Review: DIE PURPURNEN FLÜSSE – Kalter Nervenkitzel in den französischen Alpen



Fakten:
Die purpurnen Flüsse (Les Riviéres pourpres)
Frankreich. 2000. Regie: Mathieu Kassovitz. Buch: Matthieu Kassovitz, Jean-Christophe Grangé. Mit: Jean Reno, Vincent Cassel, Nadia Farés, Dominique Sanda, Jean-Pierre Cassel, Karim Belkhadra, Didier Flamand u.a. Länge: 106 Minuten. FSK: Ab 16 Jahren freigegeben. Auf DVD und Blu-Ray erhältlich.


Story:
Während es der berühmte Kommissar Niémans (Jean Reno) zu einem Mordfall in einen Universitätsort in den französischen Alpen gerufen wurde, bei dem das Opfer verstümmelt wurde, hat es Kommissar Max Kekerian im 200 Kilometer entfernten Sarzac mit Grabschändung an einem Grab eines vor 20 Jahren unter mysteriösen Umständen umgekommenen zehnjährigen Mädchens zu tun. Nach und nach weisen beide Filme immer mehr Berührungspunkte auf und die beiden unterschiedlichen Polizisten müssen sich wohl oder übel zusammentun.




Meinung:
Eine Anfangsszene, die stark an Stanley Kubricks Psychohorror-Film Shining erinnert. Die Kamera verfolgt aus einer Helikopterperspektive die Fahrt eines Autos eine gebirgige Landstraße entlang. Aber im Auto sitzt nicht Jack Torrance auf seinem Weg zu einem abgeschiedenen Hotel, sondern Kommissar Pierre Niémans, der zu einem bestialischen Mord in die französischen Alpen gerufen wird. Das Opfer wurde gefoltert, grausam zugerichtet, die Hände und Augäpfel wurden mit großer Präzision entfernt. Zeitgleich ermittelt der junge, draufgängerische Kommissar Max Kerkerian über 200 Kilometer entfernt in einem Fall von Grabschändung, bei dem die Gruft eines vor 20 Jahren auf mysteriöse Weise von einem LKW brutal überfahrenen Mädchens, das später nur noch anhand eines Fingers identifiziert werden konnte, aufgebrochen und mit Hakenkreuzen beschmiert wurde.


Für Niémans und Kerkerian wird es gefährlich
Eine spannende Ausgangssituation hat er ja, dieser Thriller von Mathieu Kassovitz, der auf dem gleichnamigen Buch von Jean-Christophe Grangé basiert, die zusammen auch für das Drehbuch verantwortlich sind. Der Film hält sich in groben Zügen an die Vorlage, kleinere Änderungen tun der Spannung des Films keinen Abbruch. Einzig die Veränderung von Vincent Cassels Figur ist etwas schade. Während im Roman der Kommissar Karim Abdouf heißt, aus Nordafrika stammt und eine viel detailreichere Vorgeschichte zu bieten hat, wird er im Film doch ein wenig in seiner Persönlichkeit beschnitten und es fehlen viele unterhaltsame Möglichkeiten, wie sich die beiden unterschiedlichen Kommissare in die Haare kriegen. Wahrscheinlich ist der Grund aber ganz einfach: Die Filmemacher hatten die Chance, Cassel, der schon damals ein Darsteller mit großem Namen war, für den Film zu gewinnen und da wird dann eine Figur gerne auch mal nicht wenig verändert.


Allerdings ist es das überzeugende Spiel der beiden Hauptdarsteller Vincent Cassel und Jean Reno, das diese Veränderung gänzlich ausgleichen kann. Sie spielen die unterschiedlichen und doch so ähnlichen Bullen überragend. Cassel kann dabei durch jugendlichen Elan, viel Esprit und akrobatische Kampfeinlagen punkten, Renos größte Stärke liegt wohl darin, zahlreiche unterschiedliche Facetten in seinen Charakter zu legen: dickköpfig, verschlossen, verständnisvoll, ängstlich, hasserfüllt, freundlich, grummelig, gewalttätig. Und das alles immer glaubhaft. Ganz großes Schauspiel, von beiden. Wie bereits erwähnt ist der Film durchaus spannend und kann besonders mit seiner Atmosphäre punkten. Relativ kühl gehalten wirkt der ruhige Soundtrack wie ein langsames Rollband, das den Film unaufhaltsam begleitet. Relativ brutale Bilder können aber auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Story, wenn auch anscheinend bewusst, mehr Fragen aufwirft als sie beantwortet. Fragen, die am Ende auch einfach so im Raum stehen und die das Gesamtbild zumindest ein wenig trüben. Aber vielleicht kann ja jeder diese Fragen für sich selbst schlüssig beantworten.


7 von 10 Gräber mit Hakenkreuzen


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