Fakten:
Die Qual der Wahl (The Campaign)
USA. 2012. Regie: Jay Roach. Buch: Shawn Harwell, Chris Henchy. Mit: Will Ferrell, Zach Galifinakis, Jason Sudeikis, Dylan McDermott, Kathrine LaNasa, John Lithgow, Dan Aykroyd, Brian Cox, Sarah Baker, Grant Goodman, Kya Haywood, Karen Maruyama, Taryn Terrell, Josh Lawson, Tzi Ma, Jack McBrayer, P.J. Byrne, Kate Lang Johnson, Steve Tom, Seth Morris, Nick Smith, John Goodman u.a. Länge: 85 Minuten (Kinofassung), 96 Minuten (Extended Cut, nur auf Blu-ray erhältlich). FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Story:
Kongressabgeordneter Cam Brady wurde bereits drei Mal wiedergewählt, doch kurz vor seiner vierten Wahl wird er mit einem Problem konfrontiert, denn diesmal stellt sich ein weiterer Kandidat zur Wahl auf: der eigensinnige Marty Huggins. Zwischen dem alten Hasen Brady, der gerne mal den einen oder anderen Skandal verursacht, und dem naiven wie plumpen Huggins entbrennt schnell ein äußerst aggressiver Wahlkampf, bei dem beide Parteien auf unfaire wie unorthodoxe Mittel zurückgreifen.
Meinung:
Hierzulande ist ein Wahlkampf ja eher eine biedere Angelegenheit. Da tingeln die Politiker, deren Persönlichkeit meist so interessant ist wie der Gang zum Mülleimer, durch Talkshows sowie Gemeindezentren und erhalten ihren eigentlichen Ruf meist nicht nur eigene Initiative, sondern eher indirekt durch die Satiriker unserer Nation. In den USA hingegen ist Wahlkampf ein lang andauernder Event. Wer kennt sie nicht, diese pompösen Bilder der gigantischen Wahlkampfpartys, in denen sich Schauspieler und Popstars die Klinke in die Hand geben um ihren politischen Kandidaten zu unterstützen? „Die Qual der Wahl“ nimmt diesen Zirkus jetzt aufs Korn. Jedoch nutzt die Komödie nicht den ganz großen politischen Zirkus. Sie nimmt sich lieber einem politischen Duell auf einer kommunalen Ebene an. Wobei in wie fern eine amerikanische Kongressabgeordnetenwahl kommunal ist, wage ich hier nicht zu beurteilen. Eins ist aber definitiv: das politische Duelle Cam Brady (Will Ferrell) gegen Marty Huggins (Zach Galifinakis) ist weit entfernt vom Ruhm des Weißen Hauses, was nicht bedeutet, dass „Die Qual der Wahl“ nicht versteht wie das Tamtam eines Wahlkampfes karikiert wird.
Demokrat Cam Brady weiß, wie man Wähler begeistert |
Unter
der Regie von Jay Roach, der einst mit den „Austin Powers“-Filmen sein Gespür
für massentaugliche Anarcho-Komik bewies, duellieren sich nun Will Ferrell und
Zach Galifinakis und was deren Rollen angeht, so wird hier auf Nummer sicher
gegangen. Ferrell mimt den Überheblichen, während „Hangover“-Star Galifinakis
den Sonderling geben darf. „Die Qual der Wahl“ vertraut auf diese beiden
komödiantische Archetypen und lässt den Nebenfiguren somit fast keine Chance.
Ein wahrlich sträflicher Fehler. Vor allem Dylan McDermott als knallharter
Wahlkampfleiter von Marty Huggins hat ein paar durchaus ansehnliche Auftritte,
die jedoch meist von der Präsenz der Hauptfiguren zunichte gemacht werden.
Trotzdem kann ich „Die Qual der Wahl“ eine durchaus gutfunktionierende
Antriebskraft nicht absprechen. Roach und seine Stars entfachen einen wahrlich
irrwitzigen politisches Kräftemessen, dem alle Vorurteile, die wir als
Zuschauer über Politik, die Kandidaten und der bösen Wirtschaft haben, ohne
Abstriche bedient. Vom geheimen Trash
Talk, sexuelle Eskapaden über konservative Werte- und Moralvorstellungen
bis hin zum versteinerten Lächeln, wird hier in knapp 90 Minuten einfach alles
aufgefahren. Der Witz kommt also aus dem Bekannten, wirklich überraschendes
gibt es nicht, oder eher viel zu selten. Um dies zu kompensieren haut der Film
aber dann und wann aber ordentlich auf die Pauke. Ohne auf political correctness zu achten wird hier um sich gehauen. Das
Ergebnis sind wirklich amüsierende Momente, die fern jeglicher Intelligenz oder
Eloquenz sind, der Politik-Posse aber wirklich gut tun und sie zumindest in
Teilen für eine etwas längere Zeit in der Erinnerung des Zuschauers verfestigen.
Hinter seiner brachialen Komik verbirgt sich, man mag es kaum glauben, durchaus eine Botschaft mit einem spöttischen Kern. „Die Qual der Wahl“ zeigt nicht nur der Politik, ganz egal ob Demokrat oder Republikaner, den Stinkefinger, sondern streckt der modernen Wirtschaft auch noch mit voller Wonne den blanken Hintern zu. Das Thema Outsourcing gehört zum Themenkatalog des Films. Das wird wenig innovativ genutzt, ändert aber nichts an der klaren Aussage des Films, die durchaus antikapitalistisch ausfällt. Der große Revoluzzer ist „Die Qual der Wahl“ dabei nicht, aber wenn Wirtschaftsbosse (ulkig: Dan Aykroyd und John Lithgow) durch den Kakao gezogen und als eiskalte, raffgierige Unsympathen dargestellt werden, dann tut das der Proletarierseele einfach gut. „Die Qual der Wahl“ möchte sich als eine Art komödiantische Rache am Modern Business verstehen. Letztlich ist es aber auch nur eine von vielen Komödien, die durchaus hätte schlechter sein können, aber dennoch weit entfernt davon ist ein großer Wurf zu sein. Es ist einfach grober Klamauk mit einer leichten, satirischen Hülle. Hätte Jay Roach diese Faktoren vertauscht, vielleicht wäre ein Film entstanden, der mit richtigem Biss auf Politik und Wirtschaft losgegangen wäre. Ob dies mit Will Ferrell und Zach Galifinakis möglich gewesen wäre, steht wiederrum auf einem anderen Blatt Papier. Wobei beide durchaus schon gezeigt haben, dass sie auch abseits ihrer festgefahrenen Rollentypen funktionieren. Deswegen möchte ich hier am Schluss noch „It’s a Kind of Funny Story“ und „Alles muss raus“ erwähnen.
6 von 10
Hinter seiner brachialen Komik verbirgt sich, man mag es kaum glauben, durchaus eine Botschaft mit einem spöttischen Kern. „Die Qual der Wahl“ zeigt nicht nur der Politik, ganz egal ob Demokrat oder Republikaner, den Stinkefinger, sondern streckt der modernen Wirtschaft auch noch mit voller Wonne den blanken Hintern zu. Das Thema Outsourcing gehört zum Themenkatalog des Films. Das wird wenig innovativ genutzt, ändert aber nichts an der klaren Aussage des Films, die durchaus antikapitalistisch ausfällt. Der große Revoluzzer ist „Die Qual der Wahl“ dabei nicht, aber wenn Wirtschaftsbosse (ulkig: Dan Aykroyd und John Lithgow) durch den Kakao gezogen und als eiskalte, raffgierige Unsympathen dargestellt werden, dann tut das der Proletarierseele einfach gut. „Die Qual der Wahl“ möchte sich als eine Art komödiantische Rache am Modern Business verstehen. Letztlich ist es aber auch nur eine von vielen Komödien, die durchaus hätte schlechter sein können, aber dennoch weit entfernt davon ist ein großer Wurf zu sein. Es ist einfach grober Klamauk mit einer leichten, satirischen Hülle. Hätte Jay Roach diese Faktoren vertauscht, vielleicht wäre ein Film entstanden, der mit richtigem Biss auf Politik und Wirtschaft losgegangen wäre. Ob dies mit Will Ferrell und Zach Galifinakis möglich gewesen wäre, steht wiederrum auf einem anderen Blatt Papier. Wobei beide durchaus schon gezeigt haben, dass sie auch abseits ihrer festgefahrenen Rollentypen funktionieren. Deswegen möchte ich hier am Schluss noch „It’s a Kind of Funny Story“ und „Alles muss raus“ erwähnen.
6 von 10
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