Review: THE BOX - Drück auf's Knöpchen



Fakten:
The Box
USA. 2009. Regie: Richard Kelly. Buch: Richard Kelly, Richard Matheson (Vorlage). Mit: Cameorn Diaz, James Marsden, Frank Langella, Scott Oz Stone, James Rebhorn, Holmes Osborne, Celia Weston, Deborah Rush, Ryan Woodle, Allyssa Maurice, Bill Thorpe u.a. Länge: 115 Minuten. FSK: Ab 16 Jahren freigegeben.


Story:
Arthur Lewis arbeitet als Techniker bei der NASA, während seine Frau als Lehrerin Geld verdient. Obwohl sie gute Jobs haben, ist die Familie pleite. Doch dies könnte sich bald ändern, als der mysteriöse, im Gesicht entstellte Arlington Steward auftaucht und dem Paar ein Angebot macht: Wenn sie den roten Knopf einer mysteriösen Box drücken erhalten sie sofort eine Millionen Dollar. Der Haken daran: Wird der Knopf gedrückt, wird ein unbekannter Mensch sterben. Arlington Steward gibt dem Paar einen Tag Bedenkzeit. Diese sind natürlich verwirrt. Ist das ein Scherz? Ein Test? Oder handelt es sich wirklich um eine unbekannte wie gefährliche Macht?




Meinung:
Basierend auf Richard Mathesons Kurzgeschichte „Button, Button“ spinnt Autor und Regisseur Richard Kelly die Geschichte von der geheimnisvollen Kiste weiter. Kelly der 2001 den Kultfilm „Donnie Darko“ verfasste und inszenierte gibt sich hier auch wieder ganz dem Mysteriösen hin. Wer glaubt er würde mit „The Box“ einen Mystery-Thriller à la „Akte X“ bekommen, hat sich gewaltig geirrt, denn wie bisher immer in seinen Filmen verweigert Kelly dem Zuschauer einfache Lösungen und spickt seine Inszenierung lieber mit unzähligen Hinweisen und falschen Fährten. Dabei heizt er die Hoffnung, der Film hätte zumindest für das Genre des phantastischen Films eine plausible Auslösung, ordentlich an. Zugegeben, im Gegensatz zu seinen letzten Filmen ist der Schluss von „The Box“ nicht so komplex und unverständlich wie erwartet. Ihn einfach und logisch zu nennen wäre jedoch auch eine große Übertreibung.


Doch der Reihe nach. „The Box“ ist höchst mysteriös und beginnt sehr viel versprechend. Zum einen, weil es Kelly und seinem Stammkameramann Steven Poster gelingt die 1970er Jahre stimmig und atmosphärisch dicht auf Film zu bannen, zum anderen, weil von Beginn an eine bedrohliche Stimmung über dem Film schwebt. Auftritte wie die des entstellten Arlington Steward, der nicht nur mit seinem Äußeren, sondern auch mit seiner galanten Art für einen gesunden Schauer sorgt, verfestigen das bedrohliche Gefühl. Doch nach und nach verliert die Bedrohung an Eleganz und Reiz. Das liegt daran, dass der Film nach gut der Hälfte recht planlos versucht die Ausweglosigkeit der Figuren zu verstärken und dabei meist auf spannungstechnischen Humbug zurückgreift. Gab es zuvor noch Szenen die mit zeitlosen, intensiven Horrorversatzstücken arbeiteten, so gibt es später Dimensionsportale aus Wasser.  Obwohl „The Box“ niemals versucht Realismus für sich zu beanspruchen, wirken diese Phantastereien in der zweiten Hälfte sehr deplatziert. Richard Kelly zerstört mit seinem Vorhaben, alles so mysteriös wie möglich zu erzählen, letztlich die im Grunde gute, erzählerische Qualität seines dritten Spielfilms. Etwas unverständlich ist es, dass der Film die Thematik der seltsamen Kiste letztlich total vernachlässigt. Überlegt das Ehepaar Lewis zu Beginn noch, ob es ein unbekanntes Leben für eine Millionen Dollar auslöschen soll, so wird dieser Teil der Handlung später nur noch selten aufgegriffen. Schade, denn mit der Frage der Schuld hätte Kellys Thriller mehr Dynamik in seine Dramaturgie bringen können. So ist es leider eine große, ungenutzte Chance. Doch „The Box“ ist nicht nur enttäuschend. Zu einer seiner klaren Stärken gehört ohne Zweifel, dass der Zuschauer trotz diverser und vor allem störender Schwächen wissen will, wie es weiter geht mit Familie Lewis, dem entstellten Arlington Steward und der seltsamen Kiste. Hier zeigt sich, dass Richard Kelly ein durchaus begnadigter Regisseur ist. Denn der Betrachter folgt dem roten Faden und spinnt sich nach und nach diverse Theorien über den Ausgang des Films und die Bedeutung der mysteriösen Kiste zusammen.


Dass „The Box“ die so aufgebauten Erwartungen nicht erfüllen kann, ist enttäuschend, wenn nicht sogar ärgerlich. Ein interessanter Film ist er aber dennoch. Wie gesagt, alles höchst mysteriös. Dank einer starken ersten Hälfte und der Nutzung der Neugier des Zuschauers ist „The Box“ noch ein akzeptabler Mysterythriller. Dennoch ist es unangenehm, dass ein so begnadeter Regisseur wie Richard Kelly nicht mehr aus dem Stoff gemacht hat.
 

5,5 von 10

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