Review: 2001 MANIACS – Südstaaten Kannibalen laden ein zum Barbecue



Fakten:
2001 Maniacs
USA. 2005. Regie: Tim Sullivan. Buch: Chris Kolbin, Tim Sullivan.
Mit: Robert Englund, Lin Shaye, Matthew Carey, Giuseppe Andrews, Jay Gillespie, Marla Malcolm, Christa Campbell, Mushond Lee, Bianca Smith, Brian Gross, Peter Stormare, Eli Roth u.a. Länge: 84 Minuten. FSK: freigegeben ab 18 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Auf dem Weg zu einem Spring Break in Florida, gelangt eine Gruppe von Studenten in eine kleine Gemeinde im Süden namens Pleasant Valley. Die Einwohner dort sind seltsam, aber nett zu den party- und sexwilligen Fremden und laden diese ein beim Stadtfest mitzumachen. Keine gute Idee.





Meinung:
Blood Feast“ genießt kinematographischen Legendenstatus, ohne dabei wirklich als Klassiker zu gelten, hat Regisseur Herschell Gordon Lewis damit doch den wohl ersten Splatter-Film der Geschichte inszeniert. Im Vergleich zu heutigen Exploitern und Gore-Movies wirkt „Blood Feast“ natürlich geradezu handzahm, in seinem Entstehungsjahr 1963 sah das logischerweise anders aus und sprengte regelrecht die Autokinos. Nur gut ein Jahr sollte vergehen, bis Lewis den zweiten Teil der sogenannten „Blood Trilogy“ mit dem Namen „Two Thousands Maniacs“ herausbrachte. War es im Erstling noch Ramses, der im Dienste des altägyptischen Ischtar-Kultes wütete, durften in „Two Thousand Maniacs“ nun die kauzigen Bewohner einer Kleinstadt in den Südstaaten, die sich für die Destruktion ihres Städtchen vor 100 Jahren im Sezessionskrieg rächen wollen, für das etwas deftigere Gemetzel verantwortlich zeigen.

 
Die Redneck-Zahnspange: Unbequem und stört beim knutschen
Ja, ein politischer Subtext war durchaus gegeben, sollte aber doch bitte bloß nicht ernst genommen werden, befanden sich die Interessen Lewis' doch an ganz anderer Stelle. Dass 2005 Tim Sullivans Remake des Herschell-Reißers „2001 Maniacs“ veröffentlicht wurde, sollte jedoch kein Zufall hat, stand Amerika zu der Zeit doch unter der Führung des texanischen Cowboys George W. Bush, der sich dafür einsetzte, den Süden der Staaten den Rücken zu stärken. Gewiss verzichtet auch das Drehbuch von Chris Kobin und Tim Sullivan auf tiefschürfende, seriöse Reflexionen zum Thema Bush, der Konflikt zwischen Süd- und Nordstaaten allerdings bekommt eine nicht versehentlich intendierte (sozial/polit-)satirische Komponente, mit der die einfältigsten Klischees beider Seite nach Strich und Faden ad absurdum geführt werden. Während die Hillbillys den ganzen Tag an ihrem Banjo (ein Utensil, welches seit „Beim Sterben ist jeder der Erste“ in jeden Film mit Beteiligung waschechter Hinterwälder gehört) herum zupfen und es mit dem Zuchttier treiben, kommen die Collegekids aus dem Norden natürlich ohne jeden Anstand daher und nehmen sich eben das, was sie haben wollen.


2001 Maniacs“ beschränkt sich aber nicht darauf, in derlei stumpfe Ressentiments zu flüchten, wenngleich das Menschenbild in seiner karikaturesken Zeichnung sicherlich amüsiert und auf so manche Denkmuster bestimmter Regionen der USA zutreffen mag. „2001 Maniacs“ ist vielmehr beschwingter Fun-Splatter mit passender Trash-Note, der ein ordentliches Tempo an den Tag legt und sich weitestgehend darauf konzentriert, die notgeilen Studenten in der Gemeinde Pleasant Valley möglichst kreativ zu zerlegen und auf den Grill zu packen – Nachdem sie ihren niederen Trieben erlegen sind und blankgezogen haben, versteht sich. Wer eine handfeste Kritik an soziologischen Strukturen erwartet, wer tief in die gesellschaftlichen Missstände der Americana-Seele blicken möchte, der wird herbe ernüchtert. Ist aber auch selbst schuld, Derartiges von einem solchen Werk zu erwarten. Außerdem gibt es hier noch ein Wiedersehen mit Robert Englund, der hier als diabolischer Bürgermeister mit Südstaaten-Flaggen-Augenklappe befreit aufspielt, und Lin Shaye, die schon zusammen in Wes Cravens Genre-Meisterwerk „Nightmare – Mörderische Träume“ zu sehen waren. Ein netter Spaß, nicht mehr und nicht weniger.


5 von 10 spitzen Lanzen


von souli

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