Review: DER RABE - DAS DUELL DER ZAUBERER - Edgar Allan Poe wäre stolz gewesen...




Fakten:
Der Rabe – Das Duell der Zauberer (The Raven)
USA, 1963. Regie: Roger Corman. Buch: Richard Matheson, Edgar Allan Poe (Vorlage). Mit: Vincent Price, Peter Lorre, Boris Karloff, Hazel Court, Olive Sturgess, Jack Nicholson, Connie Wallace, William Baskin, Aaron Saxon u.a. Länge: 83 Minuten. FSK: Freigegeben ab 6 Jahren. Auf DVD erhältlich.


Story:
Der Magier Dr. Craven trauert auch zwei Jahre nach dem Tod seiner Frau Lenore noch um sie, als ein Rabe durch sein Fenster geflogen kommt. Dieser spricht nicht nur, er entpuppt sich als Kollege Dr. Bedlo, der von dem großen Hexenmeister Dr. Scarabus verwandelt wurde. Craven verhilft ihm zu seinem ursprünglichen Erscheinungsbild und erfährt im Anschluss von Bedlo, dass dieser Lenore auf dem Schloss von Scarabus gesehen hat. Zusammen mit seiner Tochter Estelle, Badlo und dessen Sohn Rexford begibt sich Craven in das Schloss des mächtigen Magiers, mit dem schon sein Vater sich aufs Kriegsfuß befand.


                                                                              



Meinung:
Roger Corman, das Phänomen. Ein dreister Bengel wie Finanzierungsgenie, dem recht wenig heilig war und den Dollar viermal umdrehte, um den Einsatz zu vervielfachen. So auch hier. „The Raven“ schmückt sich ganz unverblümt mit dem Prädikat Edgar Allan Poe, beginnt mit Zeilen aus dessen weltbekannten, gleichnamigen Erzählung und hat sonst so rein gar nichts damit zu tun. Bis auf die erste Szene des Raben (also bis der den Schnabel aufmacht) und den Namen Lenore. Sonst ist das Corman, der schamlos alles plündert, was sich andere mal irgendwann ausgedacht haben und er sich im Rahmen seiner Mittel irgendwie zurecht biegt. Auf seine ganz spezielle Art.


Beschissene Fummel tragen nervt, obszöne Gesten sind die Folge.
Statt düsterer Poesie gibt es groteskes Slapstick-Fantasy-Theater, voll mit Quatsch, albernen Effekten, Reste-Kulissen und wild zusammen gewürfelten Kostümen, die entweder vom letzten Dreh übrig geblieben sind oder vom Theater-Fundus nebenan gespendet (oder geklaut?) wurden. Da passt optisch recht wenig zusammen, wirkt schreiend komisch bis – sagen wir mal – „extravagant“, aber wenn was bei Corman immer funktioniert, dann dieser drollig-liebevolle Charme. Ganz offensichtlich hatten auch die Darsteller mächtig Freude an dem ganzen Unfug. Die Genre-Ikonen Vincent Price und Boris Karloff spielen so euphorisch-ironisch auf wie Peter Lorre als (nur im Film?) dauerbetrunkene, laut fluchender Froschaugen-Magier Badlo (mit totschickem Rabenkostüm) und der junge Jack Nicholson, der bei der Kutschfahrt ein frühe Bewerbung als Psycho vom Dienst abliefern darf. Den Stars muss klar gewesen sein, was sie da gerade drehen, doch lassen sich voll darauf ein, herrlich mitanzusehen. Das große Plus von „The Raven“.


Da staunt der Nolan: Effekte à la Corman.
Minus mal Minus ergibt Plus, ja, fast. Die Story ist mehr als  nebensächlich, der Humor schwankt von totalen Rohrkrepierern, kleinen Krachern und wohl unfreiwilligen Lachern (ist stellenweise kaum zu trennen, auch eine Kunst für sich) hin und her, die Sets mal schön handgemalt (das Schloss in der Außenaufnahme, süß), mal ganz nett, mal Studio mit spärlicher Deko, Kunstnebel und natürlich darf die Scheune nicht fehlen. Welche Scheune? Die Scheune, die Corman einst für 100 Dollar kaufte, abfackelte und diese Szenen in fünf (!) seiner Filme schnitt, weil irgendwas brennt eh immer. Müsst eigentlich schon im Cast gelistet sein, großartig. Highlight des Films ist zweifellos das ersehnte Duell der Zauberer, eine Mischung aus „Looney Tunes“ Cartoon und „Spaß am Dienstag“, so absurd, infantil und überdreht, dass man abwechselnd den Kopf schüttelt und herzhaft lacht.


Ja, was macht man denn nun damit? Irre sympathisch und komplett bescheuert, nett und blöd, insgesamt nicht ganz so kurios, frech und vor allem geschmacklos wie die Corman-Knaller „Frankensteins Todesrennen“, „Star Crash“ oder „Galaxy of Terror“, oft einfach eine Spur zu verkaspert und nur manchmal treffsicher, daher wirklich nur ein Fall für Fans und Freunde der etwas „anderen“ Filme aus einer Zeit, als wilde, mutige Filmemacher noch hemmungslos drauflos gedreht haben. Wer sich dazu zählt, ein Versuch schadet nicht. Niemals schlecht, nicht wirklich gut, aber nah dran. Selbst für Corman einen Hauch zu gaga. Bad Taste steht ihm besser als jugendfreier Blödsinn.

5,5 von 10 werkgetreuen Umsetzungen.

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