Review: THE LAST MAN ON EARTH - Der vergessene Klassiker

                                                            
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Fakten:
The Last Man on Earth 
USA, Italien, 1964. Regie: Ubaldo Ragona. Buch: William F. Leicester, Richard Matheson. Mit: Vincent Price, Franca Bettoia, Emma Danieli, Giacomo Rossi-Stuart, Umberto Raho u.a.
Länge: 84 Minuten. FSK: ab 16 Jahren freigegeben. Auf DVD erhältlich.


Story:
Ein Virus hat die gesamte Menschheit dahingerafft. Wissenschaftler Robert Morgan scheint der einzige Mensch auf der Welt zu sein, der immun gegen das Virus ist. Seit über 3 Jahren ist er schon allein, im Überlebenskampf gegen die Kreaturen, die das Virus erschaffen hat. Die überlebenden Infizierten sind zu vampirartigen Wesen geworden, die das Tageslicht scheuen, nach Sonnenuntergang jedoch auf der Suche nach Menschenblut sind. Als sich Robert mit seinem Schicksal abgefunden hat, trifft er tatsächlich eine scheinbar gesunde Frau...




Meinung:
"The Last Man on Earth" ist die erste Verfilmung des Romans "I Am Legend" von Richard Matheson. In den 70ern gab es die deutlich bekanntere Version "Der Omega Mann" mit Charlton Heston, sowie 2007 das unvermeidliche Blockbuster-Remake mit Will Smith, das nach 10 vernünftigen Minuten schon sein Pulver verschossen hatte.


Robert am Ende der Nahrungskette...
Ursprünglich wollten die Hammer-Studios das Skript bereits in den 50er Jahren verfilmen, die britische Zensurbehörde hatte jedoch ihre Bedenken mit dem für die Zeit sehr gewagten Stoff. Somit wanderte das Drehbuch in die USA und wurde schließlich in Italien gedreht. Stilistisch ist der alte Hammer-Flair kaum zu übersehen, nicht nur wegen der Gruselikone Vincent Price. Durchgehend fühlt es sich an wie ein Klassiker der britischen Schauerschmiede, wobei die Story sicher "moderner", in dem Fall eher apokalyptischer wirkt als das sonstige Material der Studios. Das später oft gezeigte Endzeitszenario, welches im besten Fall immer eine Kritik bzw. einen ungeschönten Einblick in die menschliche Natur in Extremsituationen bietet, war hier noch ungewohntes Neuland.


...denn sie sind in der Überzahl...
Atmosphärisch zündet "The Last Man on Earth" von der ersten Sekunde. Es wird eine menschenleere Stadt gezeigt, Leichen schmücken die schon leicht verwilderte Metropole. Vincent Price ist der einzige "aktive" Darsteller und damit die ersten Minuten nicht total wortlos verlaufen (mit wem sollte er auch sinnvoll kommunizieren?), bestehen die einzigen gesprochenen Worte aus seinen aus dem Off vorgetragenen Gedanken. Das ist enorm gespenstisch und zieht den Zuschauer blitzschnell in das Szenario. Später werden durch Rückblenden die Geschehnisse unmittelbar vor der Apokalypse aufgerollt, nun darf Price auch mit anderen Menschen sprechen und es wird nicht minder erschreckend. In seiner recht kompakten Laufzeit verschwendet "The Last Man on Earth" keine Sekunde, jeder Moment ist wichtig für die Geschichte. Daran könnten sich gerne viele heutige Filme ein Beispiel nehmen, darunter fällt auch bzw. besonders die Version mit Will Smith. Dort gab es mehr Action und eher beschämendens CGI-Geklöppel, statt die Geschichte für sich sprechen zu lassen. 


Selbst durch die Klassiker- und Nostalgiebrille kann sicher nicht uneingeschränkt über gewisse Dinge hinweggesehen werden, denn letztendlich hätte "The Last Man on Earth" noch mehr aus seiner Geschichte rausholen können. Zeitbedingt etwas angestaubt wirken einige Momente, auch die untoten "Vampire" stellen nicht immer die ultimative Bedrohung dar, aber selbst das ist vollkommen zu verschmerzen. Denn eigentlich ebnete dieser Film dadurch erst den Weg für ein eigenes Subgenre des Horrorfilms: Den Zombie-Film. 


...oder doch nicht?
Es ist mehr als deutlich, dass George A. Romeros Klassiker "Night of the Living Dead", die Geburtsstunde des modernen Zombie-Films, hier seinen Ursprung hatte. Die Kreaturen haben zwar die Eigenschaften von Vampiren (reagieren auf Knoblauch, Spiegelbilder, sind nachtaktiv), aber ihr Auftreten ist 1:1 Romero. Monoton, primitiv und grobmotorisch bewegen sich sich fort, bleichgesichtig und instinktgesteuert. Aus heutiger Sicht scheint die Bezeichnung "Vampir" fast etwas komisch, dass sind die klassischen Zombies. "The Last Man on Earth" kann sich damit zweifellos auf die Fahne schreiben, den Horrorfilm maßgeblich beeinflusst zu haben, auch wenn Romero das Ganze natürlich entsprechend ins Bild gerückt hat.

Es handelt sich hier zwar unverkennbar um ein kleines B-Movie mit schmalen Mitteln, aber gemessen daran ist es hervorragend umgesetzt. Ohne jegliche Kenntnis über den Horrorfilm mag es altbacken wirken, Fans dürften sich sehr heimisch fühlen. Ein etwas untergegangener Klassiker, zwar nie sensationell, aber das wollte er auch wohl nie sein. Für eine 60er Jahre B-Movie Adaption eines Romans noch heute erstaunlich gut und auf seine Art wegweisend.

7 von 10 Vampir-Zombies.

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