Fakten:
Eine neue Freundin (Une nouvelle
amie)
FR, 2014. Regie & Buch:
François Ozon. Mit: Romain Duris, Anaïs Demoustier, Raphaël Personnaz, Isild Le Besco, Aurore Clément u.a.
Länge: 108 Minuten. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. Ab dem 18. September auf DVD und Blu-ray
erhältlich.
Story:
Claire verliert ihre beste Freundin
Laura, die sie seit Kindheitstagen kannte. Bei ihrer Trauerfeier verspricht sie, sich um Laura´s
hinterbliebenen Mann David und ihr Baby zu kümmern. Als sie eines Tages unangekündigt in deren Haus
vorbei schaut, findet sie David als Frau verkleidet und mit dem Baby im Arm auf der Couch vor.
Meinung:
Wie fühlt es sich an, ein
Unwohlsein gegenüber dem eigenen Körper zu verspüren und lieber in Form des anderen Geschlechts leben
zu wollen? Transgender-Thematiken werden seit jeher und bis heute von Filmstudios oder
Produzenten mit Samthandschuhen angefasst, so als sei
nachwievor irgendeine Blockade in
den Köpfen vorhanden, welche ein Sträuben gegenüber diesen auslöst. Ein glorreiches und
bekanntes Beispiel aus jüngster Vergangenheit wäre „Laurence Anyways“ von Regisseur Xavier
Dolan. Dieser behandelte Transvestitismus mit dem nötigen Feingefühl und der angebrachten
Differenzierung, aber ebenso mit einem äußerst kraftvollen Optimismus und einer hohen
Emotionalität. François Ozon kann man guten Gewissens ebenfalls als geeigneten Regisseur für dieses
Thema bezeichnen. Ozon hat in seinen Werken immer wieder bewiesen, dass er sexuelle
Identität mal komisch überspitzt, aber auch sehr ernsthaft behandeln kann. In seinem Werk „Jung &
Schön“ von 2013 schilderte er beispielsweise das Leben einer Minderjährigen, die sich freiwillig
in die Prostitution begibt.
Steht plötzlich allein da: David. |
So fühlt er sich wesentlich wohler. |
Leider wird der anfangs positive
Eindruck immer deutlicher geschmälert, denn je weiter die
Handlung voran schreitet, umso
klarer wird es, dass Ozon mit der Transvestitismus-Thematik insgesamt noch viel zu zaghaft
verfährt. Alles in allem stellt er diese Vorliebe als viel zu gesellschaftlich verpönt dar, so
als sei Transvestitismus etwas, das grundsätzlich vor der Öffentlichkeit verborgen werden
muss und das völlig außergewöhnlich ist. Wenn sich David zur Tarnung als homosexuell ausgibt und
von Claire am Telefon erklärt bekommt, dass „schwul immer noch besser als transsexuell“ sei,
hinterlässt das bereits einen mehr als kruden Beigeschmack. Ein Film, welcher die Thematik aus
voller Überzeugung darstellen will, sollte hierbei definitiv mit mehr Selbstbewusstsein, Weitsicht und
Mut erzählt werden. Außerdem gleitet der Regisseur gegen Ende zu sehr in tragische Gefilde
ab, die er durch recht konstruiert sowie aufgesetzt wirkende Erzählkniffe erzeugt. Solch ein
Wechsel in das Überdramatisierende, emotional Manipulative hätte der Streifen überhaupt nicht nötig
gehabt. Am Schauspiel gibt es hingegen nichts auszusetzen. Vor allem Romain Duris, der den Part
als feminin wirkender Mann und leicht männlich wirkende Frau stark spielt und Anaïs Demoustier
als sexuell ständig hin- und hergerissene Claire tragen den Film in den Hauptrollen äußerst gut.
So bleibt „Eine neue Freundin“ ein
überwiegend positiver Film, der eine gewichtige Thematik weitestgehend niveauvoll erzählt.
Am Ende bleibt aber nichtsdestotrotz ein etwas schaler Nachgeschmack übrig, denn Regisseur
François Ozon hätte durchaus mehr Mut beweisen und auf überholte Klischees verzichten
können.
6 von 10 aufdringliche, aber mit
Glück erfüllende Kinobesuche
von Pat
Hervorragende Grafik Diese Seite und Buchung erregte meine Aufmerksamkeit. Es ist schön, dass Blogs wie dieses existieren!
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