Fakten:
The Borderlands
GB, 2013. Regie & Buch: Elliot
Goldner. Mit: Gordon Kennedy, Robin Hill, Aidan McArdle, Luke Neal, Patrick
Godfrey, Sarah Annis, Lee Arnold, Marcus Cunningham u.a. Länge: 93 Minuten.
FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Ab dem 15.4.2014 auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Story:
Während einer Taufe ereignen sich
in der Kirche eines kleinen, englischen Dorfs scheinbar übernatürliche
Vorgänge. Der Vatikan schickt zwei Experten dort hin, um das angebliche
Phänomen zu prüfen. Die erfahrenen Männer glauben nicht an ein Wunder oder
ähnliches, sie verdächtigen eher den jungen Pfarrer der Gemeinde, alles
inszeniert zu haben. Nur ihr Techniker Mark, eigentlich Atheist und
ausschließlich dazu da, jeden Schritt der Untersuchung in Bild und Ton zu
dokumentieren, ist sich da nicht ganz so sicher.
Meinung:
Found Footage ist nicht
totzukriegen, das rechnet sich ja auch so schön. Kostet nicht viel und macht in
der Regel seinen Schnitt. Diesmal gibt es „authentische“ Aufnahmen eines Trios,
das im Namen der Kirche die Geschehnisse in einem kleinen Gotteshaus mitten in
der tiefsten Provinz von England untersuchen soll.
Dresscode gilt wohl nur auf dem Lande. |
Das Debüt von Regisseur & Autor
Elliot Goldner erfindet das Genre selbstredend nicht neu und nutzt dessen
Vorteil der Kosteneffizienz nur zu gerne, viel Geld war natürlich nicht
vorhanden. Das sieht man, obwohl es nicht weiter stört, Found Footage ist eben
ideal dafür. Dafür zieht sich Goldner sogar sehr anständig aus der Affäre
(Sub-Genre-Kollegen mit mehr Mitteln kommen auch nicht besser rüber) und vor
allem, er will nicht durch die ewig gleichen und einfallslosen Jump-Scares
überzeugen. „The Borderlands“ greift praktisch nie auf diese zurück, zeigt so
gut wie nichts und setzt eher auf Stimmung und eine schwelende Bedrohung. Die
Ungewissheit, ob da wirklich etwas ist oder die Protagonisten von Anfang an mit
ihrer Schwindel-Theorie richtig lagen und nun einfach anfangen zu zweifeln. Das
ist grundsätzlich löblich, auch das sich sehr um die Charakterisierung der
Figuren bemüht wird. Sogar die Darsteller überzeugen, speziell Gordon Kennedy
als alter Haudegen Deacon, der mit einem Vorfall in seiner Vergangenheit
hadert. So weit so gut, klingt alles wunderbar, ist es trotz der vernünftigen
Ansätze leider nicht.
Denn ein riesiges Problem hat „The
Borderlands“: Er ist eine Stunde lang fast schon sterbenslangweilig. Subtilen
Spannungsaufbau könnte man das nennen, wenn sich denn Spannung aufbauen würde.
Eine gefühlte Ewigkeit passiert herzlich wenig. Die Protagonisten sind sehr
redselig, was ihnen zwar verhältnissmäßig (für das Genre) viel Tiefe gibt, doch
so richtig interessant und wichtig ist davon nur ein Bruchteil. Selbst die
größten Angsthasen mit Dauerlicht im Schlafzimmer werden wohl kaum Gefahr
laufen, sich ernsthaft zu gruseln. Auch wenn bis jetzt nur das Ziel sein soll,
den Zuschauer sehr bedacht auf das Finale zusteuern zu lassen, ist das einfach
viel zu wenig. Man braucht schon viel guten Willen und Durchhaltevermögen, um
die Hoffnung nicht entnervt aufzugeben.
Gibt leider kein Schlechtwettergeld. |
Zumindest ist das Warten nicht ganz
umsonst. Denn in der letzten halben Stunde wird es doch noch halbwegs packend,
ohne das Tempo mörderisch anzuziehen. Nur jetzt wird es dezent schaurig, das
Found Footage Prinzip recht anständig und sinnvoll genutzt, die letzten Minuten
retten den Film tatsächlich und sind in der Tat sogar besser, als einige
Kollegen über die gesamte Laufzeit. Gerade, da das Ende durchaus nicht alles
erklären will und einen Rest Geheimnis übrig lässt. Würde der Film nicht so
unerträglich lange auf der Stelle treten und diese Qualitäten vorher deutlicher
zeigen, gar nicht mal so schlecht. Nur muss das Werk als Ganzes betrachtet
werden, was eine Gesamtwertung echt schwierig macht.
„The Borderlands“ ist trotz
minimaler Mittel sehr ambitioniert und macht einiges erstaunlich richtig,
leider nehmen die positiven Aspekte einen zu geringen Anteil ein. Die
Abstimmung ist nicht homogen und seine quälenden Längen brechen ihm bald das
Genick. Letztendlich ist die Story auch nicht originell genug, um dadurch noch
zu punkten und zu einem besseren Gesamtbild zu verhelfen. So bleiben diverse
gute Ansätze und einige nette Momente, die den Film nicht im Alleingang tragen
können. Wer beinhart auf Found Footage steht, darf es ruhig versuchen und kann
da eventuell mehr mit anfangen, neue Fans gewinnt das Genre dadurch sicher
nicht dazu.
4,5 von 10 flambierten Nutztieren.
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