Review: BARFLY - SZENEN EINES WÜSTEN LEBENS - Suff und Poesie

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Fakten:
Barfly - Szenen eines wüsten Lebens (Barfly)
USA, 1987. Regie: Barbet Schroeder. Buch: Charles Burkowski. Mit: Mickey Rourke, Faye Dunaway, Alice Kringe, J.C. Quinn, Jack Nance, Frank Stallone, Sandy Martin, Roberta Bassin u.a. Länge: 96 Minuten. FSK: ab 16 Jahren freigegeben. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.

Story:
Henry ist ein Trinker, mit Leib und Seele. Jeden Tag zieht es ihn in die selbe Spelunke, zum fast täglichen Ritual gehört eine Schlägerei mit Intimfeind Eddy. Doch Henry ist auch ein Poet, der zum Abschluß seines trinkwütigem Tages seine Gedanken zu Papier bringt. Eines Tages lernt er Wanda kennen, wie er eine hoffnungslose Barfly...






Meinung:
Kein Mann für kleine Schlücke: Henry.
- "Warum hören sie nicht auf zu trinken? Trinken kann doch jeder."
- "Nicht trinken kann doch jeder. Es gehört ein spezielles Talent dazu Trinker zu sein."

Das semi-autobiographische Skript von Undergroundlyriker Charles Bukowski führt den Zuschauer an die Tresen, in die Kneipen, in die versifften Behausungen und somit mitten in das ziellose Leben am Ende des amerikanischen Traums von Erfolg und Wohlstand. Das Burkowski hier eigene Erfahrungen verarbeitet ist unverkennbar, viel zu deutlich und präzise wirkt die Milieuschilderung rund um sein filmisches Alter Ego Henry.
An seiner Seite wird durch einen Alltag getaumelt, dessen einziger Fixpunkt der Stuhl an der Theke ist, in dem niemand ein höheres Ziel verfolgt als den nächsten Drink. Was höchst deprimierend und pessimistisch klingt stellt sich erstaunlicherweise als genau das nicht raus. Eben so wenig wird glorifiziert, wie könnte es auch? "Barfly" schildert, ganz ohne zu werten. Es ist keine Ode an die Trinkerei, dafür zeigt es viel zu deutlich und ungeschönt die fatalen Folgen. Es ist aber auch kein erhobener Zeigefinger mit expliziter Abschreckmoral. Dem Zuschauer wird ein Blick in diese Welt gewährt, ohne ihn belehren zu wollen. 


Das perfekte Diner: Scotch und Marlboro.
Die Handlung ist mehr ein vorübergehendes geöffnetes Zeitfenster, keine abgeschlossene Geschichte. Es startet und endet mitten im Geschehen, stellt diese Welt mit reichlich Insiderwissen nach, überzeugt durch einen skurrilen Witz wie seine Ernsthaftigkeit, die nie als bedeutungsschwangere Moralsau vor einem hergetrieben wird. "Barfly" ist die Studie einer Szene, eines Milieus und deren Figuren. Die eines Mannes, der mehr ist als nur ein Kneipenphilosoph, in dem wahrlich Talent schlummert, nur eben dieses spezielle Talent hat, Trinker zu sein. Mickey Rourke liefert hier wohl die Glanzleistung seiner "ersten" Karriere ab. Rourke geht in der Rolle voll auf, zelebriert sie bis ins Detail exakt, allein seine unglaubliche Körperhaltung ist fantastisch. Er wirkt tatsächlich wie ein Mensch, der im Dauerrausch mehr oder weniger eine "normale" Motorik verlernt hat. Ebenbürtig agiert Faye Dunaway, die im Gegensatz zu Rourke ihre besten Zeiten bereits hinter sich hatte, hier aber nochmal alles abruft. Eine uneitele, ganz wunderbare Leistung, die für Damen in Hollywood in dieser Form nicht üblich ist.

Etwas mehr Geschichte rund um diesen interessanten Einblick und die herausragenden Darsteller wäre vielleicht wünschenswert gewesen, doch auch so ist "Barfly" ein mehr als sehenswerter Film.


7,5 von 10 Promille

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