Review: THE LAST STAND - Sorry, I'll be back



Fakten:
The Last Stand
USA. 2012. Regie: Kim Jee-woon. Buch: Andrew Knauer. Mit: Arnold Schwarzenegger, Forest Whitaker, Eduardo Noriega, Johnny Knoxville, Jaime Alexander, Luis Guzman Peter Stormare, Rodrigo Santoro, Daniel Henney, Zach Gilford, Génesis Rodriguez, Tait Fletcher, John Patrick Amedori, Harry Dean Stanton, Titos Menchaca u.a. Länge: 107 Minuten. FSK: Ab 16 Jahren freigegeben (gekürztes Kinofassung), bzw. ab 18 Jahren freigegeben . Ab dem 31. Mai 2013 auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
In Sommerton Junction, einer verschlafene Kleinstadt in Arizona, direkt an der Grenze zu Mexiko, ist das Leben noch in Ordnung. Sheriff Ray Owens hat hier mehr mit Ruhestörung zu tun, als mit echten Verbrechen. Doch dies ändert sich als der Gangsterboss Cortez aus dem Gefängnis ausbricht und mit einem Hochgeschwindigkeitsauto inklusive Geisel gen Grenze rast. Jetzt ist Sommerton Junction die letzte Hürde und Sheriff Owens will um jeden Preis Cortez aufhalten.





Meinung:
So richtig weg war er nie. Trotz seiner politischen Karriere blieb der Name Arnold Schwarzenegger als Synonym für groß angelegte Actionspektakel, die genau so viele begeistern wie belächeln, in der Filmwelt erhalten. Größere und kleine Gastauftritte in „Welcome to the Jungle“ oder den beiden „The Expendables“-Filmen hielten den Stern des Action-Stars dazu weiter in die Höhe. Aber nun ist er wieder zurück, in einem Film, der voll und ganz auf ihn zugeschnitten ist. Wie damals, als er in „Phantom-Kommando“ oder als „Terminator“ wahren Gegnerhorden das Fürchten lehrte, schnappt sich der ehemalige Mr. Universum eine Arsenal von Waffen und legt sich mit einem so übermütigen wie genialen Drogenbaron an, der mit einem modifizierten Sportwagen gen Grenze rast. Das klingt nach Old School. Das klingt nach unkompliziertem Spaß. Das klingt danach, dass die Schwarzenegger-Fans und -Gegner genügend bekommen um endlich wieder zu feiern, bzw. zu nörgeln. Doch bei „The Last Stand“ gibt es leider wesentlich mehr zu nörgeln als zu feiern.



 


In diesem Bild versteckt sich ein Oscar-Preisträger
Irgendwie hätte das keiner gedacht. Am Startwochenende in den USA schaffte es „The Last Stand“ trotz großer Namen und Promotion gerade einmal auf den zehnten Platz der Kinocharts. Ist die erfolgreiche Zeit von archaischen Helden vorbei? Eigentlich nicht. Sylvester Stallones explosives Altherrentreffen „The Expendables“ war weltweit ein Hit, doch das große Zusammentreffe der alten Actionheldenriege ist nicht nur schwer vergleichbar mit „The Last Stand“. Stallones bleihaltige Söldner-Party ist ganz klar ein rezitierendes Spektakel, welches sich augenzwinkernd über das Alter der Hauptdarsteller lustig macht. In Schwarzeneggers erster großer Solonummer seit „Terminator 3“ spielt das Älterwerden auch eine Rolle, wird allerdings eher als Nebensächlichkeit behandelt. Dazu versucht der Film größere, humoristische Bereiche eher zu umschiffen. „The Last Stand“ will lieber ein ernsthafter Vertreter des Action-Genres sein. Ein paar lustige Nebenfiguren und Sprüche erlaubt er sich zwar, doch keines von beidem wird wirklich richtig genutzt. Johnny knoxville als Waffen-Nerd Dinkum wird zwar in typisch salopper Komödienform vorgestellt, dann aber vom Film fast vollständig wieder vergessen, nur um dann kurz vorm Showdown wieder aufzutauchen. Der Film krankt immens daran, dass er es nicht richtig hinbekommt eine eingängige Stilistik zu erzeugen. Die wenigen Momente, die als witzig durchgehen könnten, sind es nicht und die Augenblicke im Film, die nach brachialer Durchschlagskraft anmuten könnten, wirken eher schlapp. Hinzu kommt, dass die Kinofassung um 22 Sekunden geschnitten ist. Klingt nicht nach viel, doch es gibt wirklich einige Szenen, bei denen das Gefühl zurück bleibt, dass etwas fehlt. Aber egal ob FSK-16 oder uncut ab 18, die wenigen, fehlenden Sekunden, werden „The Last Stand“ sicherlich auch nicht besser machen.


Verlassen wir einmal kurz das Thema Arnold Schwarzenegger, denn „The Last Stand“ ist nicht nur die Rückkehr der Action-Ikone , sondern gleichzeitig auch das Hollywood-Debüt des südkoreanischen Regisseur Kim Jee-woon, der mit Filmen wie „Tales of two Sisters“, „The Good, the Bad and the Weird“ oder „
I saw the Devil“ nicht nur sein Heimatpublikum begeisterte. Egal welches Genre, Kim Jee-woon zeichnete sich immer durch Raffinesse und große Experimentierfreunde aus. Davon ist hier aber fast nichts mehr zu sehen, bzw. zu spüren. Nur bei einer Art motorisiertem Versteckspiel in einem Maisfeld blitzt kurz die Qualität des Regisseurs auf. Ansonsten verläuft „The Last Stand“ auf so sicheren, wie uninspirierten Bahnen. Bleibt zu hoffen, dass Kim Jee-woon bei einer zweiten Arbeit in der Traumfabrik mehr von seinem Talent zeigt, bzw. zeigen darf, denn das Drehbuch von Andrew Knauer tat sicherlich auch seinen Teil dazu, dass Jee-woon hier nur durch seinen Namen, nicht aber durch seinen Stil (positiv) auffällt.



Sheriff Owens: Coole Mimik zum schlechten Film
Zurück zum Fixpunkt von „The Last Stand“: Arnold Schwarzenegger. Der hat, darauf können sich Fans freuen, nichts von seiner Ausstrahlung verloren. Durch seine ledrige Gesichtshaut und die etwas lichten, strohigen Haare wirkt er reifer, wirklich sympathisch. Vielleicht auch deshalb weil er ohne Schönheitschirurgie dem Alterungsprozess entgegen tritt. Wesentlich besser wird „The Last Stand“ dadurch zwar auch nicht, aber zumindest ist es in den ersten Minuten des Films ein schönes Gefühl den Actionstar aus der Steiermark wiederzusehen und seine Rolle als Sheriff fügt ihm eine nette, fast schon väterliche Note hinzu. Diese ist aber schnell vergessen, wenn es beginnt zu krachen. Es gibt durchaus viele Passage im Film, in denen das Herz eines Actionfans höher schlagen sollte. Ob nun wuchtige Autounfälle, gnadenloses Zweikämpfe oder waffenstrotzende Schlachten. Ja, es geht viel zu Bruch und dennoch kommt keine echte Stimmung auf, denn auf jede aktionsreiche Szene, kommen mindestens zehn weitere, in denen „The Last Stand“ versucht seinem Publikum Dinge zu erklären die ohnehin schon klar sind. Elende Minuten verbleibt der Film z.B. in einer Schaltzentrale des FBI, nur damit wir, die Zuschauer, kapieren, dass dieser mexikanische Drogenbaron ein verdammt übler Kerl ist. Na vielen Dank auch. Trotz seiner Länge von gewöhnlichen 107 Minuten, fühlt sich „The Last Stand“ so dermaßen überzogen und aufgebläht an. Der Showdown in Sommerton Junction, in dem Sheriff Owens und sein Team, gegen eine Gruppe von eiskalten Söldnern antreten muss, verkommt zu einem nicht sonderlich einprägsame Luftnummer, auch wenn hier der Begriff Waffenporno sichtbar definiert wird. Trotz einer ordentlichen Anzahl von Action-Momenten verfügt keiner von ihnen über ein wirklich erinnerungswürdiges Potenzial. Zwischen ihnen klaffen einfach zu viele unüberwindbare Hürden von Langatmigkeiten, die entweder aus lahmen Witzeleien oder müden Dramatisierungen bestehen. Dass Empathie dazu auch eher Mangelware ist, macht den Schlamassel dann nahezu perfekt.


„The Last Stand“ ist leider nicht die erhoffte Comeback-Parade von Arnold Schwarzenegger. Zu vieles greift hier einfach aneinander vorbei. Die Hauptfigur ist eine der wenigen Facetten des Films, die uneingeschränkt funktioniert, ansonsten klappert sich der Film von kleineren Makeln zu größeren Verfehlungen. Durchgehend unterhaltsam ist das Ganze dabei natürlich nicht und wenn man sich einmal vor Augen hält, dass hier einer der größten und vielseitigsten Regisseure von Südkorea das Zepter in der Hand hielt, bleibt nicht mehr viel übrig als das ungute Gefühl einer herben Enttäuschung.

2 von 10 Sportwagen

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