Review: THE QUIET ONES - Terror von der Tonspur



                                                                           


Fakten:
The Quiet Ones
GB, USA, 2014. Regie: John Pogue. Buch: Craig Rosenberg, Oren Moverman, John Pogue. Mit: Jared Harris, Sam Claflin, Erin Richards, Rory Fleck-Byrne, Olivia Cooke, Laurie Calvert, Aldo Maland, Max Pirkis u.a. Länge: 98 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Paranormale Phänomene sind das Resultat von negativer menschlicher Energie. Aufgrund dieser Theorie wagt ein unorthodoxer Professor mit seinen Studenten ein gefährliches Experiment: Das Heraufbeschwören eines Poltergeistes. Scheinbar ohne Gewissen führt die Gruppe eine Reihe von Tests an einer jungen Frau durch. Ihr Ziel: Ihren Verstand brechen, sie in den Wahnsinn treiben und so einen Dämon in ihr herauf zu beschwören. Keine gute Idee…



                                                                            




Meinung:
Seit 2007 kreist nun wieder der Hammer im Horrorgenre, nur die Nägel kloppt er meistens krumm ins Brett. Von den wenigen Produktionen, die die einst so ehrwürdigen Hammer-Studios seit ihrem Neustart auf den Markt brachten, konnte eigentlich nur ihr prominentester Vertreter „Die Frau in Schwarz“ als gelungen bezeichnet werden. In dieser mäßigen Statistik macht leider auch der eigentlich vielversprechende „The Quiet Ones“ keine Ausnahme, ganz im Gegenteil. Ein einladender Trailer und einige positive Vorabkritiken ließen die Hoffnung aufkeimen, das Resultat ist mehr als nur ernüchternd.


Beliebter Studiengang in Oxford: Hokuspokus.
Regisseur John Pogue („Quarantäne 2“) und seine Autoren Craig Rosenberg (nicht gerade bemerkenswert aufgetreten durch die Skripts zu dem Mystery-Quark „Half Light“ und dem überflüssigen Remake „Der Fluch der zwei Schwestern“) sowie Oren Moverman (immerhin Regisseur des großartigen „The Messenger – Die letzte Nachricht“) stolpern unmotiviert und ohne jeglichen Anflug eigener Ideen durch den Tante-Emma-Laden des Genres und packen das Warenkörbchen mit ein Bisschen von allem voll, was heute so gerne verwurstet wird. Exorzismus-Besessenheits-Irgendwas, paranormaler Unfug, Telekinese-Puppen-Theater und – natürlich – eine leichte Prise Found Footage, das spannungsarme Kameragewackel für Leute mit wenig Budget und noch weniger Talent (Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel). Beruht selbstverständlich auf „wahren Begebenheiten“, wie immer, schon krank, was so oder so UNGEFÄHR mal irgendwo irgendwem passiert ist, kaum zu glauben. Aber muss ja, damit wirbt jawohl niemand einfach so. Nicht nur, dass die schlichte Geschichte schon x-mal in ähnlicher Form vorgekaut wurde, selbst als Kopie (neu erfindet sich das Genre eh so gut wie nie, von daher grundsätzlich ja gar nicht so tragisch) ein völlig unbrauchbarer Kirmesgrusel. Offensichtlich war keinem der Beteiligten klar, warum ihre zahlreichen Vorbilder funktionierten oder zumindest erfolgreich waren. Wie baut man gleich Spannung auf? Keine Ahnung, brauchen wir auch nicht, wir haben ja unser „gespenstisches Sounddesign“.


Ob das die Krankenkasse zahlt?
Alternative Bezeichnungen: Akute Lärmbelästigung, billige Jumpscares, die pure Hilflosigkeit. Bis auf ohrenbetäubendes, verzerrtes Gejaule und sonstigen urplötzlich auftretenden Krach fällt einem nichts ein. Nicht nur furchtbar ätzend, ein reines Armutszeugnis. Soll das ernsthaft ausreichen, um im Jahr 2014 (oder auch 1950, zeitlos öde) dem Publikum das Fürchten zu lehren? Offenbar. Auf mehr verlässt sich „The Quiet Ones“ (der Titel klingt in Anbetracht dessen wie Hohn) nicht und wenn man ganz ehrlich ist, mehr würde fast auch nicht gehen. Zumindest in der Form. Wenn mal visuelle Effekte zu sehen sind wird deutlich, warum die so spärlich eingesetzt werden. Ein klassisches Merkmal der alten Hammer-Filme lässt sich somit erkennen, die notorisch klammen Kassen. Weder die abgenudelte Handlung, die völlig effektlos eingestreuten Found Footage-Passagen noch die wenig überraschenden oder gar schockierenden „Wendungen“ können nur irgendwie Boden gut machen. Früher (und zum Teil auch bei „Die Frau in Schwarz“) hatten die Studioproduktionen immerhin noch diesen schönen Flair, die stimmungsvollen Sets, die urige Ausstattung und unnachahmlich Charakterköpfe wie Peter Cushing oder Christopher Lee, um über Drehbuch- und Inszenierungsschwächen hinweg sehen zu können. Hier steht nur Hammer drauf, drin ist ein furzlangweiliger, völlig beliebiger Nicht-Schocker.


„The Quiet Ones“ versucht sich zwar aller möglichen „modernen“ oder zumindest angesagten Mitteln des Genres zu bedienen, wirkt trotzdem (oder auch dadurch) so muffig, bieder und jetzt schon verstaubt, wie es die alten Hammer-Filme selbst heute nicht sind. Das ist schon ein Kunststück für sich.

3 von 10 dampfenden Puppen

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