Gefühle zeigen? Tiere statt Menschen aussaugen? Im Sonnenlicht glitzern? Pah, unser souli hatte davon genug und schaute sich deswegen die drei größten und bekanntesten Vampirfilme der 1980er an. Hier seine Meinung zu "Die rabenschwarze Nacht", "The Lost Boys" und "Near Dark".
DIE
RABENSCHWARZE NACHT (1985)
Nicht
ganz auf einer Höhe mit „The Lost Boys“ und „Near Dark“, dafür aber ist „Die
rabenschwarze Nacht“ zweifelsohne der 80s-Film mit dem größten Nostalgiefaktor
im Umgang mit dem Vampirmythos. Zwar findet sich der hiesige Oberblutsauger
(Chris Sarandon) nicht im altehrwürdigen Domizil in den transsylvanischen
Karpaten wieder, sondern im idyllischen Vorstadtleben, die traditionellen
Regeln und Paradigmen des Sujets aber gelten ebenso. Auch Tom Hollands „Die
rabenschwarze Nacht“ ist ganz filmisches Dokument seiner Ära und versprüht den
damaligen Charme an allen Ecken und Enden. Seine wahre Stärke aber bezieht „Die
rabenschwarze Nacht“ durch den symbiotischen Einklang aus parodistischen
Anleihen, referenziellen Verweisen und klassischem Grusel: Der Humor
neutralisiert das unheimliche Klima niemals und der Respekt (vor allem vor den
Hammer-Studios) ist allgegenwärtig. Roddy McDowell überstrahlt als
TV-Vampirjäger Peter Vincent (Cushing Price – Na?) alles und schafft es sogar,
dem unglaublich nervigen Stephen Geoffrey gegen Ende einen hochemotionalen
Augenblick zu schenken. Interessant ist auch der sexuelle Subtext, der den
Vampir nicht nur auf die Hälse junger Damen hetzt, sondern auch eine homoerotische
Komponente erlaubt. Großer Star – neben Roddy, versteht sich – aber ist die
schleimig-schöne und handgemachte Maskenarbeit. Hachja, selige Zeiten...
6,5 von 10 auffälligen Reißzähnen
THE
LOST BOYS (1987)
Weit
weg von dem Scherbenhaufen, den die Ehe im familiären Konstrukt der Emersons
hinterlassen hat, sucht Lucy mit ihren Söhnen Sam und Michael den
sonnengefluteten Neubeginn an der kalifornischen Küste; genau da, wo sich
Unsterblichkeit und Verdammnis im flüsternden Wellengang der Nacht kreuzen. Nur
auf den ersten Blick verspricht Santa Carla idyllisches Urlaubsflair, in
Wahrheit entpuppt sich das Städtchen als Treffpunkt für Blutsauger und
Höllenhunde, die sich in der Dunkelheit in Lederjacken auf ihre Motorräder
schwingen und auf die Jagd nach Frischfleisch begeben. Wenn Michael dann
höchstpersönlich vom Elixier der ewigen Jugend kostet, kreiert Joel Schumacher
seine ganz eigene, sehr freie Peter Pan-Interpretation. „The Lost Boys“ ist
heute in erster Linie wohl Extrakt der 1980er Jahre, mit seiner schultergepolsterten
Mode, den grässlichen Haarschnitten und der tollen Musik – Alles Teil einer
längst vergangenen Periode. Dennoch hat sich der Film beachtlich gut gehalten
und wusste die ominöse Staubschicht, die so manch gleichaltriges Werk schon
verschlungen hat, weiträumig zu umgehen. Wenn der albtraumhafte Aufnahmeritus
vollzogen ist und die sakralen Orgelklänge von Echo & The Bunnymen los
brummen, lässt „The Lost Boys“ die Luzi abgehen, in dem er schaurige Mythen des
Vampirismus gekonnt mit dem locker-ironischen Ton eines (guten) Teenie-Films
vermischt. Unterhaltsam, stimmungsvoll, die Frog Brothers und ein NOCH cooler
Kiefer Sutherland. Geht immer.
7 von 10 Knoblauchknollen im Badewasser
NEAR
DARK (1987)
Eine
durch Schmerzen gekrümmte Gestalt stolpert über die unebene Fläche eines
Ackers; der Staub der trockenen Erde vermischt sich mit dem Staub seiner
widernatürlichen Vergänglichkeit. Was in seiner äußerlichen Hülle menschlich
anmutet, entpuppt sich nämlich als Neugeborener des Schattenreiches, der erst
verstehen muss, dass die Sonne von nun an zu seinen Feinden gehört. Allein
diese Sequenz ist eine stilistisch Bravourleistung und bringt den inneren
Konflikt, dem Caleb, so sein Name, nachdem ihm Mae einen unvergesslichen Kuss
mit bissigem Finale beschert hat, von nun an ausgeliefert ist, auf den Punkt.
„Near Dark“ schildert in eindrucksvoller Bildsprache die Anpassung des
sensiblen Calebs an sein neues Leben in der Finsternis, der sich in einer vom
Metronom des Gemeinwesens abgeschirmten Randgesellschaft wiederfindet, von den
Sternen aber eigentlich nur den Weg zurück nach Hause ablesen möchte – Nur wo
ist zu Hause? Kathryn Bigelows kommerzieller Totalflop zählt weiterhin zu den
Sternstunden des Vampirfilms und weiß die Stilistik eines Neo-Western mit den
Motiven des Road-Movies zu verstricken, die Romanze um die nach Erlösung
suchenden Caleb und Mae darf dazu so manches Mal in salbungsvollem Kitsch
baden. Endlose Straßen reflektieren den morbiden Charme des poetisch säuselnden
Mondscheins, während der drängende Synthie-Score den Karavan der blutsaugenden
„Alien“-Sippschaft in ihr flammendes Verderben hetzt. Nur die junge Liebe darf
sich der aufgehenden Sonne entgegenstellen. Endlich angekommen.
7 von 10 abgeschotteten Wohnmobilen
von Souli
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