Review: MAMA - Mit eifersüchtigen Müttern ist nicht zu spaßen


Fakten:
Mama
Kanada, Spanien. 2013. Regie: Andrés Muschietti. Buch: Neil Cross, Barbara Muschietti, Andrés Muschietti. Mit: Jessica Chastain, Nikolaj Coster-Waldau, Megan Carpenter, Isabelle Nélisse, Daniel Kash, Javier Botet, Jane Moffat, David Fox, Diane Gordon, Julia Chantrey u.a.Länge: 100 Minuten. FSK: freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Während der Wirtschaftskrise von 2008 tötet Geschäftsmann Jeffrey seine Frau und fährt mit seinen beiden Töchtern (drei und ein Jahr alt) in ein Waldstück, um sie und später sich selbst umzubringen. In einer alten Waldhütte soll es dann passieren, doch eine mysteriöse Erscheinung rettet die zwei Mädchen und tötet den Vater. Fünf Jahre später ist Jeffreys Bruder Lucas zusammen mit seiner Freundin Annabell immer noch auf der Suche nach seinen verschwundenen Nichten. Nachdem sie endlich durch Zufall gefunden werden, nimmt sich Lucas dieser an. Es bleibt aber ein Rätsel wie die beiden Kinder ohne Hilfe alleine in der Wildnis überleben konnten. Ein Psychologe nimmt sich der beiden an und stößt auf ein Geheimnis.





Meinung:
„Daddy, look! There's a woman outside the window. And she's not touching the floor.“

Umworben als eines der Horror-Highlights des Jahres, ist Andrés Muschiettis erster Spielfilm „Mama“ in Wahrheit die nächste herbe Enttäuschung in dem noch relativ jungen Kinojahr. Muschiettis gleichnamige Kurzfilmvorlage von 2008 weckte enormes Interesse und veranlasste Guillermo del Toro, ein Spezialist für übernatürliche Fantasy-Szenarien, dazu, dem engagierten Regisseur tatkräftig unter die Arme zu greifen, schließlich hat del Toro im Vorab keinen Hehl darauf gemacht, wie fasziniert er von Muschiettis Idee war und ihn gerne unterstützen wird. Außerdem wurde mit seiner Person als Produzent in der Vergangenheit bei verschiedensten Projekten ja bereits immer wieder lautstark geworden. Wie viel Einfluss der sympathische Mexikaner nun auf die Umsetzung hatte, sei einfach mal dahingestellt, den Popularitätsschub nimmt er grinsend an. Fakt ist, „Mama“ verspielt bereits nach gut 10 Minuten sein enormes Potenzial und nimmt dem Zuschauer genau das, was er sich hier am sehnlichsten erwartet hat: Die anhaltende Angst vor dem Ungewissen.


Ein Psychologe stellt Fragen
Dass die Logik in der Dunkelheit aussetzt, Silhouetten wie animalische Raubtiere wirken, in Wahrheit jedoch nur das zittrige Abbild verwahrloster Kinder darstellen, sind Kleinigkeiten, die natürlich hinten und vorne nicht aufgehen, der Inszenierung in der Form allerdings nicht weiter schaden, denn überspitzte Sinnestäuschungen gehören wohl oder übel zum Genre dazu und sind vollkommen auf den Effekt des Schocks ausgerichtet. Das eigentliche Problem ist, wie erwähnt, dass der Film seinen katalytischen Reiz viel früh leichtfertig aus dem Fenster wirft, dem Zuschauer in aller Offenheit zeigt, mit wem oder was er es hier die restlichen 90 Minuten zu tun bekommt und was für eine Art Wesen es ist, die sich nun als Mutter der beiden Kinderlein sieht. Ohne Frage hätten die Beteiligten hier die Chance haben können, die gruseligen, aber auch zwischenmenschlichen Bereiche stimmig miteinander zu verknüpfen.


Genau das wäre doch der inszenatorische Kniff gewesen, das Rätselraten, die Verunsicherung vor dem Fremden, die Frage, ob es ein menschliches Geschöpf ist, oder doch etwas ganz Anderes. „Mama“ hat jedoch wenig Lust, ein solch atmosphärisches Gerüst zu konstruieren und spult viel lieber das plumpe 1x1 des Horror-Genres ab, immer unterstrichen mit primitiven Jumpscares, die den Zuschauer nicht in den Sitz drücken, sondern mit ihrer lautstark polternden Unterstreichung eher das Trommelfell schädigen und sich immer nach dem gleichen Schema abzeichnen: Die Kinder spielen in ihrem Zimmer, ein Erziehungsberechtigter kommt in die Nähe, die flüchtige Fratze taucht irgendwo im Bild auf, um dann wieder schlagartig durch die Decke zu verschwinden.


Annabell und die Mädchen sehen furchtbares
Gänsehaut ist ein Fremdwort und „Mama“ weiß immer nur dann zu überzeugen, wenn sich die holprige Inszenierung eine Verschnaufpause genehmigt und versucht, das Übersinnliche in der familiären Normalität zu verankern. Wenn alles passieren könnte, es in den vier Wänden allerdings Windstill bleibt. Diese Momente bleiben temporär und der nächste inadäquate Möchtegern-Schock, der mit einem lauten Knall aus den Boxen gefeuert wird, steht schon wieder in gelangweilter Routine vor der Tür. Das letzte Wort gehört Schönheit Chastain: Auch als Rockbandmitglied ganz in Schwarz ist die Frau eine Augenweide, nur ist sie für diese Rolle vollkommen fehlbesetzt und unterfordert und bekommt keinerlei Möglichkeit, ihrem Talent freien Lauf zu laufen. Am Ende bleibt eben ein formal guter, aber in Sachen Drehbuch und Inszenierung misslungener Horror-Streifen, der im nächsten Jahr schon niemanden mehr jucken wird - zu Recht.

4 von 10 schwarz lackierten Fingernägeln

von souli


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen