Fakten:
Thief – Der Einzelgänger (Thief)
USA, 1981. Regie & Buch: Michael
Mann. Mit: James Caan, Tuesday Weld, James Belushi, Robert Prosky, Willie Nelson, u.a. Länge:
124 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray in der Ultimate Edition von OFDb Filmworks erhältlich.
Story:
Frank ist tagsüber ein
unscheinbarer Autoverkäufer, doch nachts führt er ein Doppelleben als raffinierter Safe-Knacker. Nach
einem letzten großen Coup will er sein kriminelles Leben endgültig hinter sich lassen und einer
normalen, sorgenfreien Zukunft entgegen blicken.
Meinung:
Vermutlich gibt es keinen
selbsternannten Film-Fan, dem der Name Michael Mann nicht geläufig ist. Mann ist unbestritten einer
der größten Stilisten unter den Hollywood-Regisseuren, welcher mit seiner unverwechselbaren
Handschrift zahlreiche, aufstrebende Nachwuchs-Filmemacher inspiriert hat. So sind es vor
allem die visuell bestechenden Bildkompositionen in Verbindung mit messerscharfen Schnitten und den
verschiedensten Musik-Genres, die Mann stets mit Geschichten von tragisch
angehauchten Figuren, die meist in kriminellen Milieus verwurzelt sind, kombiniert. Fragt man allerdings
nach seinen Arbeiten, so fallen meist Titel wie "Heat" oder "Collateral".
"Thief", Michael Mann´s Spielfilm-Debüt von 1981, wird dabei gerne
mal übergangen und zählt allgemein zu den eher
unbekannteren Werken des Regisseurs.
Das richtige Werkzeug ist die halbe Miete. |
Manchmal zieht nur noch die harte Tour. |
intelligentere, ist
"Thief" außerdem ein existenzialistisches Charakter-Drama im
bedrückenden Neo-Noir-Gewand, welches Frank
trotz seiner kalten Fassade und seinem Image des harten Hundes, das er nach außen hin
kommuniziert, als äußerst tragischen, bemitleidenswerten Charakter zeichnet. Wenn er sich in
einem übereilten Gespräch vollständig einer eben erst kennengelernten Kellnerin öffnet,
ihr seine gesamte Hintergrundgeschichte mitsamt Gefängnis- Vergangenheit offenbart, nur um
dann beiläufig und voller Hoffnung nach ihrer Hand zu greifen und somit um ihre Liebe zu bitten, legt
Mann, gemeinsam mit einem großartigen James Caan in der Hauptrolle, auf einmal völlig neue
Facetten dieser Figur offen, die zunächst so abgebrüht und hart gewirkt hat. "Thief" ist
neben seinem Hauptereignis, dem großen Heist, im Kern also der Kampf eines Mannes mit sich selbst, der
versucht, seine kriminelle Herkunft ein für alle Mal hinter sich zu lassen und neu zu starten, wofür er
aber immer wieder in alte, kriminelle Muster verfallen muss und meist erkennt, dass er seinem
unausweichlichen Schicksal nur schwer entkommen kann. Durch die wohl durchdachte Struktur
der Handlung läuft alles zunächst auf den großen Einbruch als Höhepunkt zu, doch die wahre
Dramatik von Frank´s Geschichte, das fatale Dilemma dieses Mannes, wird erst ganz am Ende
deutlich, wenn er in der Schlussszene zu einem Spaziergang durch das nächtliche Chicago
aufbricht, bei dem nichts mehr so ist, wie es bestimmt war.
"Thief" ist somit nicht
nur die große Geburtsstunde eines stilistisch wegweisenden Regisseurs, sondern bereits ein unheimlich
stilbewusstes, atmosphärisches und zudem inhaltlich ausgeklügeltes Spielfilm-Debüt, in
dem sich sämtliche Motive und Stilistiken wiederfinden, welche Mann´s gesamtes Schaffen
durchziehen. Wie inspirierend "Thief" auch Jahrzehnte nach seinem Erscheinen immer noch ist, lässt
sich beispielsweise in der jüngeren Filmgeschichte bei Nicolas Winding Refn´s von aller Welt
abgefeiertem "Drive" beobachten, denn in diesem Film lässt sich auffällig viel DNA aus
"Thief" wiederfinden.
8,5 von 10 souverän durchgeführte
Einbrüche
von Pat
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