Fakten:
I Saw The Devil (Akmareul boatda)
Südkorea, 2010. Regie: Kim Jee-woon. Buch: Park Hoon-jung. Mit: Lee Byung-hun, Choi Min-sik, Jeon Gook-hwan, Cheon Ho-jin, Oh San-ha, Kim Yoon-seo u.a. Länge: 137 Minuten. FSK: ab 18 Jahren freigegeben (cut), uncut keine FSK Freigabe. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Story:
Die schwangere Verlobte von Agent Soo-hyun wird ermordet und zerstückelt aufgefunden. Auf eigen Faust macht er sich an die Ermittlungen und findet den Täter schnell: Kyung-chul, der schon etliche Frauen auf grausame Art getötet hat. Doch anstatt ihn dingfest zu machen oder ihn schlicht auszuschalten, wählt Soo-hyun einen ganz anderen Weg: Er will ihn leiden sehen. Er will, dass er seines Lebens nicht mehr froh wird. Bis zur totalen Selbstaufgabe stürzt er sich in die Rolle des Racheengels...oder eher Teufels. 
Meinung:
| Kyung-chul ist ein Monster... | 
Der wohl kompromissloseste Rachethriller der letzten Jahre.
Klar ist das auch wieder ein Film, der extrem polarisiert und dem 
manche Leute nichts als pure Abscheu entgegen bringen werden. Kim 
Jee-woon widmet sich dem Thema mit einer gnadenlosen Härte und 
Schonungslosigkeit, die einem das Blut in den Adern gefrieren lässt. So 
was kann schnell in die Kategorie Tortureporn eingeordnet werden, davon 
ist "I Saw The Devil" meiner Meinung nach aber weit entfernt. 
Oberflächlich gesehen bedient er natürlich die Bedingungen. Hemmungslose
 Gewaltszenen, gebrochene Knochen, spritzendes Blut und abgetrennte 
Gliedmaße. Hier wird nichts nur angedeutet, es wird voll draufgehalten. 
Aber welchen Zweck verfolgt er damit? Soll das unterhaltsam sein? Soll 
das nach Blut lechzende Publikum davor sitzen und das frenetisch 
abfeiern? Sicher werden das einige tun, darauf zielt er aber nicht ab. 
Die Gewalt wird einem dermaßen schonungslos vor den Latz geknallt, dass 
es einen einfach nur fassungslos da sitzen lässt. Seine Inszenierung 
dient nicht dem Spaß an der Gewalt, sie soll ernsthaft schocken. 
| ...und Soo-hyun wird dazu... | 
Natürlich dreht sich die Geschichte um Selbstjustiz und Rache, 
woraus Filmen gerne schnell ein Strick gedreht wird, rein vom 
moralischen Standpunkt her. Das Bedürfnis nach Vergeltung ist dabei 
doch so tiefst menschlich und nachvollziehbar wie das nach Liebe und 
Geborgenheit, warum dann nicht thematisieren? Sicher kommt es darauf an,
 wie man sich da heranwagt und es umsetzt. Gerade das gelingt Kim 
Jee-woon ausnahmslos gut. Obwohl man als Zuschauer natürlich auf der 
Seite von Soo-hyun ist, wird sein Rachefeldzug nie glorifiziert oder er 
als cooler Held dargestellt. Er ergötzt sich nicht an seiner Rache, er 
verliert sich an sie, stößt in die tiefsten Abgründe seiner Seele vor 
und opfert alles, was ihm geblieben ist. 
| ...bis zur letzten Instanz! | 
Selbstjustiz wird nicht 
verherrlicht, im Gegenteil, sie wird so konsequent vorgetragen, dass für
 Heldentum kein Platz bleibt. Am Ende steht nur noch Leid, Verzweiflung 
und Besessenheit.
Kim Jee-woon lässt keinen Zweifel daran, worum es ihm geht: Einen 
Rachefilm, der so pur, schonungslos, selbstzerstörerisch und echt ist, 
dass es einem den Atem verschlägt. Gewalt nicht aus purem Selbstzweck, 
sondern als Stilmittel zur Darstellung des Verfalls der Seele. Aus Rache
 getrieben wird Soo-hyun selbst zum Monster, was sich in der letzten 
Szene auf schockierende Art und Weise zeigt. Spätestens da ist er kein 
Held mehr, nur noch ein gebrochener Mann, der seinem eigenen Teufel ins 
Gesicht blickt.  Brillant inszeniert, hervorragend gespielt und zu tiefst 
erschütternd: "I Saw The Devil" ist ein Film, den man unmöglich vergessen
 kann.
9 von 10  

 
 
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