Fakten:
Das Rätsel des silbernen Halbmonds
(Sette orchidee macchiate di rosso)
IT, BRD, 1972. Regie: Umberto
Lenzi. Buch: Roberto Gianviti, Umberto Lenzi, Edgar Wallace (Vorlage). Mit:
Antonio Sabato, Uschi Glas, Pier Paolo Capponi, Rossella Falk, Marisa Mell, Marina Malfatti,
Renato Romano, Claudio Gora, Aldo Barberito u.a. Länge: 85 Minuten. FSK:
Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD erhältlich.
Story:
Ein unbekannter Mörder hat schon
einige Seelen auf dem Gewissen und hinterlässt als Erkennungsmerkmal einen
silbernen Halbmond in den Händen der Opfer. Giulia überlebt die Attacke des
Killers, wird offiziell jedoch für tot erklärt. Gemeinsam mit ihrem Verlobten
Mario will sie dem Täter auf die Spur kommen. Der silberne Halbmond bringt sie
auf die scheinbar richtige Spur: Ein Hotel, in dem alle Opfer mal zu Gast
waren.
Meinung:
Der 38. und letzte
Edgar-Wallace-Film tanzt, wie schon einige wenige Kollegen zuvor, aus der Reihe
und wird von Umberto Lenzi als waschechter Giallo vorgetragen. Mit allem Drum
und Dran. Zwar wie die Herzstücke der Reihe auf Groschenromanniveau, nur eben
nicht auf der typischen Edgar-Wallace-Schiene mit Arent, Fuchsberger und
Kinski, als trottelig-unterhaltsamer Gimmick-Krimi inszeniert. Ohne das
gewohnte, durchlöcherte Markenlogo inklusive Ansage und der Beteiligung der
gläsernen Uschi kaum als Teil der Serie zu erkennen. Ist er auch nicht
wirklich, alles beruht nur sehr lose auf Edgar Wallace und ist eher eine
Mogelpackung. Macht ja eigentlich auch nichts, denn Lenzi variiert die nur grob
zu Grunde liegende Vorlage handwerklich recht geschickt als nicht jugendfreien
Genrebeitrag und beweist Qualitäten, die es bei ihm nicht immer zu sehen gab.
Englische Text, deutscher Akzent, da versteht der Italiener nichts. |
Sehr fachkundig und eindeutig
ambitioniert in den wirkungsvollen Sequenzen trägt Lenzi die schwarzen
Handschuhe auf, gibt sich alle Mühe und kann durchaus zeigen, zu was er im
Stande ist. Dazu gehört NICHT das sinnvolle Vortragen einer Geschichte, was bei
einem Giallo, einem Lenzi und einer Wallace-Verfilmung generell nicht als
Standard vorausgesetzt werden sollte. Mit einer angebrachten, wenn auch nicht
bemerkenswerten Portion von Gewalt, Sex und Sleaze ordnet er sich in die
besseren Gefilden des Subgenres ein, weiß um die Schlüsselszenen, verlässt sich
leider im Mittelteil zu sehr auf die (natürlich) mehr oder weniger dumme
Handlung. Spannend und interessant in der Veranlagung, gewinnt die im Endeffekt
keinen Blumentopf und zaubert eine abstruse Auflösung aus dem Hut, die nicht
mal den Versuch von Logik wert ist. Dafür punktet die kurzweilige Veranstaltung
durch seine präzise Umsetzung, eine schöne Kamera und den nicht meisterhaften,
allerdings gezielten und effektiven Score von Großmeister Riz Ortolani. Wenn der
eigentliche Krimiplot zu deutlich im Fokus steht, ist das recht belanglos.
Boden gut machen dafür die stimmigen, stilechten Giallo-Sequenzen, auf die sich
der Film unübersehbar stützt. Da gelingt es dem letzten Wallace-Verschnitt,
sich überraschend gut zu präsentieren und immer noch Interesse für die Handlung
zu generieren, warum auch immer.
Italo-Hengst Antonio Sabato und das
noch natürlich, ungecremt-hübsche Schnuckel Uschi Glas können den Film trotz
diverser Unzulänglichkeiten tragen, der echte Pluspunkt ist die wirklich gute
Inszenierung. Egal, wie doof und eigentlich nebensächlich sich die Story am
Ende präsentiert, der Weg bis dahin ist den Blick wert. Ohne die unnötigen
Hänger im Mittelpart wäre das sogar ein richtig guter Genrevertreter, der
offenbar die Stärken und Schwächen seines Terrains deutlich kennt und leider
trotzdem nicht alles auf eine Karte
setzt. Sobald der Film auf die Geschichte offensichtlich scheißt und nur auf
den Momente hinarbeitet, ist er voll im Soll. Sonst wird es eng. Es hätte nicht
geschadet, noch mehr in die Vollen zu gehen, die Qualitäten deutlicher
auszureizen, ruhig das Stammpublikum (Marke Wallace) komplett zu ignorieren.
Wenn „Das Rätsel des silbernen Halbmonds“ überzeugt, dann auf einem recht gutem
Niveau. Bremst sich selbst aus, kann dafür durchaus etwas und ist eher für
Giallo-Freunde als für Wallace-Anhänger geeignet.
6 von 10 leeren Särgen
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