Review: DER MÖNCH - Sünde hinter Klostermauern

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Fakten:
Der Mönch (Le moine)
FR, ES, 2011. Regie: Dominik Moll. Buch: Dominik Moll, Anne-Louise Trivdic, Matthew Lewis (Vorlage). Mit: Vincent Cassel, Déborah Francois, Joséphine Japy, Sergi López, Catherine Mouchet, Jordi Dauder, Geraldine Chaplin, Roxane Duran u.a. Länge: 96 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Im Jahr 1595 wird vor die Pforten eines Kapuzinerklosters bei Madrid ein Baby abgelegt. Das Kind entwickelt sich zu dem gottesfürchtigen und willensstarken Prediger Ambrosio, der wie kein zweiter den Menschen das Wort Gottes nahe bringen kann. Als ein mysteriöser Novize auftaucht, aufgrund von Entstellungen unter einer Maske verborgen, gehen merkwürdige Dinge vor sich. Ambrosio wird erstmals ernsthaft in seiner religiösen Standhaftigkeit geprüft.



                                                                            



Meinung:
- „Satan hat nur die Macht, die man ihm zugesteht.“
- „So einfach ist das?“
- „Ja...so einfach ist das.“


Ja, so einfach ist das. Oder könnte es sein. Natürlich stellt sich im Verlauf von „Der Mönch“ heraus, dass es wohl doch etwas schwieriger ist, immer auf dem rechten Weg zu bleiben. Selbst für so einen unantastbaren, unerschütterlichen Diener Gottes wie Prediger Ambrosio. Was scheinbar auch nicht so einfach ist: Eine Gothic-Novel aus dem 18. Jahrhundert zu einem tauglichen Spielfilm zu verarbeiten, selbst wenn man sich sichtlich Mühe gibt.


Bruder Ambrosio und Bruder Pinocchio.
Der deutsch-französische Regisseur Dominik Moll versucht durch Optik, Ausstattung und Atmosphäre zu punkten, was ihm allerdings auch nur teilweise gelingt. Schlecht sieht sein Film wahrlich nicht aus, gelegentlich kommt da eine ansprechende Stimmung auf, die sich insgesamt dann leider an der extrem zähen Erzählweise aufhängt. Trotz unnachgiebig eingestreutem Klavier-Geklimper Marke unheimlich, wenn das Geschehen keine echte Spannung vermittelt, reicht das vorne und hinten nicht. Die schwülstigen, mitunter arg theatralischen Dialoge sind sicher der Vorlage geschuldet und würden unter anderen Umständen eventuell auch nicht stören, wenn man sich denn sonst zum Mitfiebern eingeladen fühlen würde. Es scheint schlicht der Transfer einer über 200 Jahre alten Vorlage nicht gelungen. Besonders unglücklich, fast schon ärgerlich, in dem Zusammenhang: Das Drehbuch weicht stark von der Vorlage ab. Bei einer werkgetreueren Umsetzung hätte der Film weit mehr Potenzial. Die Eckpfeiler sind natürlich vorhanden, nur wichtige Details wurden gekürzt, abgeändert oder nicht näher erläutert. Warum? Gute Frage, ein ersichtlicher Grund ist nicht vorhanden.



Zölibat kann echt ätzend sein.
So plätschert die wohl ursprünglich sehr packende Geschichte müde vor sich hin, da kann auch eine engagierter Vincent Cassel nicht viel reißen. Er wirkt in der monotonen Auslegung seiner Rolle gefangen, punktet durch sein gottgegebenes Charisma, viel mehr eigentlich auch nicht. Nur das Finale, welches endlich mal halbwegs mitreißen kann, schön surreal eingefangen ist und die böse Pointe der Geschichte enthüllt, kann noch Boden gut machen. War vorher alles so überraschend und aufregend wie Vokale in der Buchstabensuppe kommt da wenigstens noch mal ein richtiges Aufbäumen. Nur erstens zu spät und zweitens verdeutlicht es nur, wie sehr die Umsetzung der Vorlage eigentlich in die Hose gegangen ist. Die Geschichte an sich ist hinterhältig, gut überlegt und war zu seiner Zeit sicherlich außergewöhnlich. Heute eigentlich auch noch, nur narrativ schwach verkauft. Der Film macht beim Reflektieren mehr Spaß als beim Ansehen, deutlich mehr. Das kann wohl kaum so beabsichtigt sein.


„Der Mönch“ hätte ein großartiger Film werden können. Nur mit dem masakrierten Skript und der schleppenden Umsetzung über die meiste Zeit lässt sich selbst die beste Grundlage verbocken. Es ist nur zu erahnen, was uns leider nicht vergönnt war. Das stimmt fast schon traurig. Bitte irgendwann eine neue Version wagen, so schwer kann das doch nicht sein. Oder um es mit Ambrosios Worten zu sagen: „Ja...so einfach ist das.“ Schön wär’s ja.

4 von 10 Mönchen in Versuchung.

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