Review: AMERICAN HEIST – DER COUP DES LEBENS – Die Geschichte zweier Brüder

                                                                           


Fakten:
American Heist
CA/LU. 2014. Regie: Sarik Andreasyan. Buch: Raul Inglis. Mit: Adrien Brody, Hayden Christensen, Jordana Brewster, Aliaune "Akon" Thiam, Tory Kittles, Laura Cayouette, Joe Chrest u.a. Länge: ca. 96 Minuten. FSK: freigegeben ab 16 Jahren. Ab 8. September auf DVD und Blu-ray erhätlich.




Story:
Wenn Ray und Sugar ihn im Knast nicht beschützt hätten, hätte Frankie die zehn Jahre kaum überlebt. Jetzt ist er wieder draußen und seine beiden Kumpel haben schon einen Plan, wie sie zu einer Menge Geld kommen können. Dafür brauchen sie aber auch Jimmy, Frankies kleinen Bruder. Der ist nicht nur ein genialer Autoschrauber und der beste Fluchtwagenfahrer, den man kriegen kann, sondern kann auch verdammt gut mit Sprengstoff umgehen. Aber Jimmy hat inzwischen einen anständigen Job und Zukunftspläne, in denen Frankies "kleine Geschäfte" keinen Platz haben. Doch wenn man Ray und Sugar etwas schuldig ist, gibt es kein "sorry, klappt nicht". Schon gar nicht, wenn es um den spektakulärsten Bankraub geht, den New Orleans je gesehen hat ...






                                                                                       







Meinung:
Mit seinem ersten englischsprachigen Film wollte es der armenische Regisseur Sarik Andreasyan offensichtlich niemandem so wirklich beweisen. „American Heist – Der Coup des Lebens“ ist reinrassige Dutzendware aller erste Güte, wie sie allmonatlich ohne Unterlass in die hiesigen Direct-to-DVD-Regale gepumpt wird. Allerdings weckt auch ein „American Heist – Der Coup des Lebens“ immer noch einen Funken (Rest-)Interesse im Cineasten, wirbt er doch mit einem (ehemals?) großen Namen: Adrien Brody, einst arrivierter Charakter-Darsteller und Kritikerliebling, der durch seine eindringliche Performance in Roman Polanskis Holocaust-Drama „Der Pianist“ mit einem Academy Award honoriert wurde. Inzwischen ist Brody jedoch größtenteils in den B-Movie-Sumpf abgestiegen, ab und an darf er sein Talent zwar noch in etwas hochwertigeren Produktionen beweisen, dass er mit „American Heist – Der Coup des Lebens“ nun aber in einem Boot mit Hayden Christensen gelandet ist, darf sich als durchaus emblematisch für die Karriere des Adrien Brody titulieren lassen.



Ex-Stars im Karrierehinterhof

Und die Causa Hayden Christensen ist indes auch eine, die irgendwie traurig stimmt: Als aufstrebender Schauspieler wurde ihm mit der prestigeträchtigen Rolle des Anakin Skywalker in den „Star Wars“-Prequels eine regelrechte Bürde auferlegt, die er schlicht nicht bewältigen konnte. Von dort an streunte er durch die Filmwelt, die Fans von „Star Wars“ hätten ihn am liebsten mit Schimpf und Schande aus dem Franchise gejagt – und zuletzt war Christensen, nach vierjähriger Abstinenz, an der Seite von Nicolas Cage in „Outcast – Die letzten Tempelritter“ zu sehen. Vor einigen Jahren hätte der Satz, der nun folgen wird, gar blasphemische Züge in sich getragen, doch: Hayden Christensen macht seine Sache in „American Heist – Der Coup des Lebens“ fast schon besser, als etwa Adrien Brody. Dass beide Darsteller einen Abwärtstrend in ihrer beruflichen Laufbahn vorweisen (wenngleich der von Adrien Brody dann doch etwas rigoroser ausgefallen ist), soll sie für die Rollen des ungleichen Brüder prädestiniert haben.



Wenn schon maskieren, dann bitte cool
James (Christensen) hadert mit seinem Leben, versucht sich mit seinem Dasein zu arrangieren, doch offenkundig erinnert ihn alles an die Vergangenheit, was es ihm einfach unmöglich macht, endlich mit dem Vergangenen abzuschließen und einen Neuanfang zu wagen. Teil dieser weniger erfreulichen Vergangenheit ist sein großer Bruder Frankie (Brody), der nach zehn Jahren Gefängnisaufenthalt wieder einen Fuß in die Freiheit setzen darf. „American Heist – Der Coup des Lebens“ versucht sodann, ein dynamischen Beziehungsgeflecht zwischen James und Frankie aufzubauen: Frankies Seele wurde im Knast zugrunde gerichtet, James ist enttäuscht von seinem großen Bruder, geht ihn immer wieder hart an, macht ihm Vorwürfe, während Frankie darauf besteht, dass James einsieht, dass er seit jeher immer versucht hat, seinen kleinen Bruder vor den Widrigkeiten des Lebens zu schützen – Wenngleich der Rahmen der Möglichkeiten dafür äußerst beschränkt ausgefallen ist. Und auch wenn Hayden Christensen immer noch nicht sonderlich viel von nuancierter Performancekunst versteht, sein sonst so unbeholfenes Spiel hat sich zum Besseren entwickelt.



Die brüderliche Solidarität wird schnell wieder in das Gedächtnis und ins Herz gerufen - und gemeinschaftlich der letzte Coup geplant (Musiker Akon ist übrigens auch mit von der Partie). Das wahrlich packende Element in den guten Heist-Movies ist immer der fatalistische Gestus dieser Filme gewesen: Es ist das Schicksal, welches wie ein Damoklesschwert über den Köpfen der Beteiligten schwebt. Von den großen Klassikern des Genres, gerade auch das französische Kino der 1960/70er Jahre soll hier Erwähnung finden, hat sich „American Heist – Der Coup des Lebens“ indes nur einige Plot Points übernommen. Das minutiöse Herausarbeiten eines wasserdichten Plans, die logistische Winkelzüge, die Störfeuer, die von winzigen Unachtsamkeiten ausgehen, der Nervenkitzel im Moment der Entscheidung, all das lässt Sarik Andreasyan im uninspirierten Eiltempo abarbeiten, was den Film nicht nur zur von zuweilen lächerlichen Machoallüren gestärkten Klischeeparade erklärt, sondern darüber hinaus auch zu einer ungemein uninteressanten Angelegenheit.


4 von 10 Hintern voller Zahnpasta

von souli


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