Review: TO THE WONDER - Der Poet, die Liebe, das enttäuschende Schweigen

 
Fakten:
To the Wonder.
USA. 2012. Regie und Buch: Terrence Malick. Mit: Ben Affleck, Rachel McAdams, Olga Kurylenko, Javier Bardem, Tatiana Chiline, Romina Mondello, Charles Barker, Tony O’Gans, Marshall Bell, Casey Williams, Jaime Conner u.a. Länge: 113 Minuten. FSK: noch nicht bekannt. Ab 21. 11. 2013 auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Der Amerikaner Neil reist durch Europa und verliebt sich in die Ungarin Marina, die ihre kleine Tochter alleine großzieht. Neil kann Marina überreden mit ihm nach Amerika zu kommen. Dort beginnen sie ein gemeinsames Leben. Doch ihre Beziehung scheint keine Zukunft zu haben. Die Leidenschaft entflieht und während Neil seine Liebe zu Jane, einer alten Freundin, wieder entdeckt, sucht Marina Trost bei einem Pfarrer in der Glaubenskrise.




Meinung:
„To the Wonder“ ist nicht der hypnotisierende Esoterik-Rausch à la „The Tree of Life“, in dem Emmanuel Lubezki die wohl besten Fotografien seit einer halben Ewigkeit auf die großen Leinwände projizierte und Terrence Malick bei seiner inszenatorischen Meisterleistung nicht unwesentlich unterstützte. Der Kosmos von „To the Wonder“ ist in einem deutlich kleineren Rahmen angelegt. Hier gibt es keine elliptische Erzählung über die Existenz des Seins, Malick thematisiert in „To the Wonder“ mit seiner fragmentarischen Narration das kribbelnde Gefühl der Verliebtheit und den kurzweiligen Augenblick des Zusammenseins, ohne sich dabei aber für seine Charaktere wirklich zu interessieren. Die Prämisse des Ganzes liegt auf der Hand: Der Exzentriker setzte sich zum Ziel, genau diese betonten Phasen im Leben zweier Menschen als kurzweilig darzustellen, als brüchig, ohne Dauer. Das Endprodukt lässt sich unter diesem – wie auch jedem anderen – Gesichtspunkt allerdings als gescheitert titulieren.


Neil und Marina entdecken ihre Liebe
Wer sich bereits mit dem Œuvre Malicks vertraut gemacht hat, der weiß genau, welch immense Bedeutung der atemberaubenden Bildsprache zugesprochen wird und wie schnell man sich in dem audiovisuellen Sturm verlieren kann. „To the Wonder“ schlägt da einen anderen Ton an, denn sollte man sich von der Geschichte schnell gelangweilt fühlen, einfach weil sie Charaktere vom Reißbrett sind, immer wieder in die Klischeefalle stolpert und dazu der anvisierten Thematik keinen Reiz zusprechen kann, und man versucht daraufhin, sich einfach an Lubezkis Aufnahmen zu ergötzen, dann wird man auch in diesem Fall schnell enttäuscht, obwohl der mexikanische Kameramann hier ganz klar der Star des Filmes ist. Das Problem liegt daran, dass den Bildern der malick'sche Symbolcharakter fehlt, und auch wenn der Regisseur im Nachhinein behaupten möchte, seinen Einstellungen genau das widersagt zu haben, wird doch relativ schnell deutlich, wie eifrig Lubezki hier langsam durch die Wälder streift, die Wellen im Wasser aufsaugt und die sich im Wind wiegenden Blätter fokussiert.


Neil und Marina im Zärtlichkeits-Modus
Hinter all den schönen, aber nicht überwältigenden Bildern steckt genau das, was sich auch hinter den Figuren verbirgt: Ein Hauch von Nichts. Der Ansatz eines poetischen Schimmers ist gegenwärtig, doch die Bildsprache darf sich nicht zu Wort melden und schweigt den gesamten Film hindurch, während sich unfähige Darsteller wie Ben Affleck und Olga Kurylenko benehmen wie Kleinkinder, mit einem abgerissenen Voiceover die Nerven des Zuschauers leicht malträtieren und nicht selten in den Bereich der unfreiwilligen Komik driften, denn wenn Olga Kurylenko die ganze Zeit wie eine beschwipste Fee durch die Gegend tänzelt, dann wirkt das nicht leidenschaftlich, sondern einfach nur deplatziert und lächerlich. Ganz bitter ist auch die Rolle von Javier Bardem ausgefallen, dem einzig wirklich guten Schauspieler im Bunde, der ähnlich verschenkt wird wie Sean Penn in „The Tree of Life“.


Allerdings muss man auch ein paar lobende Worte über „To the Wonder“ verlieren, denn schmerzhaft ist der Film eigentlich nur für die erwartungsfrohen Fans von Malick, die wohl kaum mit einem derartig meditativen Geschwurbel ohne Mehrwert gerechnet haben. Die Pluspunkte, die sich „To the Wonder“ gutschreiben lassen kann, sind zweifellos, dass der Film trotz seiner zelebrierten Naturkulisse und dem nahezu permanenten Voiceover wirklich nie prätentiös wirkt, ihm geht einfach nur der paralysierende Kern verloren und obwohl eine gewisse sensitive Qualität immer wieder aufflammt, befindet sich „To the Wonder“ schlussendlich in einer gänzlich reizlosen Nische, denn letzten Endes überzeugt hier rein gar nichts wirklich und die eigentlichen Stärken Malicks werden in dem kinematographischen Topf voll Trivialität lauwarm aufgekocht. Einen Löffel kann man sich genehmigen, aber wirklich schmackhaft ist das nicht.

4 von 10 verwirrten Büffeln

von souli

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