Review: A LONG WAY DOWN - Verachtenswert weltfremd



Fakten:
A Long Way Down
UK. 2014.
Regie: Pascal Chaumeil. Buch: Jack Thorne, Nick Hornby (Vorlage). Mit: Pierce Brosnan, Imogen Poots, Toni Collette, Aaron Paul, Sam Neill, Rosamund Pike, Tuppence Middleton, Joe Cole, Josef Altin, Leo Bill u.a. Länge: 96 Minuten. FSK: freigegeben ab 6 Jahren. Ab 5. September auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Die Karriere und der Ruf von Moderator Martin ist auf ewig ruiniert, also beschließt er vom Dach eines Hochhauses, am  Silvesterabend, in den Tod zu springen. Jedoch ist Martin nicht der Einzige mit dieser Idee. Die alleinerziehende Mutter Maureen, der Lieferant J.J. und die Abgeordnetentochter Jess wollen sich dort ebenfalls das Leben nehmen. Das ungleiche Quartett beschließt einen Pakt: Wenn sie in sechs Wochen, am Valentinstag, immer noch glauben, der Tod wäre die beste Lösung, werden sie springen. Leider gerät der Pakt, durch Jess‘ Ex-Freund, an die Presse, was zu einer Menge Turbulenzen führt.





Meinung souli:
Jeder, der in seinem privaten Umfeld schon mal einen Suizidfall zu betrauen hatte oder gar höchstpersönlich mit solch lähmenden Gedanken zu kämpfen hatte, der sich Tag für Tag, Nacht für Nacht, in den unermesslichen Qualen dieser winden musste; Gedanken, in denen man sich festgelaufen hat, die einen wie in Treibsand gefangenen nahmen und immer tiefer nach unten zogen, würde allen Verantwortlichen dieses kolossalen Dummfilms wohl am liebsten einen Tunnel ins Gesicht schlagen. „A Long Way Down“ ist verlogene Kotze allererster Kajüte, schlimmer geht es nimmer. Hier wird Suizid als Geltungsdrang definiert, und eigentlich will sich ja niemand wirklich umbringen, sondern nur wachgerüttelt werden. Wer erklärt das mal eben auf die Schnelle den Angehörigen, die sich nun den Rest ihres Lebens in Schuldgefühlen wälzen? Aber soweit denkt „A Long Way Down“, dieser geschmacklose Scheisshaufen von Film, natürlich nicht. Das würde ja auch das auf unreflektierte Unterhaltung bestehende Publikum zum Nachdenken anregen. Hilfe! „A Long Way Down“ artikuliert seine Problemlösung deshalb eher so: Warum denn Selbstmord verüben? Irgendwann stirbst du doch eh! Also, einfach mal die schönen Dinge im Leben auskosten. Zum Beispiel den Sonnenaufgang genießen. Oder mal ein Eis essen gehen. Oder einfach nur mal lachen. Und wenn gar nichts mehr geht, dann wird halt eine Pro/Contra-Liste erstellt – Zack, alles wieder im grünen Bereich. Etwas derartig Weltfremdes gehört verachtet und verbannt. In Zuckerwatte wickeln, Schleife drum, Glöckchen ran, ab in die Schrottpresse. Untragbar, ehrlich, gerade weil er sich auch so überaus relevant empfindet.


0 von 10 ruinierten Karrieren


Martin, Maureen, Jess und J.J. schließen einen Pakt

Meinung stu:
Lebensbejahung gut und schön, aber was „A Long Way Down“ präsentiert spottet jeder Beschreibung. Diese Einfachheit, mit der hier teils existenzielle Probleme behandelt und gelöst werden, lässt den Gedanken aufkeimen, es handle sich entweder um einen sehr schrägen Sci-Fi-Film oder vielleicht sogar um eine gefratzte Groteske, die jedem Menschen mit suizidalen Gedanken feist kichernd und grinsend den schmierigen Feel-Good-Stinkefinger entgegenstreckt, mit dem er sich kurz zuvor noch den Hintern abgewischt hat. „A Long Way Down“ ist ein perfider Film. Die Heiterei-Problembehandlung gleicht einer ekelerregenden Maskerade. Was sich dahinter verbirgt? Der widerliche, ätzende Versuch Selbstmord zu pauschalisieren. Das Einzige was hier wirklich vom Dach springt, ist die Aufrichtigkeit. Kein Film zum Liebhaben, sondern einer zum Kotzen. Dabei sollte nicht unerwähnt bleiben, dass das Darstellerquartett wahrlich keine Schuld trifft. Brosnan, Collette und Paul überzeugen, während Imogen Poots Figur die Schwelle zur bornierten Nervigkeit bereits nach kurzer Zeit durchbricht und selbst dann dort verweilt, wenn der Film versucht sie und ihr Verhalten zu erklären. Dass „A Long Way Down“ so furchtbar und anmaßend ist, liegt wirklich einzig und alleine am Script. Selbst der Roman von Hornby war schon nicht sonderlich gut (eines seiner schlechtesten Werke), aber Jack Thornes Adaptionen ist wirklich einfach nur grausam.


1 von 10 Sprüngen ins Meer

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