Review: SMILEY – DAS GRAUEN TRÄGT EIN LÄCHELN – Der virale Serienmörder



Fakten:
Smiley
USA. 2012. Regie: Michael Gallagher. Buch: Glasgow Phillips, Michael Gallagher. Mit: Caitling Gerard, Shawn Dawson, Melanie Papalia, Liza Weil, Toby Turner, Andrew James Allen, Roger Bart, Keith David, Patrick O’Sullivan, Bree Essrig, Nikki Limo, Jason Horton u.a. Länge: 95 Minuten. FSK: freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD erhältlich.


Story:
I did it for the lulz“.
Wer dies dreimal im Chat im Internet von sich gibt ruft angeblich einen irren Killer herbei. Zwei Freundinnen, die glauben es handelt sich lediglich um eine urbane Legende, wollen es ausprobieren und erleben ihr mörderisches Wunder.





Meinung:
Durch seine „Totally Sketch“-Episoden erfuhr Michael Gallagher reichlich Gegenliebe auf YouTube. Und da ist es auch gar nicht mal so unverständlich, dass der Trailer zu seinem ersten Spielfilm „Smiley – Das Grauen trägt ein Lächeln“ flott in Richtung 30 Millionen Aufrufe schnellte, ist Gallagher doch durchaus ein Star innerhalb dieser extrem hochfrequentierten Sphären und sein Kanal (inzwischen bereits über 400 Millionen Klicks) äußerst gefragt. Im World Wide Web bahnte sich anschließend ein ordentlicher Hype seinen Weg und nicht nur die treue Fanschar Gallaghers fieberte dem Auftritt des Serienmörders mit der skurrilen Grinsemaske entgehen. Dass es der Low-Budget-Streifen nicht in die Kinos schaffen wird, war wohl von Anfang irgendwo klar, doch von all dem Trubel, der im Internet um „Smiley – Das Grauen trägt ein Lächeln“ seiner Zeit losgetreten wurde, war schon nach kurzer Zeit nicht mehr viel vorzufinden.


Nicht Smiley, nur Nerdy
Nach Konsumierung von „Smiley – Das Grauen trägt ein Lächeln“ lässt sich auch mit einem ruhigen Gewissen sagen: Warum auch? Es ist nicht so, dass sich Michael Gallagher bei der Umsetzung von „Smiley – Das Grauen trägt ein Lächeln“ so gar keine Gedanken gemacht hat – Ambitioniert ist dieser Film ohne Frage. Doch schleicht sich hier das alte Problemchen wieder ein, dass der Film letzten Endes genau an diesem ambitiösen Habitus zerbricht, weil er sich in erster Linie nicht nur auf deftige Genre-Elemente mit reichlich Blutzoll konzentrieren möchte, seinem ansprechenden Unterbau, der sich in Richtung 'totalen Vernetzung' bewegt, aber nie wirklich reflektiert begegnet, was die Gefahren der kontemporären Netzkultur nur im Ansatz auf den Zahn zu fühlen weiß. Smiley als allegorische Manifestation der Bedrohungen, die im Dunkeln jener Welt lauern könnten und dem Benutzer das Messer hinterrücks zwischen die Schulterblätter rammt.


Smiley, das Arschgesicht
Smiley fungiert als eine Art urbane Neo-Legende, der nicht mehr nach dreimaligem Rufen in den Spiegel erscheint, wie es beispielsweise Bloody Mary tat, der Brüller auf Halloweenpartys. Wir bewegen uns hier, ganz der 'Generation Youtube' verschrieben, in einem Chatportal, das in seiner Konzeption an die Aufmachung von Chat Roulette gemahnt. Schreibt man seinem Gegenüber dreimal den Satz „I did it for the lulz“, wird dieser wenige Augenblicke auch schon von Smiley mit einem gezielten Messerstich ins Nirwana befördert. Natürlich zielt „Smiley – Das Grauen trägt Lächeln“ darauf nicht nur auf die ständige Geburt von irgendwelchen dämlichen Internet-Phänomenen an, sondern auch auf die erschreckende Schnelligkeit, in der sich diese wie ein Lauffeuer einmal um den Globus bewegen und gnadenlos verbreiten. Am Ende fällt der eh schon recht behäbig-ermüdende Campus-Slasher aber metamäßig auf die Nase, wenn er ganz im Stile von Wes Craves Meisterwerk „Scream – Schrei!“ die Perzeption des Zuschauer zu torpedieren versucht.


Bar jeder Logik verkauft sich der mit furchtbaren Jump Scares vernebelte „Smiley – Das Grauen trägt Lächeln“ nach der hanebüchenen Auflösung dann endgültig für doof und zerstört nochmal all das, was er sich im vorherigen Moment aufzubauen versuchte. Mit Caitlin Gerard als labile Ashley in der Hauptrolle,die die Psychopharmaka zur Behandlung ihrer bipolaren Störung abgesetzt hat und sich irgendwann in einem Zustand befindet, der ihr die Unterscheidung zwischen Realität und Illusion (auch durch virtuelle Manipulation) negiert, hat der schlechte Partie gelandet, während alle anderen Teenie-Darsteller furchtbar nerven oder der spezifischen Berufsbezeichnung 'Schauspieler' mit Wonne davonlaufen. Ein etwas zu sehr auf Kultstatus forciertes Anti-Vergnügen.


3 von 10 zerrissenen Kleidern


von souli

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