Fakten:
Der Chaos-Dad (That's my Boy)
USA. 2012. Regie: Sean Anders. Buch: David Caspe. Mit: Adam Sandler, Andy Samberg, Leighton Meester, Vanilla Ice, Milo Ventimiglia, Tony Orlando, Will Forte, James Caan, Blake Clark, Nick Swardson, Luenell, Eva Amurri-Martino, Susan Sarandon, Rachel Dratch, Ciara, Dan Patrick, Rex Ryan, Peggy Stewart, Ian Ziering, Alan Thicke, Ana Gasteyer u.a. Länge: 114 Minuten. FSK: freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Story:
Donny Wagner war mal ein Star, schließlich hatte er als Achtklässler eine heiße Affäre mit seiner Lehrerin, die daraufhin schwanger wurde und 30 Jahre ins Gefängnis musste. Doch Ruhm vergeht, vor allem wenn man wie Donny keine allzu helle Leuchte ist. Als Erwachsener ist er pleite und steht kurz davor wie seine Lehrerin in den Knast zu wandern. Doch mit der nötigen Geldsumme könnte er das Problem beiseiteschaffen. Zum Glück wäre das Fernsehen an einem Wiedersehen von Vater, Sohn und Mutter interessiert, also fährt Donny zu seinem Jungen, der sich seit Jahren von ihm gelöst hat und kurz vor seiner Hochzeit steht. Der Beginn von reichlich chaotischen Hochzeitsvorbereitungen.
Meinung:
Am 23. Februar 2013 wurde Adam Sandler in Santa Monica erneut mit dem Negativpreis „Razzie Award“ für seine Leistung ausgezeichnet. Sandler ist quasi ein Dauergast bei der Veranstaltung, wenn auch einer, der mit Abwesenheit glänzt (wie 99% der anderen Preisträger). Doch hat er für „Der Chaos-Dad“ wirklich schon wieder eine Goldene Himbeere verdient? Die Antwort: Ja, hat er und selbst wenn Sandlers „Jack und Jill“ noch erfolgreicher beim abräumen der negativen Trophäe war, so heißt dies nicht zwangsläufig, dass „Der Chaos-Dad“ nicht auch in derselben qualitativen Liga spielt.
Sohn und Vater gemeinsam |
Regisseur Sean Anders („Spritztour - Sexdrive“), der hier
zum ersten Mal mit Sandler zusammenarbeitet, was durchaus verwundert, da der
Komiker sonst immer mit den üblichen Verdächtigen wie Frank Coraci, Steve Brill
oder Dennis Dugan arbeiten (letzter war zumindest als Produzent beteiligt),
vertraut auf den typischen Look und Muster moderner US-Komödien. Hier werden
konservative Werte hochgehalten, was an sich nicht verwerflich ist, und auch
dass der Film seine Aussagen mit diversen Obszönitäten unterfüttert ist an sich
nicht verkehrt, nur leider vergisst er dabei die Kernessenz seines Genres: er
ist nicht witzig. Nach dem x-ten Gag übers urinieren sowie onanieren lässt es
sich nicht verheimlichen, dass „Der Chaos-Dad“ repetitiv in einer Kloake aus
Geschmacklosigkeiten fischt. Alles was er dabei irgendwie greifen kann wird an
Bord gezerrt. Inzest, rassistische Stereotypen, sexistische Unförmigkeit und
vieles mehr häuft sie da an. Wer sich wirklich darüber echauffiert, ist der
hölzernen Inszenierung gehörig auf den Leim gegangen. Sean Anders Film ist
nämlich kein Provokateur im eigentlichen Sinne, viel mehr wirkt es so, als ob der ganze Infantilismus bewusst dafür verwendet wurde, um die
Ideenlosigkeit des Stoffes zu kaschieren.
Hey Kids, das ist Vanilla Ice - der Echte! Ja, der lebt noch |
Dabei hätte „Der Chaos-Dad“ durchaus Potenzial gehabt eine
deftige wie zotige Comedy zu sein, aber neben seiner lähmenden Banalität, fehlt
der Vater-Sohn-Geschichte auch eine sympathische Note. Ohne Sympathie keine
Empathie. Wer hier warum gerade kotzt oder die Großmutter verführt, ist
vollkommen egal. Es geht nur darum so viele (Möchtegern-)Tabubrüche abzufeuern
wie in knapp zwei Stunden Film hineinpassen. Ziemlich blamabel. Ähnlich verhält es sich auch mit den verkrampften
Verbeugungen vor der Popkultur der frühen 1990er-Jahre. Hauptfigur Donny Berger
(Sandler) ist gefangen in dieser Zeit, also hängt er mit Vanilla Ice (dem Original) rum, hört Mixtapes und schwört auf den Walkman. Charmant? Nur auf dem
Papier. Im Film selbst sind auch die weit verteilten Elemente des Retrospektiven
nicht mehr als vertane Chancen die oft genug – zumindest wenn man Anfang der 90er
groß geworden ist – fast noch schamloser wirken als die Armeen von
Körperflüssigkeiten-Gags. Somit zeigt „Der Chaos-Dad“ nicht nur wie man als
Komödie, sondern auch als Zeitgeist-Hommage versagt. Zumindest im scheitern ist der Film
keine Enttäuschung.
„Der Chaos-Dad“ reiht sich ein, in der unrühmlichen
Ahnenreihe komödiantisch gescheiteter Sandler-Filme. Dabei stimmt das
Grundgerüst durchaus für einen inhaltslosen aber amüsanten Zeitvertreib, doch
ohne Charaktere für die man sich interessiert und ohne einen Funken von
Raffinesse bleibt nicht mehr übrig als beliebiges kotzen, pissen, saufen,
vögeln und eine vorhersehbare Annäherung zwischen entfremdeten
Familienmitgliedern. Nicht unbedingt in dieser Reihenfolge und nicht unbedingt
nacheinander, aber das würde auch keinen großen Unterschied mehr ausmachen.
1 von 10 flachgelegten Großmüttern (hihi)
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