenden Unterhaltungswert, ausgehend von seinen Nebenfiguren und seiner Haltung nicht alle zwei Minuten Lacher um jeden Preis zu erzwingen. Ein nicht gerade perfekte und gegen Ende hin fast schon ärgerliche Komödie, die es aber versteht, zumindest zeitweise ihre Stärke auszuspielen.

5
von 10 gebrochenen Männerherzen

2 Kommentare:

  1. Kein Film fürs Kino aber bestimmt gut fürs Heimkino!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ja. Fürs Heimkino oder die feierabendliche Beendigung des Tages vor der Glotze, durchaus brauchbar.

      Löschen