Review: THE COLLECTOR – HE ALWAYS TAKES ONE! - Willkommen im Haus der 1000 Fallen



Fakten:
The Collector – He always take one!
USA. 2009. Regie: Marcus Dunstan. Buch: Patrick Melton, Marcus Dunstan. Mit: Josh Stewart, Michael ReillyBurke, Juan Fernandez, Robert Wisdom, Madeline Zima, Andrea Roth, Kayley Scott Collins u.a. Länge: 84/90 Minuten. FSK: freigegeben ab 18 Jahren (gekürzte Fassung), SPIO-Freigabe (ungekürzt). Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Um endlich seine Schulden abbezahlen zu können, bricht Arkin in die Villa seines Chefs ein, um dort einen Diamanten zu stehlen. Doch als er endlich ins Haus eingedrungen ist beginnt für ihn ein tödlicher Alptraum, denn ein mysteriöser Killer hat das gesamte Haus im perfiden Fallen gespickt. Es beginnt ein sadistischer Überlebenskampf.





Meinung:
James Wan hat 2004 mit „Saw“ einen echten Volltreffer gelandet, dessen kommerzieller Erfolg anerkannt und die inszenatorische Finesse ebenso honoriert werden muss. Es braucht eben kein üppiges Budget, um eine mitreißende Atmosphäre kreieren zu können. Allerdings hat James Wan mit seinem Indie-Überraschungshit auch eine unsägliche Welle an primitiven Torture-Porns losgetreten, die auch das „Saw“ zu einem Franchise von erschreckenden sieben Teile ausdehnte. Und dass, obwohl das Konzept doch offensichtlich nur einmal so wirklich funktionieren konnte. Verantwortlich dafür, dass die Reihe auch in Gang bleibt, war auch das Autorenduo um Patrick Melton und Marcus Dunstan, die ihren Durchbruch mit ihrem Skript zum Monster-Horror „Feast“ feiern durften und die schäbigen Vorlagen zu „Saw IV“ bis „Saw VII“ ablieferten. Eine Endlosspule, die jedes künstlerische Interesse im durchbluteten (Opera-)Keim erstickt. Inmitten dieses Jigsaw-Wahns aber sorgten Melton und Showers 2006 mit „The Collector“ im Horror-Genre noch einmal gehörig für Aufsehen.


Kuckuck! Der Collector sagt 'Hallo'
Relativ schnell wird deutlich, dass auch das Drehbuch zu „The Collector“, bei dem Dunstan auch die Regie übernahm, im Ursprung zu einem „Saw“-Kapitel gehören sollte, dann aber glücklicherweise von den beiden Schreiberlingen umgeformt und zu einem eigenständigen Werk angeglichen wurde. Die Geschichte an und für sich ist nicht der Rede wert und verzichtet auf jede dramaturgische Entgleisung: Arkin braucht bis Mitternacht Geld, lässt sich auf einen Coup ein, bei dem er einen Tresor in einen Villa plündern soll und stellt währendessen fest, dass er in ein blutiges Spiel geraten ist, bei dem ein maskierter Psychopath die hiesige Familie im Keller in Scheibchen schneiden möchte. Nach dieser Feststellung, geht es nur noch um den blanken Überlebenskampf. Der Zuschauer darf mit dem heldenhafte Züge entwickelnden Arkin sympathisieren und bangt um sein Bestehen im Haus der 1000 Fallen. Dabei gilt das Lob Josh Stewart („The Dark Knight Rises“), der seine Rolle angenehm geerdet meistert und glaubwürdig bleibt, egal wie groß die Lücken des Drehbuches auch werden.


Ist heute einfach nicht sein Tag
Lücken ist in „The Collector“ aber noch milde ausgedrückt, es sind vielmehr Logikkrater, bei denen man seinen klaren Verstand zwangsläufig deaktivieren muss, ansonsten verdirbt man sich aufgrund des beharrlichen Haareraufens jede packende Stimmung – Und von der hat „The Collector“ reichlich im Repertoire! Dass die Identität wie auch die Motivation des Maskenmörders im Verborgenen bleibt, ist löblich gedacht, allerdings mutet diese kryptische Charakterisierung eher nachteilig an, weil sie die Schlaglöcher des Skripts ebenso unterstreicht, anstatt ein rundes Mysterium zu erzeugen. Der Sammler ist nun mal kein Michael Myers. Darüber hinaus gefällt „The Collector“ durch die absolut kundige Inszenierung seitens Dunstan, der seine Sujet-Affinität mit atmosphärischen Karten auszuspielen weiß. Stringent verlagert auf die Behausung, die geräumig ist, dank der kompetenten Kameraarbeit aber nie zum architektonischer Irrgarten verkommt. Allgemein verzichtet Brandon Cox auf irritierende Spielereien und gießt das Versteckspiel um Leben und Tod in konkrete, nachvollziehbare Bahnen.


Ein Haus voller ausgeklügelt-perfider Fallen-Konstruktionen, verspricht reichlich Gore. Davon hat „The Collector“ auch reichlich zu bieten, von der Bärenfalle bis zur modernen Guillotine, ist alles anwesend. Jedoch vergisst sich der Film keinesfalls in seinen expliziten Gewaltspitzen und lässt einiges an physischen Grauen in den Köpfen der Zuschauer explodieren. „The Collector“ überzeugt viel lieber durch sein packendes Suspense, welches dadurch intensiviert wird, dass das Drehbuch komplett auf unnötige Nebenstränge verzichtet und sein düsteres, mit pumpenden Elektrobeats getriebenes Szenario bis zum konsequenten Schluss in dichte Bilder hüllt. Ein hochspannender, letztlich gar nicht mal so dummer Knaller, dessen desaströser Nachfolger „The Collection“ all das falsch macht, was dieser hier noch so richtig gemacht hat.


6,5 von 10 Spinnenmaskottchen


von souli

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