Fakten:
The
Witch
CA/US,
2015. Regie & Buch: Robert Eggers. Mit: Ralph Ineson, Kate
Dickie, Anya Taylor-Joy, Julian Richings, Bathsheba Garnett, Harvey
Scrimshaw, Lucas Dawson, Ellie Grainger. Länge: 88 Minuten. FSK:
Ungeprüft. Ab 19. Mai 2016 im Kino.
Story:
In
New England um 1630 wird eine streng gläubige Familie von ihrer
Gemeinde verstoßen. Am Rande eines Waldstücks wollen sie mit der
Unterstützung Gottes ein neues Leben auf einer Farm beginnen. Als
die älteste Tochter eines Tages mit dem Neugeborenen spielt, ist das
Baby von einem Moment auf den anderen im Wald verschwunden. Der
Familienvater glaubt daran, dass ein Wolf Schuld ist, doch insgeheim
macht sich die schleichende Angst breit, dass eine Hexe in den
Wäldern haust, die es auf die Familie abgesehen hat.
Meinung:
"Nature
is Satan´s Church", äußert die Frau in "Antichrist",
bevor sich Lars von Triers Meisterwerk langsam zu einer ungemein
verstörenden, sehr brutalen und nachhaltig bewegenden Orgie von
Abscheulichkeiten hochschaukelt, in der die Verarbeitung von Trauer,
Verlust und Schuld aus unterschiedlicher Geschlechtersicht
aufeinanderprallt. Das zentrale Motiv der Natur als Kirche Satans
könnte auch eine bedeutende Inspiration für Robert Eggers "The
Witch" gewesen sein.
Sie ahnt das Unheil bereits... |
Jedes Bild gleicht einem Gemälde |
"The
Witch" sympathisiert mit seinen Figuren, zeigt aber auch auf
erschreckende Weise, was es bedeutet, wenn Menschen ihrem religiösen
Glauben blind verfallen. Im Kern ist der Film weniger klassischer
Horrorfilm, denn auf übermäßig blutige Eskalationen oder schlichte
Jump-Scares verzichtet Eggers beinahe vollständig, als viel mehr ein
bedrückendes Psychodrama, das auf ebenso langsame wie unangenehme
Weise unter die (Netz-)Haut des Betrachters eindringt und
stellenweise Impressionen erzeugt, die zu den verstörendsten der
letzten Zeit zählen dürften. Am Ende offenbart "The Witch"
aber auch eine faszinierende Lesart, bei der sich der direkte und
indirekte Terror durch eine potentielle Hexe als mögliche
Alternative entpuppt, bei dem sich die älteste Tochter der Familie,
welche selbst als Ziel der Hexenbeschuldigungen herhalten muss, für
einen Weg aus der religiösen Unterdrückung und in die freie
Selbstbestimmung entscheiden kann. "The Witch" zeigt sich
somit als inhaltlich überaus reichhaltiges Werk, funktioniert aber
auch als geradlinige Schauergeschichte, sozusagen eine verrohte
Variante der Gebrüder Grimm, in der Regie-Neuling Robert Eggers
durch kraftvolle Impressionen, wunderbare Schauspieler und Momente
puren Horrors jeden Ton trifft. Von diesem Mann ist zukünftig Großes
zu erwarten.
8,5
von 10 Häuschen mitten im Wald
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