Fakten:
Königin der Wüste (Queen of the Desert)
MA/US, 2015. Regie & Buch:
Werner Herzog. Mit: Nicole Kidman, James Franco, Damian Lewis, Robert Pattinson, Jay Abdo, David
Calder, Sarah Crowden u.a. Länge: 125 Minuten. FSK: Ohne Altersbeschränkung. Ab 16. Februar 2016 auf DVD und Blu-ray erhältlich..
Story:
Die junge Britin Gertrude Bell
begibt sich Anfang des 20. Jahrhunderts auf eine archäologische Erforschungsreise quer durch das
damalige osmanische Reich. Dabei versucht sie nicht nur, ihre persönlichen Interessen
hervorzubringen, sondern auch, ihr turbulentes Gefühlsleben unter Kontrolle zu bekommen.
Meinung:
Landschaften waren schon immer die
heimlichen Hauptakteure in den Werken von Werner
Herzog. Wer seine Dokumentation wie
"Herz aus Glas" oder "Begegnungen am Ende der Welt" kennt, aber auch große Spielfilme
wie "Aguirre, der Zorn Gottes" oder "Fitzcarraldo", wird bestätigen können, dass diese stets
dadurch geprägt waren, durch gewaltige Landschaftspanoramen den
nachhaltigsten Eindruck beim Betrachter zu hinterlassen. Herzog hat nicht nur ein unnachahmliches
Gespür für die gewaltig wirkende Kraft der Natur selbst, sondern versteht es wie kein anderer, diese
als Spiegel der Empfindungen seiner Protagonisten einzusetzen.
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Liebe, Lust und Wüstensand. |
Da ist es natürlich mit
angemessener Vorfreude zu begrüßen, dass sich der Regisseur mit Cast und Filmcrew für "Königin der
Wüste" unter anderem nach Marokko und Marrakesch begeben hat, wo imposante Wüstenlandschaften
weit und breit geboten sind. Herzog erzählt hier die auf wahren Tatsachen beruhende Geschichte von
Gertrude Bell. Eine Frau, die aufgrund ihrer damaligen archäologischen Forschungsreisen im
osmanischen Reich während des ersten Weltkriegs eine bedeutende Rolle als politische
Beraterin darstellte. Eine überaus interessante Persönlichkeit, deren Lebensweg sich über
Jahrzehnte erstreckte, mit zahlreichen prägnanten Phasen. Wie Herzog sein Biopic allerdings
inszeniert und erzählt, ist sowohl für Anhänger des Regisseurs als auch für die, die nur an der
Geschichte von Gertrude Bell interessiert sind, ein ziemlicher Schlag ins Gesicht. Gerade einmal wenige,
äußerst oberflächlich angerissene Schlüsselmomente gibt Herzog preis, die sich zudem meist
auf Szenen beschränken, in denen Gertrude durch die Wüste zieht, bei einem ihrer angezielten
Beduinen-Völker ankommt, nur um deren Anführer schließlich in einem kurzen Gespräch von ihren
persönlichen Absichten zu überzeugen. Der ärgerlichste Aspekt von "Königin der Wüste"
aber ist die romantisch motivierte Seite der Handlung. Herzog ver(sch)wendet einen Großteil der
Laufzeit damit, Gertrude entweder als hoffnungslos verliebtes Mädchen oder reizvolles Objekt der
Begierde darzustellen. Alleine das gesamte erste Drittel des Streifens schildert ausschließlich
die Liebesbeziehung zwischen Gertrude und Henry Cadogan, einem britischen Diplomaten.
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Der König der Löwen. |
Dass dem Regisseur eventuell ein
Biopic der etwas anderen Art vorschwebte, bei dem er sich ausgiebig auf das Gefühlsleben der
Hauptfigur konzentrieren wollte, lässt sich noch verkraften. Dass die Inszenierung aber oftmals
in derart kitschige Soap-Gefilde abrutscht, sodass ein schmalziger Dialog den nächsten
jagt, stimmt einen zunehmend ratlos. Wenn man ganz hämisch sein möchte, könnte der Film im
Original genauso gut auch "Queen of Love" anstatt "Queen of the Desert" heißen und als
Fernsehfilm der Woche im ZDF laufen. Würde im Vorspann hinter "Written and directed by" nicht
"Werner Herzog" stehen, würde man die Beteiligung des Regisseurs
nicht einmal bemerken, derart nach
lieblos abgefilmter Auftragsarbeit fühlt sich der Film an. Nur noch ganz selten sind sie zu spüren, die
typisch atmosphärisch einnehmenden Momente. Wenn Herzog weitläufige Wüstenbilder nutzt, um
gleichzeitig das ausufernde Freiheitsgefühl wie auch die übergreifende
Orientierungslosigkeit seiner Protagonistin abzubilden, erinnert immerhin das
an das sonst so große Gespür des
Regisseurs für intensive Inszenierung. Im Cast finden sich potentiell fähige Namen wieder, doch selbst
ein James Franco, Damian Lewis und vor allem ein unglaublich hölzerner Robert Pattinson wirken
hier seltsam fehlbesetzt und mitunter sichtlich unwohl in ihren Rollen. Nur Nicole Kidman in der
Hauptrolle kann als Glücksgriff bezeichnet werden, denn sie schafft es, sowohl toughe Facetten,
aber auch die gefühlvolle Seite ihrer Gertrude Bell mit großer Klasse zu verkörpern.
Wenn man nach dem Abspann das
Bedürfnis verspürt, sich im Internet auf Recherche nach der Hauptfigur zu begeben, ist das
eigentlich das größte Kompliment für ein Biopic. Bei "Königin der Wüste" entsteht dieses
Bedürfnis allerdings, weil man das Gefühl hat, viel zu wenig über wirklich wichtige Lebensmomente und
entscheidende Situationen der Protagonistin erfahren zu haben und daher wissen möchte, was einem der
Film alles verheimlicht hat. Von einem Kompliment ist so etwas mehr als weit entfernt.
4 von 10 als Zeichen der Liebe in
zwei Hälften geteilte Münzen
von Pat
Schön, dass ich nicht die Einzige bin, die Teile des Castes für fehlbesetzt hält (Robert Pattinson geht gar nicht!). Im Grunde kann der Film nur mit den Landschaftsaufnahmen punkten.
AntwortenLöschenHier meine Review: https://filmkompass.wordpress.com/2015/08/30/queen-of-the-desert-omu-2015/