Fakten:
Late Phases
USA, 2014. Regie: Adrián García
Bogliano. Buch: Eric Stolze. Mit: Nick Damici, Ethan Embry, Lance Guest, Erin
Cummings, Tom Noonan, Rutanya Alda, Tina Louise, Karen Lynn Gorney, Dana
Ashbrook u.a. Länge: 96 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und
Blu-ray erhältlich.
Story:
Nach dem Tod seiner Frau zieht der
erblindete Vietnamveteran Ambrose – auf Anraten seines Sohnes – in einer
Wohnsiedlung für Senioren. Bereits in der ersten Nacht, bei Vollmond, wird er
von einem riesigen Tier angegriffen. Seine Nachbarin und sein geliebter Hund
kommen ums Leben, er mit dem Schrecken davon. Die Polizei tut es schnell als
höhere Gewalt ab, als unvermeidlichen Unglücksfall, doch Ambrose weiß, dass er
es nicht mit einem Bär oder anderen, herkömmlichen Waldbewohnern zu tun hatte.
In einem Monat ist wieder Vollmond und er beginnt sich auf die nächste
Konfrontation vorzubereiten.
Meinung:
„Ich kann dich riechen, du
Mistkerl!“
Viel ist Ambrose McKinley nicht
geblieben. Der Vietnamkrieg hat ihn seelisch und körperlich gezeichnet.
Erblindet und emotional abgestumpft wurde er zum verbitterten Einzelgänger, die
Beziehung zu seiner Frau und seinem Sohn Will erkaltete. Nun, nach dem Tod
seiner Gattin, soll er seinen Lebensabend in einer ruhig gelegenen
Senioren-Kolonie unter seines Gleichen verbringen. Von ihren Angehörigen unter
dem Deckmantel der Fürsorge hinter einen Zaun und am Rande eines Waldes in ein
idyllisches „Freilaufgehege“ abgeschoben. Auf soziale Kontakte zu seinen
Nachbarn legt Ambrose – wen wundert’s – wenig Wert und lässt diese es gleich
spüren. Er will sich nicht einleben, nur auf das Ende warten. Denn hier kommt
man nicht hin um zu leben, man kommt hierher um zu sterben. Allerdings hätte Ambrose
nicht gedacht, dass es ihn schon in der ersten Nacht fast erwischen sollte…und
ganz bestimmt nicht auf diese Art und Weise. Statt ihm fällt sein treuer Hund
einer reißenden Bestie zum Opfer. Ausgerechnet das weckt die letzten
Lebensgeister in dem alten Mann. Er hat wieder eine Aufgabe: Das Monster zur
Strecke zu bringen, egal ob es ihm selbst das Leben kostet.
Wer hat Angst vorm bösen Wolf... |
...also so, eher Mitleid. |
Dem Alter seiner handelnden
Personen angemessen geht es der Film eher ruhig, in einem bedächtigen Tempo an,
auch wenn die erste Wolfsattacke nicht lange auf sich warten lässt. Danach
folgt man McKienley bei seinen Vorbereitungen auf die nächste Vollmondnacht und
seinen inoffiziellen Ermittlungen nach der Identität des vermeintlichen
Killers, denn die örtliche Justiz scheint daran wenig Interesse zu haben. Da
wird es als selbstverständlich hingenommen, das einmal monatlich alte Leute von
wilden Tieren zerfleischt werden, wer am Waldrand wohnt, lebt halt gefährlich.
Ähm, ja…auch eine Art, der Überalterung der Gesellschaft entgegenzuwirken. Das
dabei selbst deutlich sichtbaren Blutspuren nicht gefolgt wird, was der alte
Mann hingegen natürlich macht, ist dann doch etwas sehr gleichgültig. Sei es
wie es sei, besonders aufregend ist der Film in dieser Phase leider nicht,
gerade da die Täterenthüllung relativ früh erfolgt und schon vorher nicht allzu
schwer zu erraten ist. Es fehlen die wirklich guten Einfälle, um den alles in
allem ordentlich inszenierten Streifen auf einen höheren Level zu hieven.
Besonders die angestrebte Mischung aus Drama und waschechtem Genrefilm geht nur
bedingt auf, bleibt eher in seinem Vorhaben und Anrissen stecken.
Ein Film über das Altern, die
letzte Aufgabe in einem eigentlich schon (unbefriedigend) abgeschlossenen
Leben, das Aufbäumen gegen die Nutzlosigkeit. Über eine zerrüttete
Vater-Sohn-Beziehung, die endgültig zu zerbrechen scheint und natürlich über
Werwölfe. Ordentlich was drin, dafür zu wenig dran. Der emotionale,
zwischenmenschliche Teil der Handlung wird recht grob und kaum ausgereift abgehandelt,
nimmt dennoch recht viel Zeit in Anspruch. Der reine Creature-Part könnte allerdings
als gelungen betrachtet werden…wenn denn die Masken besser wären. Kurios: Die
einzige, ausführliche Verwandlungsszene sieht gar nicht schlecht aus, erinnert
leicht an den Klassiker „American Werwolf“, im Gegenzug sind die „fertigen“
Wölfe einfach nur Typen in recht lächerlichen Kostümen, die eher wie tollwütige
Rieseneichhörnchen aussehen. Man sollte nicht zu streng mit Filmen dieser
Preisklasse sein, sonst verkauft sich „Late Phases“ ja auch anständig, und es
ist immer noch angenehmer als zweitklassiges CGI, immerhin haptisch und mit
sichtlicher Hingabe gemacht. Vielleicht wäre es schlauer gewesen, mehr mit
Schatten, Dunkelheit und nur partiellen Aufnahmen der Ungeheuer zu arbeiten,
das hat selbst noch günstigere B-Filme schon vor Jahrzehnten besser aussehen
lassen. Letztlich ist das nur ein Detail, das Hauptproblem liegt deutlich in der
wenig effektiven Ausnutzung des vorhandenen (und angestrebten) Potenzials, denn
DANN wäre „Late Phases“ bestimmt ein echter Geheimtipp. So ist er immer noch
ganz nett anzusehen, den berühmten, zaghaften Blick mal wert, ohne direkt in
Jubelschreie auszubrechen.
5,5 von 10 kostspieligen
Grabsteinen
sinefocus
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