Review: ZOMBIELAND - Liebenswürdiger Zombiekampf


Fakten:
Zombieland
USA. 2009. Regie: Ruben Fleischer. Buch:
Rhett Reese, Paul Wernick. Mit: Jesse Eisenberg, Woody Harrelson, Emma Stone, Abigail Breslin, Bill Murray, Amber Heard, Derek Graf u.a. Länge: 88 Minuten. FSK: Ab 16 Jahren freigegeben.

Story:
Amerika wurde von Zombies überrannt. Die meisten Bewohner sind tod oder eben Zombies. Columbus, ein Weichei wie er im Buche steht, hat dank seiner selbst aufgelegten Überlebensregeln den Untoten getrotzt. Auf dem Weg durch Zombieland trifft er auf den passionierten Zombiesjäger Tallahassee. Zusammen lässt es sich viel einfacher überleben, doch als das ungleich Duo auf die Schwestern Wichita und Little Rock trifft, wird der Überlebenskampf ungleich härter.




Meinung:
Zwar gibt es Filme über die wandelnden Toten nicht erst seit gestern, aber im popkulturellen Verständnis festgebissen haben sich Zombies erst 1968 in dem Horrorklassiker „Night of the Living Dead“ von George A. Romero. Seitdem sind die tumben Fleischfresser  aus dem Horror-Genre nicht wegzudenken.  Den Untoten hing allerdings lange Zeit der Mief von Bahnhofkinos und schlechten Videokopien an, denn die meisten Filme des Genres waren billig und schnell produzierte Filme. Einige erkauften sich mittels expliziter Gewaltausbrüche oder barbusigen Damen einen Kultstatus, die meisten landeten aber an dem Ort, für den sie produziert wurden: die Grabbeltische der Videotheken. Mit dem neuen Jahrtausend kam endlich die Wende. Der britische Regisseur Danny Boyle entwarf  mit seinem Horrorfilm „28 Days Later“ Zombies (okay, Infizierte), die nicht schlaff und langsam durch die Gegend torkelten, sondern Infizierte, die rasend schnell auf ihre Opfer zuströmten. Dass ging vielen Puristen zwar zu weit, doch der Trend war nicht aufzuhalten. Eine andere Tradition der Zombiefilme, mit der im neuen Jahrtausend erfolgreich gebrochen wurde, ist die Tatsache dass sich immer mehr Filme dem Thema mit Humor annehmen. Zwar gab es früher auch immer wieder humoristische Vertreter des Genres („Braindead“, „Dead Heat“), diese blieben aber die Ausnahme. Der beste Vertreter der Gattung und ganz nebenbei auch eine der besten Komödien aller Zeiten ist „Shaun of the Dead“. Der Film von Edgar Wright verstand es zum einen alle Genrestandards zu bedienen und sich gleichzeitig mit bestem britischem Humor durch den Kakao zu ziehen. Nach dem weltweiten Erfolg des Films folgten andere, ebenfalls äußerst engagierte Zombiekomödien. In „Fido“ werden Zombies domestiziert und in „Dead Snow“ müssen sich Studenten gegen Nazizombies verteidigen. Ob man es glaubt oder nicht, aber Hollywood blieb dem Cocktail aus Humor und Zombies fern. Bisher kümmerten sich andere Filmnationen um diesen Trend, aber was erfolgreich ist, wird schnell von der Traumfabrik aufgegriffen und so gibt es mit „Zombieland“ nun die erste richtige Zombiecomedy, die mit bekannten Gesichtern und einem großen Werbe-Etat auszog, um die Zuschauer zu begeistern.



In "Zombieland" kann selbst einkaufen zu einem Spießrutenlauf werden
„Zombieland“ ist ein unglaublich stimmungsvoller wie launiger Film. Das Werk von Ruben Fleischer nutzt die Standards des Genres zwar nicht, um sie zu hinterfragen oder neu zu definieren, aber er veranstaltet damit eine wilde Party die Spaß macht. Dabei bedient der Film frech und aufmüpfig nicht nur die Klischees des Horror-, sondern auch die des Actionfilms sowie des Road Movies. Ebenfalls einen großen Teil zum enormen Unterhaltungswert tragen die Darsteller bei. Jesse Eisenberg mimt den liebenswerten Nerd Columbus so, als ob er ihn gar nicht spielen müsste und Woody Harrelson als bärbeißiger Tallahassee ist schlicht und einfach die Hauptattraktion des gesamten Films. Zwar sind diese Figuren im Kern reine Abziehbilder, aber sie werden von den Darstellern einfach nur sympathisch und überzeugend dargestellt. “Zombieland” ist einer dieser Filme, bei denen man sieht, dass die Darsteller ihren Spaß hatten. Fleischers Film gelingt es darüber hinaus, eine überaus anarchistische Energie zu erzeugen. Während in anderen Filmen über Zombie-Epidemien und Weltuntergang die Figuren zwanghaft ihrer Hoffnung hinterher jagen,  sind die Helden hier auf dem Weg zum Freizeitpark aus ihrer Jugend, jagen Gebäck hinterher oder befriedigen ihre Neugier und brechen in den Villen der Hollywoodstars ein. Albern, aber im Kontext zu der ausweglosen Situation auch höchst subversiv und oft genug brüllend komisch. Eben jene Energie ist es, die den Zuschauer einfach mitreißt, so dass diverse logische Löcher eigentlich erst dann wirklich auffallen, wenn der Abspann über den Bildschirm flimmert und man sich aus dem unterhaltsamen Land der Untoten schält, um wieder in die Realität zu kommen. 

 

„Zombieland“ ist zwar bezüglich seiner Geschichte, seiner liebenswürdigen Figuren und seiner Aussage nicht sonderlich kreativ, aber die Machart hat es dafür in sich. Immer wieder gibt es humorvolle Einblendungen, nette Querverweise und herrliche Streitgespräche. Mit diesen Qualitäten hat sich „Zombieland“ eine enorme Fanbase aufgebaut, die sehnsüchtig auf das geplante Sequel wartet. Ich kann es ihnen nicht verdenken. „Zombieland“ ist ein Partyfilm aller erster Güte. Dabei ist er nicht so dumm wie er zu sein scheint und unter seiner kurzweiligen, komischen Oberfläche gibt es einen durch und durch subversiven Kern.

7 von 10

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