Fakten:
Nur die Sonne war Zeuge (Plein Soleil)
Nur die Sonne war Zeuge (Plein Soleil)
FR, IT, 1960. Regie: René Clément.
Buch: René Clément, Paul Gégauff, Patricia Highsmith (Romanvorlage). Mit: Alain
Delon, Maurice Ronet, Marie Laforet, Billy Kearns, Erno Crisa, Frank Latimore,
Romy Schneider, Ave Ninchi, Viviane Chantel u.a. Länge: 113 Minuten. FSK:
Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Story:
Tom Ripley wurde vor fünf Jahren
nach Rom geschickt, um seinen alten Jugendfreund Phillipe zurück in die USA zu
holen. Auftraggeber ist Phillipes reicher Vater, dessen Kohle der Sohnemann mit
beiden Händen dort verpulvert. Aufgespürt hat Tom ihn längst, doch Phillipe
denkt gar nicht an eine Rückkehr. Stattdessen genießt er mit Tom zusammen das
süße Leben in Italien. Das freundschaftliche Dauerurlaub hat jedoch seine
Schattenseiten: Phillipe behandelt Tom wie einen Bediensteten und in Tom keimt
die Eifersucht auf Phillipes Leben, Wohlstand und auch dessen Freundin Marge
auf. Kurz nachdem Phillipes Vater den Auftrag endültig abgeblasen hat und das
Trio sich auf einen Segelturn begibt, kommen die aufgestauten Aggressionen und
die ungeschminkten Wahrheiten ans Licht. Tom entledigt sich seines „Freundes“,
um seine Identität anzunehmen.
Meinung:
Beruhend auf dem Roman von Patricia
Highsmith, dem (natürlich) auch das US-Remake „Der talentierte Mr. Ripley“ von
1998 mit Matt Damon zugrunde liegt, inszenierte René Clément bereits 38 Jahre
vorher diesen Klassiker des europäischen Thriller-Kinos, der sich dieses
Gütesiegel auch heute noch spielend verdient. Zudem einer der Filme, mit dem
der große Alain Delon sich für das weltweite Publikum bekannt machte. Nicht
sein erster bemerkenswerter Film, aber einer derer, die auch heutzutage noch in
aller Munde sind. Zurecht.
Noch ist la vita dolce. |
Die Geschichte von Patricia Highsmith bietet eine wunderbare Grundlage, die
Regisseur René Clément effektiv nutzt. Vor wunderschöner Postkartenidylle, fast
eine Werbefilm für den Italienurlaub, brodelt es ganz gewaltig zwischen dem
raffinierten Trickser Tom Ripley und dem lässig-unbeschwerten Berufs-Sohn
Phillipe Greenleaf. Einst Jugendfreunde, nun eigentlich Jäger und Gejagter, die
in einer Art parasitären Gemeinschaft zusammenleben. Tom, der ursprüngliche
„Jäger“, wird vom „Gejagten“ Phillipe durchgefüttert und darf an dessen
Luxus-Leben teilhaben, muss sich im Gegenzug diverse, unter dem Deckmantel der
Freundschaft nur dezent-zwickende Erniedrigungen gefallen lassen. Der
abgebrühte Tom lauert nur auf die Chance, dem Großkotz sein Leben zu stehlen
und bei einer eigentlich traumhaften Tour mit dem Segelboot bricht alles an die
Oberfläche. Oder geht von Bord.
Tom übernimmt das Ruder. |
Weekend at Ripley's. |
Klassiker steht oft auf gut
gealterten Filme drauf und hat in der Regel auch seinen Grund, auch wenn man
heute mal ein Auge zudrücken muss. „Nur die Sonne war Zeuge“ braucht diesen
Denkmalschutz nicht. Immer noch ein Referenzwerk, wie man es zu der Zeit von
einem guten Hitchcock gewohnt war. Trés bien.
8 von 10 falschen Freunden.
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