Review: ED WOOD - Tim Burton huldigt dem schlechtesten Regisseur aller Zeiten



Fakten:
Ed Wood
USA, 1994. Regie: Tim Burton. Buch: Scott Alexander, Larry Karaszewski, Rudolph Grey (Vorlage).
Mit: Johnny Depp, Martin Landau, Sarah Jessica Parker, Patricia Arquette, Jeffrey Jones, G.D. Spradlin, Vincent D´Onofrio, Bill Murray, Mike Starr, Max Casella, Lisa Marie, George "The Animal" Steele, Juliet Landau u.a. Länge: 122 Minuten. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Edward D. Wood Jr. ist ein filmbegeisterter Mensch, der unbedingt als Regisseur große Karriere machen will. Er nimmt eine undankbare Arbeit an, trifft in der Zwischenzeit auf die abgestürzte Filmlegende Bela Lugosi und wird daraufhin einer der wichtigsten Regisseure aller Zeiten... nur unabsichtlich und mit sehr großem Abstand.





Meinung:
Eine wundervolle Hommage an den Film und zwei ihrer Legenden, die sich auf dem persönlichen Höhepunkt und Tiefpunkt traffen. Der Eine wurde (auch) durch ihn bekannt, der Andere wurde still und leise beerdigt, dennoch würde der alte Bela mit einem Lächeln auf diesen Film herunter schauen. Das wollte Tm Burton, das hat er erreicht.


Ed und Bela geben sich gemeinsam dem Horror hin
"Ed Wood" ist die würdevolle Liebeserklärung an den verkannten, bemühten Billig-Filmer Edward D. Wood Jr., der Zeit seines Lebens mit nichts arbeiten musste und an sich auch nichts mehr verdienen würde, aber er wollte es einfach. Er hatte einen Traum, den Antrieb, nicht das Talent, aber meine Güte, er WILL es einfach. Er glaubt an sich, scheißt auf die Vorraussetzungen, biegt sich alles gerade so zurecht, manipuliert und arangiert sich, geht ganz komische Kompromisse ein, nur um am Ende sein Baby auf der großen Leinwand zu erleben. Da können sie alle lachen, er hat sein Ziel erreicht. Ed Wood war ein einzigartiger, kreativer, ungewöhnlicher Filmemacher, ein extrovertierter Mensch wie Künstler, der mehr Leidenschaft als Chancen besaß, mehr Enthusiasmus als Talent, sich davon aber nie abschrecken ließ. Er war ein Macher, kein Denker. Ein Mensch, der seinen Traum verfolgte, koste es, was es zu verscherbeln gab.


Ed Wood in voller Arbeitsmontur
Tim Burton betont den Flair des Ed Wood und seiner Zeit sehr liebevoll, beschreibt seinen Protagonisten als eifersüchtiges, ehrgeiziges Pendant eines Orson Welles. Der oft erwähnte "Konkurrent" wurde als Genie gefeiert, Wood verstand sich als kaum weniger, musste sich halt mit den begrenzten Mitteln zufrieden geben. Burton scheint in seinem Film viel mehr zu überzeichnen, als es tatsächlich der Wahrheit entsprach. Natürlich karikiert Burton die Figuren wie die Geschehnisse, allerdings nur gering. Er vergisst nicht die tragische Note um die gefallene Legende Bela Lugosi (unglaublich intensiv, beeindruckend und feinfühlig: Martin Landau, Oscar mehr als gerechtfertigt). Er liefert einen Blick hinter die abstrakte Entstehungsgeschichte der Filme, die damals belächelt und heute als ein Stück Filmgeschichte gefeiert werden. Burton kennt die Werke von Wood, schätzt sie und lässt seine Figur nie zur Witzfigur verkommen, würdigt sie sehr liebevoll und inszeniert sie dementsprechend, beschönigt dabei nie die absurden Eskapaden, sondern setzt ihnen eine skurrile Krone auf.


Ein talentierter Freak würdigt einen weniger talentierten Freak, eine schöne Kombination. Traumhaft gespielt, geschickt inszeniert und sowohl als Biopic wie als Satire und Zeitdokument grandios. Unterhaltsam, interessant, ehrlich und würdevoll, kaum besser machbar. Burton und Depp auf ihrem Höhepunkt, war das großartig. Vor CGI und Karneval.


8,5 von 10 verschwundenen Wollpullovern


von JackoXL

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