Review: SILBERSATTEL - Spätwestern vom Horrorpapst

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Fakten:
Silbersattel (Sella d'argento)
IT, 1978. Regie: Lucio Fulci. Buch: Adriano Bolzoni. Mit: Giuliano Gemma, Sven Valsecchi, Ettore Manni, Gianni De Luigi, Geoffrey Lewis, Cinzia Monreale, Aldo Sambrell, Licinia Lentini u.a. Länge: 93 Minuten. FSK: ab 18 Jahren freigegeben. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.

Story:
Als Kind musste Roy mit ansehen, wie sein Vater erschossen wurde. Der kleine Roy tötete im Anschluß den Killer und ist seitdem auf dessen silbernen Sattel unterwegs. Jahre später bekommt er das lukrative Angebot, Thomas Barrett zu töten. Den Mann, der einst für den Tod seines Vaters verantwortlich war. Doch das stellt sich als Irrtum heraus: Statt Thomas Barrett soll er dessen kleinen Neffen, Thomas jr., töten. Roy verschont den Jungen nicht nur, er rettet ihn zeitgleich vor anderen angeheuerten Killern und entwickelt langsam eine Beziehung zu dem Neffen seines Todfeindes. Dafür hat er aber wenig Zeit, denn er und Thomas sind Schachfiguren in einer Intrige und nicht nur Roy wurde für den Tod von Thomas eine fette Belohnung versprochen.



Meinung:
Mit dem Namen Lucio Fulci wird in erster Linie natürlich der Horrorfilm verbunden. Doch auch im Westerngenre war der Herr gelegentlich unterwegs. Bevor er sich endgültig dem Horrorfilm verschrieb, drehte er 1978 mit "Sella d'argento" seinen letzten Western.

 
Im Gegensatz zu seinen späteren (Horror)Werken erzählt Fulci hier, sicherlich auch genrebedingt, eine ganz geradlinige Geschichte um einen Rächer, der zum Schutzengel eines kleinen Jungen wird, dem Neffen des Mannes, der die Ermordung seines Vaters zu verantworten hat. Giuliano Gemma liefert in der Titelrolle eine gewohnt souveräne, charismatische Vorstellung. Insgesamt lässt "Sella d'argento" die Fähigkeiten von Fulci für die Inszenierung erkennen, was immer eines seiner Markenzeichen war. Damit hebt er seinen Film weit über den Genredurchschnitt. 


Wer könnte diesem Goldjungen schon ein Haar krümmen wollen?
Die Geschichte ist kurzweilig, flott erzählt und nutzt gängige Zutaten, auch genreübergreifend. Das Grundgerüst um den sonst niemanden verpflichteten Killer, der für eine hilflose Person plötzlich Partei ergreift, ist schließlich keine rein auf den Western übertragbare Thematik und wird immer wieder gerne verwendet. Absolute Highlights fährt die Story dabei nicht auf, letzten Endes lässt sich hier nichts entdecken, dass den Film unverwechselbar machen kann. Doch das muss ja auch nicht immer sein. Was Fulci hier abliefert ist ein handwerklich sehr gut gemachter Italo-Western in dem vieles einfach stimmt, ohne den Größen der Vergangenheit ernsthaft Konkurrenz zu machen. Stimmungsvoll, gut eingefangen und mit einem ansprechenden (für Fulci-Verhältnisse sogar fast gemäßigten) Härtegrat versehen ist "Sella d'argento" für Freunde des Italo-Westerns eine klare Empfehlung. 


Einziger ganz deutlicher Minuspunkt: Dieser furchtbare Titelsong. "Silver Saddle" ist wirklich nah an der Körperverletzung. Melodisch erinnert es an Rolf Zuckowski, die Lyrics sind schmalzig geträllert und nicht nur dezent kitschig ("Silver Saddle's shining in the sun, no place to go, looking for a friend."). Das die Nummer bei gefühlt jedem zweiten Szenenwechsel gespielt wird macht es echt schwierig, sich nicht daran zu stören, besonders da der restliche Score eigentlich ziemlich gut ist. Na ja, zumindest macht das den Film dann doch unverwechselbar...

7 von 10 silbernen Pferdesesseln

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