Review: JACOB'S LADDER - IN DER GEWALT DES JENSEITS - Katharsis der Akzeptanz



Fakten:
Jacob’s Ladder – In der Gewalt des Jenseits (Jacob’s Ladder)
USA. 1990. Regie: Adrian Lyne. Buch: Bruce Joel Rubin. Mit: Tim Robbins, Danny Aiello, Elizabeth Pena, Pruitt Taylor Vince, Matt Craven, Jason Alexander, Eriq La Salle, Ving Rhames, Patricia Kalemberm S. Epatha Merkerson, Macauly Culkin, Orson Bean, Scott Cohen u.a. Länge: 108 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray (nur Import) erhältlich.


Story:
Der New Yorker Postbote Jacob, der einst als Soldat in Vietnam stationiert war, verliert immer mehr den Halt .Für ihn verwandelt sich seine Umwelt und verformt sich in unnatürliche, monströse Formen. Hilfe sucht er bei einem Army-Chemiker, denn Jacob glaubt, dass die Armee im Krieg an ihm neuartige Kampfstoffe getestet hat.



Meinung:

ACHTUNG: SPOILER

Fragt man nach der Stunde unseres Todes, kreisen die Gedanken fragmentarisch in einem unbestimmten Zeitraum umher, kryptisch in der entfernten Zukunft angesiedelt. Der Tod wird kommen, das ist die unüberwindbare Selbstverständlichkeit jedes Lebewesens, doch das Faktum dieser Normalität anzunehmen, den persönlichen Exitus zu realisieren, fällt keinem Menschen, egal in welcher Altersphase er sich befindet, leicht. Es ist ein Vorgang, ein Prozess, der jeder Person ab einer bestimmten Reife bekannt ist, doch nachvollziehen können wir es nicht und wir klammern, selbst wenn der Zeitpunkt unseres Ablebens noch in weiter Ferne liegt, jeden Tag aufs Neue an unser Bestehen. Adrian Lyne spricht mit „Jacob's Ladder“ eine unheimlich interessante Kernthematik an, die durch ihr universelles Zentrum gewissermaßen jeden Zuschauer anspricht.


Gestatten, die Nachtschwester
Im Fokus steht Jacob Singer (zerschunden wie dynamisch: Tim Robbins). Ein Postbote und Vietnamveteran. Er trägt die grüne Hölle im Herzen und ist nun erneuter Bestandteil des Großstadtdschungels von New York City. In diesem urbanen Rahmen ist Jacob nur ein unbedeutendes Puzzlestück, doch ausgerechnet sein alleiniges Umfeld ist es, welches sich zunehmend verändert und die alptraumhaften Scheinwerfer auf seine Realität richten. Jacob ist, egal wo er sich aufhält, ob im Kriegsgebiet oder in der Metropole, immer ein Gefangener seiner auferlegten Kohärenz. Dabei ist es Jacobs Inneres, welches die signifikante Bedeutung inne trägt, das sein Leben zu der Agonie mutieren lässt, die er tagtäglich durchleben muss. Interniert in einem desorientierten Taumel, flackern stroboskopartig Alpträume, Visionen und Flashbacks vor Jacobs geistigem Auge auf - eine bohrende Reaktion auf seine permanente Halluzination.


Wird Jacob wirklich gerettet?
„Jacobs Ladder“ ist eine beängstigende Katharsis der Akzeptanz. Ein Mann kämpft um sein Leben, die Boten der Erlösung sind für ihn Pein bringende Ungeheuer. Und hier setzt der religiöse Kontext in der Relation mit der Bibel ein, den schon der Titel des Filmes symptomatisch darstellt – diffizil ist das Ganze hier also zu keiner Sekunde. Die Jacobsleiter, der Erzengel Gabriel und die schützende Hand des Cherub. Jacob treibt in einem Zustand umher, der dem Krieg Zwecks Kompensation der familiären Katastrophe beitrat und nun sklavisch zwischen Himmel und Abgrund umherstrauchelt, krampfhaft arretiert im Vorhof der Hölle oder doch im reinigen Fegefeuer, wo wir erneut auf die Katharsis des Seins treffen würden. Interpretationsmöglichkeiten bietet „Jacob's Ladder“ genügende. Es ist ein Film voller Geheimnisse, ein Film wie ein psychosomatischer Trip durch den ominösen Tunnel, der in diesem Fall kein Licht für unseren Protagonisten am Ende bereithält. Die leidenden Seelen, und damit ist auch der Betrachter gemeint, warten auf das unverfälschte Angesicht der Wahrheit, der Blick in die roten Augen der Offenbarung. Die evidente Symbolik hat uns bereits jede Pforte geöffnet, eine klare Antwort bleibt dennoch im Verborgenen und wir warten, das der allesentscheidende Moment kommt, in dem Jacob schweißgebadet in seinem Bett aufwacht. Vergeblich…

7,5 von 10


von souli



Wir danken unserem ewigen Gast-Autor souli für seine Kritik. Wenn ihr mehr von souli lesen wollt, dann besucht doch unseren Blog Buddy CinemaForever.



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