Review: COP CAR - Spritztour mit Folgen


Fakten: 
Cop Car
USA, 2015. Regie: Jon Watts. Buch: Jon Watts, Christopher D. Ford. Mit: Kevin Bacon, James Freedson-Jackson, Hays Wellford, Camryn Manheim, Shea Whigham, Sean Hartley, Kyra Sedgwick u.a. Länge: 88 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story: 
Zwei Jungs entdecken ein verwaistes Polizeiauto, finden die Schlüssel und begeben sich auf eine spannende Reise hinter dessen Steuer. Dumm nur, dass im Kofferraum ganz große Probleme schlummern und der Besitzer sein Vehikel gerne wiederhätte…


                                                                              

Meinung: 
„Das ist unser Polizeiauto!“ 

Leider nicht, ihr habt es nur gefunden und juristisch gesehen sogar entwendet, aber lassen wir mal Gnade vor Recht ergehen, der Eigentümer nimmt es damit auch nicht so ernst. Obwohl er damit seine Brötchen verdient. Zwei kleine Jungs auf der Suche nach einem Abenteuer in der beschaulichen Natur. Sie stromern so über die Felder und durch die Wälder, erproben vulgäre Kraftausdrücke und hoffen darauf, dass irgendwas Aufregendes passieren mag. Ein verlassener Polizeiwagen weckt ihr Interesse und wird zur ultimativen Mutprobe. Erst ihn mit Steinen zu beschmeißen, sich dann sogar in ihn hineinzusetzen und als sie auch noch die Schlüssel finden gibt es kein Zurück mehr: Eine Spritztour mit dem rollenden Abenteuerspielplatz voller spannender Spielzeuge stellt wahrscheinlich den Höhepunkt ihres noch jungen Lebens dar. In was für eine Scheiße sie sich damit manövrieren ist ihnen nicht klar, selbst dann nicht, als sie schon bis über beiden Ohren drin stecken.


Schluss mit lustig...
Der 34jährige Regisseur John Watts – der kürzlich mit der Eli Roth Produktion „Clown“ auf sich aufmerksam machte und mit dem nächste „Spiderman“-Reboot schon einen dicken Fisch an der Angel hat – liefert mit „Cop Car“ ein kurzweiliges und griffiges B-Movie ab. Sein Mix aus Coming-of-Age-Abenteuer und ruppiger Provinz-Räuberpistole mutet mit seinem lakonisch-trockenen Witz und aufblitzenden Gewaltakten an, als hätten die Coen-Brüder nach Feierabend ihre Version von „Stand by me – Das Geheimnis eines Sommers“ bei einem spontanen Brainstorming auf einen Bierdeckel gekritzelt. Ein leichter Hauch von „Blood Simple“ oder „Fargo“ liegt in der Luft, auch wenn deren Extravaganz natürlich nicht erreicht wird. Ein direkter Vergleich wäre auch unfair und unpassend, dennoch lassen sich leichte Parallelen nicht gänzlich von der Hand weisen. Watts setzt voll auf die Sympathie mit seinen Protagonisten, deren kindliche Naivität und Unbekümmertheit dieses problemlos ermöglichen und die Antipathie zu den widerlichen, erwachsenen Gegenspielern, in erster Linie (wie immer hervorragend) verkörpert durch Kevin Bacon als skrupelloser „Gesetzeshüter“ mit koksbeflecktem Walrossschnäuzer. Die an sich schlichte Geschichte beschränkt sich auf ein recht kurzes Zeitfenster, was vor dem Auftauchen der Kids geschah und Auslöser für den ganzen Schlamassel war, lässt sich nur erahnen. Ebenso direkt kickt einen der Film am Ende plötzlich aus dem Geschehen. Er hat das gezeigt, was Hauptbestandteil seiner Handlung war, nicht mehr und nicht weniger.


Mit diesem Beschränken auf das Wesentliche pfeift Watts auf streckenden Firlefanz, konzentriert seinen Film auf das Nötigste und tut sehr gut daran. Denn interessant ist doch eigentlich das versehentliche Einmischen der Kinder in dieses dreckige Spiel der Erwachsenen, dessen Konsequenz sie erst dann wirklich beginnen zu verstehen, als es schon viel zu spät ist. Wie sie mit Sturmgewehr und kugelsicherer Weste rumalbern, während parallel Sheriff Bacon versucht die Spuren seiner Tat zu verwischen oder selbst direkt als Lockvögel in einen Hinterhalt involviert werden und alles noch durch ihrer unerfahrenen Augen kommentieren ist erfrischend und stellt eine Diskrepanz zu dem dar, was wirklich gerade um sie herum geschieht. Der Jux dabei ist, dass sich der Zuschauer durchgehend die Frage stellt, wer hier eigentlich gerade unvernünftig handelt. Die Kinder – die es einfach nicht besser wissen – oder die Erwachsenen…die es besser wissen müssten und doch nur ein blutiges Chaos anrichten. „Cop Car“ hat keine große Geschichte, würzt diese aber mit schneidigen Einfällen, ist ansehnlich inszeniert, hat genau diese fies-ironische Note und das notwenige Wiedererkennungsmerkmal, mit dem sich ein gutes B-Movie im Idealfall von der Masse abhebt. Das gelingt „Cop Car“ – im wahrsten Sinne des Wortes – mit spielerischer Leichtigkeit. 

7 von 10 lebendigen Zielscheiben

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen