Review: A BEAUTIFUL MIND - GENIE UND WAHNSINN - Heuchlerisches Oscar-Futter


Fakten:
A Beautiful Mind – Genie und Wahnsinn (A Beautiful Mind)
USA. 2001. Regie: Ron Howard. Buch: Akiva Goldsman. Mit: Russel Crowe, Jennifer Connelly, Paul Bettany, Ed Harris, Christopher Plummer, Josh Lucas, Judd Hirsch, Adam Goldberg, Anthony Rapp, Austin Pendleton, Vivien Cardone, Victor Steinbach, Jason Gray-Stanford u.a. Länge: 136 Minuten. FSK: Ab 12 Jahren freigegeben. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
1947 beginnt John Nash sein Mathematik-Studium an der Elite-Universität Princeton. John, von Hause aus ein Außenseiter und Sonderling, erweist sich schnell als genialer Geist, dem eine Karriere am Campus sicher ist. Doch Johns Welt wird von einer höheren Macht erschüttert. Vielleicht kann ihn Alicia, die große Liebe seines Lebens, helfen?




Meinung:
Hollywoodsches Verlogenheitskino à la Ron Howard, mit all den schmalzigen Zutaten, die den gefüllten Braten auch wirklich ungenießbar machen. Da nimmt man sich einfach eine interessante Persönlichkeit wie John Nash, ein Mathematiker und Metaphysiker, ein Meister der Differentialgeometrie und ein an paranoider Schizophrenie erkranktes Genie, und fertig ist die passende Projektionsfläche, um das genügsame Massenpublikum von A bis Z um den unlauteren Finger zu wickeln. Mit dem echten Nash hat Howards „A Beautiful Mind“, bis auf die Charaktergrundsteine, die sich hier durch ihre triviale Irrelevanz auszeichnen nicht unikal, sondern vollkommen arbiträr erscheinen, wenig am Hut.




John und seine Alicia
Mit Russell Crowe als Protagonisten bekommen wir dann einen durchaus fähigen Hauptdarsteller geboten, lässt ihn allerdings durch sein überkandidiertes Overacting als ungesteuerte Knallcharge auftreten, die die unfreiwilligen Lacher nur zu gerne erntet. Dass „A Beautiful Mind“ für die Ansprüche der Traumfabrik noch einmal entsprechend zurechtgestutzt wurde, war abzusehen. Dass man sich jedoch so penibel darum bemüht, also Ecken und Kanten, die einem bestimmten Typ von Zuschauer nicht gefallen, konsequent wegzuschleifen und dadurch Nash per se viel uninteressanter zu gestalten, war in der unflätigen Form nicht zu erwarten. Die Homosexualität, all die Affären und die Trennung von seiner „großen Liebe“. Kein Sterbenswörtchen.



Ein genialer Geist braucht kein Papier
Daraufhin, in der zweiten Hälfte des Filmes, wird die Schizophrenie idiotensicher dargestellt lässt dem träumerischen Betrachter keine Fragen offen. In Wahrheit ist die Schizophrenie nicht nur kursorisch stilisiert worden, sie steht auch immer unter dem Deckmantel des erzwungenen Mitleids. Natürlich ist das eine schwere Krankheit, doch als Zuschauer erfahren wir nicht, welche Folgen diese in Wirklichkeit auf Nashs Ehe und seine Arbeit hatte. Wir erleben eine Anna, die immer zu ihrem Exzentriker steht. Woher die Motivation kommt bleibt im Dunkeln verborgen, genau wie ihre Entscheidung, sich plötzlich für den mathematischen Nimmersatt zu interessieren und ihn nie wieder gehen zu lassen. Howard dringt in keiner Weise in die Tiefe, es geht nicht an die Substanz, wird bleiben von den Wurzeln des Wahnsinns weit entfernt und je länger sich der Film zieht, desto schwieriger wird der Umgang mit Crowes anstrengendem Auftritt. „A Beautiful Mind“ siedelt sich irgendwo zwischen einer Romanze mit Thriller-Elementen und pathetischer Melodramatik an, übergossen mit tonnenschwerer Rührseligkeit, die die Kullertränen des Zuschauers fordert, egal welche heuchlerischen Grenzen dafür gesprengt werden müssen. Typisches Oscar-Futter, Hauptsache überzogen und für jeden zugänglich, da braucht man nicht weiter drüber nachdenken und kann stolz behaupten, einen ganz tollen Film über die Liebe und psychische Krankheiten erlebt zu haben. Ist klar.

3
von 10

von souli

Wir danken unserem ewigen Gast-Autor souli für seine Kritik. Wenn ihr mehr von souli lesen wollt, dann besucht doch unseren Blog Buddy CinemaForever.


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