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Review: MINIONS - Gelbe Monotonie

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Fakten:
Minions
USA. 2015. Regie: Pierre Coffin, Kyle Balda. Buch: Brian Lynch. Orig. Stimmen von Pierre Coffin, Sandra Bullock, Jon Hamm, Michael Keaton, Allison Janney, Steve Coogan, Steve Carell, Geoffrey Rush, Katy Mixon, Dave Rosenbaum, Chris Renaud, Jennifer Sauners, Hiroyuki Sanada uvm. Dt. Stimmen von Carolin Kebekus, Pierre Coffin, Sascha Rotermund, Ulrike Möckel, Oliver Rohrbeck, Marcus Off uvm. Länge: 91 Minuten. FSK: freigegeben ohne Altersbeschränkung. Im Kino.


Story:
Ein Geheimnis der Filmgeschichte wird gelüftet: Die Geschichte der Minions – von ihren Anfängen als Einzeller bis hin zu ihrer aufregenden Reise durch Zeiten und Welten auf der Suche nach einem neuen, fiesen Herrn und Meister. Den finden Kevin, Stuart und Bob in Scarlet Overkill, die als erste weibliche Superschurkin die Weltherrschaft an sich reißen will. Von der kalten Antarktis über das New York der 60er Jahre führt der Weg die Minions bis ins hippe London. Dort müssen sie ihre bisher größte Herausforderung meistern: Die Rettung aller Minions!





Meinung:
Es fing alles mit Universals Versuch an sich auf dem Markt der Animationsfilme zu behaupten. 2010 gelang ihnen mit „Ich – Einfach unverbesserlich“ ein großer Erfolg und schon dort waren die gelben, wirschen Pillen (genau, gemeint sind die Minions) zu sehen. Wenn auch ausschließlich als Lückenfüller zwischen der eigentlichen Geschichte des Superschurken Gru, der den Mond stehlen will, sich aber plötzlich mit der Rolle eines Vaters konfrontiert sieht. Das noch erfolgreichere Sequel schob die Minions dann mehr in den Vordergrund. Es erinnert schon an „Ice Age“ und dem prähistorischen Eichhörnchen Scrat. Dieses war im ersten Teil auch noch als reinrassige Intermezzo-Figur aufgetreten und wurde in den dann kommenden Sequels immer prominenter und häufiger eingesetzt.


Bob, Kevin und Stuart: Das Abenteuer beginnt
Doch die gelben Maiskörner, die zumindest in „Ich – Einfach unverbesserlich“ durchaus auch den einen oder anderen schwarzhumorigen Moment ablieferten, haben Scrat in Sachen Beliebtheit und Popularität längst überholt. Denn während bei „Ice Age“ immer noch Faultier, Säbelzahntiger und Mammut die Helden sind, spendierte Universal den Minions nun ihren ersten, eigenen Solo-Film, der als Prequel zu den Filmen mit Schurke Gru fungiert. Erneut ist Regisseur Pierre Coffin für den Film mitverantwortlich, der übrigens auch die Minions spricht. Unter seiner und der Führung von Co-Regisseur Kyle Balda entstand eine familienfreundliche wie universell verständliche Komödie, in der die gelben Maiskörner vom aufgeblähten Running Gag zur Hauptattraktion aufsteigen. Die Geschichte erweist sich dabei als so einfach, dass vom kleinen Grundschüler bis hin zum betagten Senior niemand ausgeschlossen wird. Der Look von „Minions“ gleicht dabei dem der beiden „Ich – Einfach unverbesserlich“-Filme, in denen das Flair der Swinging Sixties etwas untergerührt wurde. Richtig konsequent wird der Retro-Charme aber nicht genutzt, dafür ist “Minions“ dann doch zu cartoonartig.


Ist Scarlet Overkill wirklich die richtige Chefin für die Minions?
Das ist im Grunde dann auch die Problematik des Films. Er bleibt stets einem oberflächlichen Eskapismus treu, der zwar dazu führt das „Minions“ rasant einen Gag nach dem anderen auffädelt, sich dabei aber in den immer gleiche Mechanismen bedient und sich schließlich in diesen regelrecht verheddert. Der Humor des Films wird somit recht früh bereits ein Opfer dieser Monotonie. Ein probates Mittel dagegen wäre etwas Subversion gewesen, doch dazu kommt es eher selten. “Minions“ bleibt stets seinen eigens aufgestellten Regeln treu und versucht zu keiner Zeit dieser auf irgendeine Art und Weise zu verlassen. Man merkt dem Film oft einfach zu sehr an, dass er vor allem produziert wurde, um die Minions als eigene Marke, als Produkt, zu profilieren. Mögen Kevin, Stuart und Bob noch so knuffig, chaotisch und süß sein, letztlich sind Gelddruckmaschinen in blauen Latzhosen. „Minions“ wirkt also wie ein überlanger Werbespot für Minions-Merchandise und die „Ich – Einfach unverbesserlich“-Filme.


Wer schon bei den Trailern Tränen vor Lachen in den Augen hatte und die Minions trotz übersättigenden Werbe- und Produktkampagnen noch süß findet, der wird mit ihrem ersten Solo-Abenteuer gewiss wenig, ach nee, eigentlich gar nichts falsch machen. Wer mehr erwartet als durchexerzierte Knuffigkeit und eine primär auf Funktionalität statt auf Faszination ausgerichtete Handlung, der kann die gelben Wasauchimmerdasseinsoll problemlos links liegen lassen. Es gibt bessere Alternativen. Eine davon heißt „Alles steht Kopf" und startet im Herbst bei uns.


4 von 10 netten Schurkenfamilien

Review: DRACULA JAGT MINI-MÄDCHEN - Ein aus der Not geborener Glücksfall

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Fakten:
Dracula jagt Mini-Mädchen (Dracula A.D. 1972)
GB, 1972. Regie: Alan Gibson. Buch: Don Houghton. Mit: Christopher Lee, Peter Cushing, Stephanie Beachman, Christopher Neame, Michael Coles, Marsha A. Hunt, Caroline Munro, Janet Key, William Ellis, Philip Miller, Michael Kitchen u.a. Länge: 93 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD erhältlich.


Story:
Mal wieder hat Dr. Van Helsing seinem alten Widersacher Graf Dracula den Garaus gemacht, diesmal soll für 100 Jahre Ruhe sein. Im London des Jahres 1972 erweckt eine Gruppe Twens im Drogenrausch den Fürst der Finsternis wieder zum Leben. Ein Mitglied der Clique: Jessica Van Helsing. Ihr Großvater ahnt nach den ersten Todesfällen schnell, wer da wieder aufgetaucht ist. Und auf wen er es abgesehen hat…




Meinung:
„Großvater, ich will dir ein Geständnis machen, wenn es dich beruhigt: LSD habe ich noch nie geschluckt. Ich habe auch noch nie gespritzt und ich schlafe auch noch nicht mit jedem bis jetzt.“

Das „bis jetzt“ ist doch mal ein Brüller…

Ganz neue Alltagsproblematiken im Hause HAMMER, was ist denn da los? Nun, das Studio sah sich gezwungen alternative Wege zu gehen. Die Zuschauer blieben weg, das Geld wurde (noch) knapp(er) und wenn einer das sinkende Schiff noch retten konnte, dann natürlich Dracula. Christopher Lee wurde gegen seinen Willen erneut vor den Karren gespannt (er war einfach zu gutmütig: Die Studiobosse argumentierten mit bereits verkauften Rechten und wie viele Arbeitsplätze daran hängen würden, Lee gab nach) und erstmals seit dem Original von 1958 gab es einen gemeinsamen Dracula mit Peter Cushing, der nur 1960 in „Dracula und seine Bräute“ wieder als Van Helsing zu sehen war, dem einzigen Film der Reihe ohne Lee. Nur eine berechtigte Frage stellte sich: Quo vadis, Dracula?


Es ist angerichtet...
Nach nunmehr fünf Sequels mit dem immer gleichen Muster (ausgenommen „Dracula und seine Bräute“, der sich nur bedingt in die Serie einordnen lässt) – der eigentlich endgültig besiegte Dracula steht durch ein Ritual wieder auf oder ist einfach nie weg gewesen, warum auch immer – und der nicht nur daraus resultierenden, absteigenden Qualität der letzten Filme („Das Blut von Dracula“ und „Dracula – Nächte des Entsetzens“ entstanden als Fließbandproduktionen 1970 direkt nacheinander, was man deutlich merkt) war ein neues Konzept gefragt. Schon wieder den Grafen in seiner Burg und dem üblichen Drum und Dran, das wollte keiner mehr sehen. Also nun „Dracula A.D. 1972“ oder unter dem wunderschönen deutschen Titel „Dracula jagt Mini-Mädchen“, der dem Endprodukt fast gerechter wird. Nachdem der Prince of Darkness zum letzten Mal am Rad gedreht hat (herrlich theatralisch und im Sinne der folgenden 90 Minuten leicht absurd vorgetragen) und auch Van Helsing letztlich in die Kiste gekommen ist, folgt der radikale Cut: Ein Flugzeug, die roten Doppeldecker, willkommen in London, anno 1972. Kein Blitz und Donner, keine hutzeligen Bauerndörfer im Schatten der Schreckensburg und kein Heulen der Kinder der Nacht. Hier wird Dope geraucht, kesse Bienen tanzen in flotten Hotpants zu Hottentotten-Musik und es wird gegen das spießige, britische Establishment rebelliert.


Da müssen wir mal eine Blutprobe nehmen...
Hier hängt der Hammer an fremder Stelle. Schon vorher spielten Filme des Studios zwar in der Gegenwart, jedoch nie so, weit entfernt von klassischen Modellen, mitten drin im Swinging-London. Das ist ungewohnt und von Dracula lange keine Spur. Selbst als sich Christopher Lee endlich aus seinem Ruhestand erhebt (natürlich: Durch ein Ritual) wirkt er trotz seiner gewohnt erhabenen Gestalt total deplatziert. Doch gerade dieser merkwürdige Kontrast zu der eingeschlafenen HAMMER-Methodik hat einen skurrilen Reiz. Das „Dracula jagt Mini-Mädchen“ eine aus der Not geborene Verzweiflungstat ist, lässt sich kaum schön reden und ist überdeutlich zu erkennen. Offensichtlich war sich keiner sicher, was man aus der neuartigen Prämisse überhaupt machen sollte. Nüchtern ist der Film niemals konsequent, weder in seiner Inszenierung, noch in seiner kaum zu definierende Intention. Der Clash von Klassik und Moderne wird dadurch erstaunlich gut präsentiert, ob das immer freiwillig ist, bleibt zu bezweifeln. Mal total unverkrampft, locker-lässig planlos aus der Hüfte geschossen, teilweise sogar gezielt ironisch, dann aber sich wieder im Ansatz auf den Geist der alten Filme berufen wollen, was eher von einer Unsicherheit im Umgang mit der Materie zeugt, trotzdem einen ungemeinen Charme hat. Ungewollt – oder eher in der Form unabsichtlich - ist „Dracula jagt Mini-Mädchen“ dadurch die beste Fortsetzung seit dem hervorragenden „Blut für Dracula“ (1966) geworden. Selbst der Score hat keine klare Linie, wechselt von Swing und Funk stellenweise urplötzlich zu Orgel-Grusel-Musik, das passt gar nicht und gerade dadurch doch.


Christopher Lee hat zudem die kürzeste Screentime aller bisherigen Dracula-Filme (das toppte nur noch der letzte, folgende Teil „Dracula braucht frisches Blut“, bei dem sowieso alles in die Hose ging), dafür darf Peter Cushing das Feld größtenteils beackern. Kein Problem, auch wenn es dadurch relativ wenig Vampir-Action gibt, zumindest in der ersten Hälfte. Da macht „Dracula jagt Mini-Mädchen“ auch lange nicht so viel Spaß wie später, richtig zieht der eh erst in der letzten halben Stunde an. Vorher ist sehr deutlich, wie schwach das Skript eigentlich ist, das spielt hinterher gar keine Geige mehr. Durchgehend super ist Christopher Neame in der Rolle des Johnny Alucard (!), der als (zunächst) menschlicher Antagonist von Optik und Auftreten leicht an Malcolm McDowell alias Alex in „Uhrwerk Orange“ erinnert. Der macht nicht nur eine gute Figur, er liefert auch noch eine Duschszene ab, die Janet Leigh Konkurrenz macht. Also, zumindest fast. Fast ist das Stichwort: Fast ist „Dracula jagt Mini-Mädchen“ eine Parodie, fast ist er eine Hommage und fast ist er ein ernstgemeinter Gruselfilm, die Grenzen verschwimmen. Nach dem etwas zu behäbigen Start in einer schrulligen, sehr herzlichen Konstellation. Ob Draculas Augen im Finale nun diabolisch-blutrot sind oder ob zu viel Hasch in der Luft lag, es bleibt diskussionswürdig. Hier lief bestimmt nicht alles wie mal angedacht (oder es wurde nicht viel nachgedacht), aber es funktioniert. Das negative, schauderhafte Gegenbeispiel erschien im folgenden Jahr und beerdigte den HAMMER-Lee-Dracula endgültig. Fatal, dies hier wäre ein würdiger Abschluss gewesen. Ein Exot in seinem Universum, der dadurch nicht alles, aber einiges richtig macht. Definitiv zu diesem Zeitpunkt.

6,5 von 10 Spatenstichen

Trailerpark: Jack Bauer in England - Erster richtiger Trailer zu 24:LIVE ANOTHER DAY

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Hier der erste vollwertige Trailer zum „24“-Nachklapp “Live another Day“. Am 5. Mai startet die 12teilige Serie in den USA und Jack Bauer-Fans scharen nicht erst seit gestern mit den Hufen, um endlich ihren Helden wiedersehen zu können. Diesmal operiert Jack Bauer in London und zwar auf eigene Faust und versucht ein Attentat auf den US-Präsidenten zu vereiteln. Er tut also das, was er schon immer getan hat. Wir sind gespannt wie „24: Live another Day“ beim Publikum ankommt und ob die Masche des landestreuen Helden heute, in den Zeiten von „Breaking Bad“ und „Homeland“ noch funktioniert und angenommen wird.


Review: JACK THE RIPPER - Kinski, der Hurenschreck

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Fakten:
Jack the Ripper
CH, BRD, 1976. Regie & Buch: Jess Franco. Mit: Klaus Kinski, Josephine Chaplin, Andreas Mannkopff, Herbert Fux, Lina Romay, Nikola Weisse, Ursula von Wiese, Hans Gaugler, Olga Gebhard, Peter Nüsch u.a. Länge: 92 Minuten. FSK: Freigegeben ab 18 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Story:
Im London des 19. Jahrhunderts treibt der Prostituiertenmörder Jack the Ripper sein Unwesen. Niemand vermutet, dass der introvertierte, höfliche und scheinbar herzensgute Arzt Dr. Orloff dieses Monster ist. Inspektor Selby von Scotland Yard setzt alles daran, den Killer endlich dingfest zu machen. Unterstützung bekommt er dabei von einem Blinden mit ausgeprägtem Geruchsinn und von seiner Geliebten Cynthia, die dem Ripper eine riskante Falle stellt...


                                                                           
Meinung:
Eine schweizer/deutsche Produktion um den legendären Huren-Mörder, geschrieben und inszeniert von europäischen Exploitation- und Trashvieldreher Jess Franco, der kürzlich das Zeitliche segnete. Fleissig war der Mann, die Qualität der meisten seiner Arbeiten kann diplomatisch als "geschmacksabhängig" bezeichnet werden. Das trifft sicherlich auch auf seinen "Jack the Ripper" (toller italienischer Alternativtitel übrigens: "Erotico Profondo") zu, allerdings anders als erwartet.
Das kostet extra.
Franco wirkt sehr bemüht, diesen Film nicht unweigerlich in die Euro-Trash Ecke zu stellen. Er wollte wohl einen Film machen, der ein breiteres Publikum anspricht und verglichen mit seinem sonstigen Output ist ihm das sogar geglückt. Allein handwerklich kann das Werk erfreulicherweise positiv punkten. Die Kameraarbeit ist sauber, die Sets zwar nicht besonders Zahlreich, dafür schön stimmungsvoll eingefangen, schattiert und reichlich vernebelt, die Ausstattung gut, der dezent eingesetzte Score, in erster Linie das prägnante Titelstück, wirkungsvoll. Das hat nicht viel - eher sogar nichts - von billigem Euro-Trash-Kino und ist im Bezug auf die Mittel absolut gelungen. Zudem überrascht Franco durch eine kaum reisserische Inszenierung. Das Tempo ist bewusst eher gedrosselt, Gore und Schweinereien halten sich sehr in Grenzen. Klar, nackte (Frauen)Haut hatte der alte Jess schon ganz gerne, nur baumeln hier nicht völlig sinnlos die Euter durchs Bild. Wenn der Ripper seine Opfer erlegt, ist das im sexuellen, Mutterkomplex belasteten Motiv angebracht. Etwas Gore darf dann auch nicht fehlen, es begrenzt sich dabei jedoch auf wenige Szenen, die heute sicher nicht mehr für erhöhten Speichelfluss bei Blutwurstfreunden sorgt. Wenn schon die FSK das nicht mehr indizierungswürdig findet, dürfte alles klar sein.
 


Jack, der Stecher.
Bei der Besetzung hat Franco dann einige Asse im Ärmel. Klaus Kinski ist natürlich wie gemalt für diese Rolle, ihn dafür zu gewinnen kann auch kaum schwer gewesen sein - wenn er pünktlich und ansprechend bezahlt wurde, hat der eh alles gedreht und daraus ja auch nie ein Geheimnis gemacht. Dafür hat er es oft mit engagierten Leistungen belohnt (der Preis dafür waren dann Nervenzusammenbrüche der Crew), so auch hier. Kinski schaltet angenehm zurück und vermeidet die grossen Ausraster, was gut zu seinem Rollenprofil passt. Nur selten und kurz dreht er mal durch, dabei nie zu stark drüber, meistens verkauft er seinen von innerer Unruhe und Trieb gesteuerten Charakter sehr angemessen. Die bezaubernde Josephine Chaplin ist ein echtes Eye-Candy und der markante Herbert Fux war immer ein gern gesehener Nebendarsteller. Das passt schon alles.
Klingt jetzt alles sehr positiv, dass richtig Gelbe vom Ei ist der Franco-Ripper dann (natürlich?) doch nicht. Paradoxerweise liegt es wohl daran, dass Franco hier einen Film gemacht hat, der eigentlich um einiges "besser" (wie gesagt, geschmacksabhängig) ist, als seine sonstigen Arbeiten. Oder es eben sein will. Spannend ist der Film nur bedingt, oft sogar wenig, erzählerisch keine Leuchte. Da Trash und niedere Bedürfnisse hier nur im Hintergrund stattfinden, kann der Film eben weder in die eine, noch die andere Richtung voll überzeugen und schleppt sich zuweilen arg dahin. Das enttäuschende, verschenkte Finale bestätigt leider den Eindruck, dass Franco einfach nicht für so was geschaffen war.
Mit mehr Feinschliff am Script hätte "Jack the Ripper" sogar ziemlich gut werden können. So ist es ein ambitionierter und aufgrund seiner Vorzüge auch nicht zu verachtender Film für Freunde dieses Genres, aber eben auch keine echte Empfehlung. Kann, muss aber nicht. Schade.
5,5 von 10 Bordsteinschwalben.

Review: FAST & FURIOUS 6 - Willkommen im Tal der physikalischen Grenzenlosigkeit

2 Kommentare:

Fakten:
Fast & Furious 6
USA. 2013. Regie: Justin Lin. Buch: Chris Morgan. Mit: Vin Diesel, Paul Walker, Dwayne Johnson, Luke Evans, Sung Kang, Michelle Rodriguez, Tyrese Gibson, Gina Carano, Jordana Brewster, Chris „Ludacris“ Bridges, Gal Gadot Joe Taslim, Rowena Diamond, Paul Blackwell, Kim Kold, Stephen Marcus, Shea Whigham, Jason Statham, Lee Craven, Lee Asquith-Coe, Clara Paget u.a. Länge: 131 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Nach ihrem Coup in Rio ist die Crew von Dominic Torreto auf der Flucht und über den ganzen Globus verteilt. Doch FBI-Agent Luke Hobbs findet ihn und unterbreitet ihm ein Angebot. Wenn Toretto und sein altes Team dabei helfen den Ex-Elitesoldaten Owen Shaw zu finden und dingfest zu machen, erhalten alle Team-Mitglieder Amnestie und dürfen zurück in die USA. Außerdem arbeitet Owen mit jemanden zusammen, der einst zu Torettos Familie gehört.





Meinung:
Nachdem Rob Cohen im Jahre 2001 den Hochgeschwindigkeitsböller „The Fast and the Furious“ in die Kinos brachte, waren die Weichen dank des enormen Erfolgs schnell auf Fortsetzungswahn gestellt. Nachdem aber sowohl „2 Fast 2 Furious“ und „The Fast and the Furious: Tokyo Drift“ kommerziell wie qualitativ nicht mehr an das bereits mäßige Format des Erstlings anknüpften konnte, hat sich die Reihe um illegale Autorennen und (un-)coole Bleifüße schnell selbst den Wind aus den Segeln genommen. Aber Totgesagte leben ja bekanntlich länger und obwohl die Skepsis verständlicherweise im Vorfeld Oberhand gewann, zeigte sich Justin Lins „Fast & Furious – Neues Modell. Alte Teile“ von 2008 als geglückte Reanimation des Franchise auf vier Rädern, nur um die Reihe dann mit „Fast & Furious Five“ 2011 in ungeahnte Höhen zu bugsieren. Natürlich war die Vorfreude auf den sechsten Teil dementsprechend hoch - vor allem weil Lin die „F&F-Serie nicht mehr nur für objektophile Vehikel-Streichler schmackhaft machte – doch „Fast and Furious 6“ erweist sich nicht als die erwünschte Steigerung, sondern schaltet einen Gang zurück.


Gestatten, das F&F-Flughörnchen
Man muss sich dabei natürlich immer deutlich vor Augen halten, mit welcher Art von Film wir es hier zu tun bekommen. Wirklich stringente Kriterien darf man „Fast and Furious 6“ einfach nicht unterziehen, schließlich ging es keinem der Beteiligten je darum, hier wirklich ernsthafte Ware abzuliefern und den Zuschauer in irgendeiner Weise zu fordern. Nein, es war bereits im ersten Teil so, dass „Fast and Furious“ den Anspruch immer auf den Unterhaltungsfaktor gelegt hat und der Zuschauer dem eigenen Gehirn bei vollkommener Stille langsam beim Zerschmelzen zuhören konnte. Während Teil 1 eben noch den Beifall der Autofreaks auf seiner Seite hatte, verloren sich die zwei Nachfolger schlagartig in einem Sumpf aus lustlosen Selbstzitaten und langweiligen Actionmontagen, die immer mit viel Bling-Bling und Krach-Bumm in Szene gesetzt wurden, aber das Interesse des Zuschauer hinsichtlich der Verfolgung dieses endlosen Blödsinns schon lange nicht mehr wecken konnten. Lin ging daher den einzig richtigen Weg: Er durchbrach die mickrig-auferlegten Grenzen und entwarf waschechtes Hau-Drauf-Kino – mit brodelnden Pferdestärken.


Wo sich „Fast and Furious 5“ dann als zünftige Spaßgranate im Old-School-Mantel definieren ließ, waren die Hoffnungen auf ein solch (ähnlich) wiederholtes Erlebnis schwellenlos. Und auch in „Fast and Furious 6“ macht Regisseur Lin eigentlich mehr richtig als falsch, denn wenn die physikalischen Gesetze vollkommen außer Kraft treten, Panzer im dichten Verkehr Brücken zerstören, Flugzeuge konsequent zerlegt werden und die Zerstörungsorgie in vollem Lauf ist, entwickelt der Film genau das Feeling, welches man sich als Fan des fünften Teiles nur erhofft hat. Über das mehr als schwachsinnigen Drehbuch braucht man per se eigentlich keine Worte verlieren, die Story ist hohl, die Figuren nach wie vor überstilisierte Abziehbildchen heroischer Männerträume, doch wo „Fast and Furious 5“ seine zweistündige Laufzeit ohne jeden Durchhänger von Anfang bis Ende problemlos ausfüllen konnte und die Adrenalinspritze nie an ihr Limit gelang, besitzt „Fast and Furious 6“ zwischenzeitig einfach zu viel Leerlauf, der die Überbrückung von einer fulminanten Sequenz zur nächsten viel zu deutlich in den sich streckenden Fokus rückt.



Letty und Shaw
Die alte Crew um Dominic Toretto (Vin Diesel) und Brian O’Connor (Paul Walker) ist dem Kenner ja schon irgendwie ans geölte Herz gewachsen, und das obwohl mal keinesfalls vorwurfsvoll behaupten darf, dass diese Figuren einfach keinen echten Charakter besitzen. Wir bekommen es nach wie vor mit Machos, Großschnauzen, Draufgänger und Muskelbergen zu tun (Die Besetzung von Charismabolzen Dwayne Johnson erweist sich nach wie vor als extremer Glücksgriff). Aber die Gruppe hat ein bodenständiges Auftreten, den man sich gerne anschließt. In „Fast and Furious 6“ werden jedoch am Rande der Geschichte Themen wie ein schläfriger Familien-Kodex und die Bekehrung der alten Liebe in die Narration eingebaut. Daraus resultiert, dass versucht wird, den Figuren ein Maß an Menschlichkeit einzuführen, was sich einfach nur kontraproduktiv auf das gesamte Konzept auswirken konnte. In „Fast and Furious“ gibt es einfach keinen Tiefgang und „Fast and Furious“ wird es nie Tiefgang geben. Jeder Versuch, diesen krampfhaft zu evozieren und den sympathischen Schablonen ein echtes Eigenleben einflößen zu wollen, durchbricht die Sphären des Franchise und drosselt die Freude an dem übertriebenen Humbug erheblich.


Letztendlich ist „The Fast and Furious 6“ weit davon entfernt die Brandmarkung „Komplett Durchgefallen“ zu erhalten, dafür ist das Ganze eben doch zu unterhaltend und in seiner verblödeten Überspitztheit zu schön anzusehen, aber der große Wurf wie Teil 5 wurde es bei Weitem nicht und und Lins dritte Regiearbeit im „The Fast and Furious“-Mikrokosmos muss sich seinen Platz im Tal der kleinen Enttäuschungen durchaus gefallen lassen. Teil 7 ist zwar nur noch eine Frage der Zeit, doch dann sollte das wieder das altbewährte Prinzip gelten: Wenig Gequassel, viel charismatischer und motorisierter Lärm ohne Kommata. Böse kann man „Fast & Furious 6“ dann aber doch nicht wirklich sein.


5 von 10 explodierenden Flugzeugen bei Nacht


von souli