Review: ALLES ÜBER EVA - Showbiz is a bitch!



Fakten:
Alles über Eva (All about Eve)
USA. 1950. Regie und Buch: Joseph L. Mankiewicz.
Mit: Bette Davis, Anne Baxter, George Sanders, Celeste Holm, Hugh Marlowe, Thelma Ritter, Marilyn Monroe, Barbara Bates, Gary Merrill u.a. Länge: 138 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Erfolg ist ihr einziges Ziel – für den großen Auftritt ist sie bereit, buchstäblich über Leichen zu gehen. Produzenten, Autoren, Schauspieler-Kollegen und sogar die Menschen, die sie lieben, sind nur hinderlicher Ballast auf dem Weg nach ganz vorn. Alle halten sie für das, wofür sie sich gerade ausgibt – nur einer nicht. Er allein erkennt die Machenschaften dieser gefährlichen Frau. Nur er allein weiß alles über Eva.





Meinung:
Was nehme ich mit, jetzt wo ich 'ALLES ÜBER EVA' gehört habe? Um mal ganz profan den Inhalt und die Form dieses Film zusammenzufassen: "Darum geht's bei der Schauspielerei!"

 
George Sanders, der alte Charmeur
Eine bis in jeden verwobenen Subplot durchkonstruierte Dekonstruktion des Acting-Mythos, in Zeiten des glamourös-verführenden Hollywood's, welche ihren Anfang Hinter-den-Kulissen der Theaterbühne nimmt - wo manche Leute einfach alles für eine Rolle tun würden. In seinen perfekt abgestimmten Dialogen und seinen ultrastarken Darstellerleistungen dementsprechend freimütig Klartext-sprechend, wird der vollends-manipulierte Weg zum Ruhm durch Eifersucht, Intrigen und Verrat, inkl. aufgesetzt-perfekter Rührseligkeits-Mine geebnet. Am beeindruckendsten gestaltete sich da für mich der Abstieg im Umgangston und Arbeitswillen der alternden Diva Margo Channing (Bette Davis), welche sich aufgrund der devot-'unschuldigen', potenziellen, jüngeren Nebenbuhlerin Eve dem Alkohol ergibt und Tiraden gegen ihre eigentlichen Freunde ausspricht. Ein zentrales Highlight des Films, welches ein Stück weit die allzu hohe, unausweichliche Vorhersehbarkeit des Narrativs verzeihen lässt (welche bei mir nicht nur insofern bestand, dass DIE SIMPSONS mit der Episode 'ALLES ÜBER LISA', welche ich nun mal den Umständen entsprechend früher sah, diesen Film strukturell als Vorlage nahmen).


Bette Davis als Margo
Versteht mich nicht falsch: 'ALLES ÜBER EVA' ist von seiner Aussage und Darstellung her ein zeitloser Film, den man genauso gut in die heutige Ära implementieren könnte - denn am Wesen der Schauspielerei, mit seinen hinterfotzigen Fliegenträgern und Starlets, hat sich seit den 50ern nicht allzu viel verändert: hinter Talent & Erfolg steckt auch immer ein Stück vom Teufel. Mein persönlicher Geschmack hat es aber nun mal etwas lieber, gerade bei Reisen in die cineastische Vergangenheit, Neues zu entdecken und zu fühlen - was auch DES ÖFTEREN gelang. 'ALLES ÜBER EVA' hat meine Erwartungen irgendwo natürlich erfüllt, sobald ich bereits nach wenigen Minuten merkte, womit ich es zu tun hatte. Von der Inszenierung ist er auch absolut gelungen und energiereich. Doch für die große Liebe reicht es leider nicht, dafür ist er dann doch wieder zu oberflächlich und auch (wahrscheinlich gezwungenermaßen) ein Stück weit glattgebügelt-zahm - selbst wo ich es jetzt nicht mit 'modernen Augen' betrachte - verliert seinen erstrebten, naturalistisch-schnörkellosen Ton zudem am allzu-forcierten 'Kreislauf des Lebens'-Ende. Aber nunja, subtil ist der Film in der Aufarbeitung seines Grundthemas sowieso nicht und will ja so konkret wie möglich sein - in dem Sinne wirkt jenes Ende dennoch verhältnismäßig zynisch-unglaubwürdig eingeworfen. Aber hey, geht vielleicht nur mir so.


Das alles hält mich dennoch nicht davon ab, meine Empfehlung für 'ALLES ÜBER EVA' auszusprechen - ein handwerklich-darstellerisch einwandfreies und größtenteils offenherziges Rise-&-Fall-Drama aus der Welt der Schauspielerei, welches in seiner Aufmachung (beinahe) alles richtig macht und mit der moralischen Perfidität seiner Figuren (Eve, näh) recht gut einwirken kann. Sollte man aber am besten kalt genießen, zu Überschwängen und richtig packenden Momenten lässt der Film sich nämlich nicht gerade hinreißen, bleibt eher (im besten Sinne) theatralisch, denn komplett cineastisch.


7,5 von 10 konspirativ erarbeiteten Karrieren

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