Review: COCKNEYS VS. ZOMBIES - Alter schützt vor Zombies nicht



Fakten:
Cockneys vs. Zombies
Groß Britannien. 2012. Regie: Matthias Hoene. Buch: James Moran, Lucas Roche. Mit: Alan Ford, Harry Treadway, Rasmus Hardiker, Michelle Ryan, Georgie King, Honor Blackman, Tony Gardener, Richard Briers, Jack Doolan, Ashley Bashy Thomas, Dudley Sutton, Tony Selby, Dexter Fletcher, Wolf Kahler, Georgina Hale u.a. Länge: 87 Minuten. FSK: freigegeben ab 18 Jahren. Ab dem 7. März 2013 auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Die Brüder Andy und Terry wollen zusammen mit ihrer Cousine Katy, dem gewaltbereiten Mickey und einem Kumpel eine Bank ausrauben. Von ihrem Anteil der Beute wollen sie dann das Seniorenheim, in dem ihr Großvater wohnt, finanziell unterstützen, damit es nicht geschlossen wird. Doch der Überfall verläuft nicht so wie geplant, was sich allerdings als kleinstes Problem herausstellt, denn ganz London wird plötzlich von Zombies überrannt und während Andy, Terry und Katy versuchen Herr der Lage zu werden, verbarrikadiert sich ihr Großvater mit den anderen Bewohnern im Altenheim.



Meinung:
Die Untoten sind einfach nicht totzukriegen. Der Zombie-Trend scheint kein Ende zu nehmen. Egal ob klassisch („Survival of the Dead“), eher actionlastig („Die Horde“) oder fürs Mainstream-Publikum ausgelegt („Resident Evil“), die wandelnden Toten sind seit einer gefühlten Ewigkeit omnipräsent und haben dabei sogar den miefigen Ruf von Videotheks-Ausschussware abgelegt. Besonders hilfreich dabei waren sicherlich die Zombie-Comedys. Angefangen vom britischen Überraschungserfolg „Shaun of the Dead“ bis hin zum naiv-chaotischen „Zombieland“, über Untote zu lachen war, bzw. ist ein Trend des Subgenres, der gewiss nicht sonderlich neu ist. Filme wie „Return of the Living Dead“ oder „Braindead“ etablierten Komik und Untote bereits vor vielen Jahre und selbst Zombie-Meister George A. Romero ließ in seinem oft zitieren und stilbildenden „Dawn of the Dead“ kurze, komödiantische Szenen (Stichwort: Tortenschlacht) zu. Wenn ein Format nun aber erfolgreich ist und viele das Rezept kopieren, ist es unvermeidlich, dass es zu Ermüdungserscheinungen kommt. Damit hat auch „Cockneys vs. Zombies“ zu kämpfen, in dem eine Gruppe von Bankräubern sich mit einer plötzlich auftreten Untoten-Epidemie herumschlagen muss und sich schließlich aufmacht die Überlebenden Senioren eines Altersheims zu retten.


Zombies fressen Leute, aber sie stören auch die Mittagsruhe
Das Spielfilm-Debüt des deutschen Werbefilmer Matthias Hoene verlässt sich in seiner Inszenierung auf schwarzhumorige Gags und die Atmosphäre des Londoner East Ends. Beides Faktoren, die mal gut, mal weniger gut funktionieren. Immer dann wenn „Cockneys vs. Zombies“ eigene, frische Ideen zu lässt, erweist sich der Film als wunderbar launiger, oft sehr abwegiger Spaß. Abseits davon, wenn er auf sehr plattgetrampelten Genre-Pfaden unterwegs ist und keinerlei Anstalten macht die eine oder andere Abzweigung zu nehmen, kommt er ins stocken und stagniert. Ebenfalls hinderlich bei der vollen Entfaltung seines Potenzials sind die narrativen Sprünge. Zwischen den zwei parallel laufenden Handlungen, die schließlich zusammengeführt werden, herrscht ein Ungleichgewicht. Der Überfall ist zu schematisch gestaltet, auch auf komödiantischer Sicht, während die Abschnitte im Seniorenheim durchweg amüsant und kurzweilig inszeniert wurden. Vor allem dank der älteren Darstellerriege, allen voran Alan Ford (bekannt als Bricktop aus „Snatch – Schweine und Diamanten“) und des in Würde gealterten Ex-Bondgirls Honor Blackman, verbreiten diese Szenen eine augenzwinkernde Stimmung. Dabei sollte aber nicht vergessen werden, dass sich „Cockneys vs. Zombies“ in keiner Art und Weise wirklich ernst nimmt. Dabei möchte Regisseur Hoene durchaus eine Botschaft vermitteln. Die älteren Figuren seines Filmes sind Stellvertreter für ein London, welches im Begriff ist auszusterben. Das legendäre East End weicht modernen Gebäudekomplexen und trendigen Locations. So gesehen stehen die im Altenheim barrikadierten Herrschaften für die gute, alte Zeit, während die umher wankenden Zombies die unaufhaltsame Veränderung repräsentieren. Ein schönes wenn auch kein sonderlich kreatives Gleichnis den Hoene, bzw. seine Autoren, da gefunden haben. Auch wenn dieser vor lauter Befangenheit fast überbrodelt. Cockneys vs. Hipster wäre ein angemessener Alternativtitel gewesen.


Ein East Enders gibt niemals aus
„Cockneys vs. Zombies“ ist, trotz übergroßen Möglichkeit einen gesellschaftlichen Kommentar in ihn zu interpretieren, im eigentlichen Sinne ein Film, der sich als Komödie versteht. Und was geniert Komik im Konsens mit Zombies? Genau, Splatter. Ja, hier spritzt der rote Lebenssaft durchaus großzügig umher. Wirklich charakteristisch ist das aber nie. Zum einen wirken die meisten Gore-Effekte wegen ihrer Herkunft aus dem Rechner zu klinisch und artifiziell, zum anderen zitiert Hoene zwar bei anderen Genre-Größen, erreicht aber zu selten deren anarchistische Intensität. Kurz gesagt: Trotz immensen Blutverlust wirkt „Cockneys vs. Zombies“ recht brav und in selten Fällen sogar etwas angepasst. Auch wenn es den Untoten mit Maschinenpistolen, Samuraischwert und Fleischklopfer an den Kragen geht, gelingt es Matthias Hoene nie wirklich seinen Film von dieser Impression zu befreien. Es wird viel versucht um ausdrucksstarke Szene zu gestalten, aber dieses Unterfangen versagt immer wieder auf dem atmosphärischen Level. Nur dann, wenn die Untoten zur Nebensächlichkeit, zu Schatten an den Fenstern, degradiert werden und die titelgebenden Cockneys mit sich selbst und ihrer ausweglosen Situation konfrontiert sind, kommt wirkliche Dynamik und somit auch Schwung auf. Das ist auch nötig, denn aus der eigentlichen Grundstory wird nicht wirklich viel gemacht. Wenn der Abspann beginnt, bleibt das Gefühl zurück, man wurde als Zuschauer mitten in der Erzählung herausgeworfen. Vielleicht kommt dieser Eindruck deswegen zu Stande, weil „Cockneys vs. Zombies“ bis auf eine Ausnahme relativ versöhnlich und nett mit seinen Figuren umgeht. Auch hier gibt es zwar dramatische Momente, die sind allerdings äußerst unbrauchbar, da nicht alle Figuren wirkliche Empathie erzeugen.


Matthias Hoenes Film ist ein wirklich sympathischer Vertreter seines Genres, aber er kann es nicht verbergen, dass er im Grunde nicht mehr macht als zu wiederholen, was bereits dutzende Male zu sehen war. Wirkliche Akzente kann er dabei leider nicht setzen. Richtig enttäuschend ist das dennoch nie. Der Kampf zwischen originalen East Enders und schlürfenden Menschenfressern ist zeitweise durchaus unterhaltsam, letztlich fehlt es aber am nötigen Feinschliff. Und wer auf die dumme Idee kommen sollte den Film in synchronisierter Fassung zu sehen, der sollte sich auch nicht wundern, wenn vom herrlich rotzigen Grundton nicht mehr übrig bleibt, als ein paar plump übersetzte Schimpfwörter.

5 von 10


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