DE/FR,
2015. Regie & Buch: Tom Sommerlatte. Mit: Godehard Giese,
Sebastian Fräsdorf, Karin Hanczewski, Alice Pehlivanyan, William
Peiro. Länge: 96 Minuten. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. Auf DVD
erhältlich.
Story:
Matthias
und David sind Brüder, die aus einer reichen Bankiersfamilie
stammen. Während Matthias nichts von einer Karriere in der
Wirtschaft hält und unbekümmert ohne festen Beruf in den Tag
hineinlebt, ist David das genaue Gegenteil und arbeitet im
Finanzwesen. Das Ferienhaus der Eltern an der französischen
Atlantikküste nutzen die beiden mit ihren jeweiligen Partnerinnen im
Wechsel. In diesem Jahr kommt es allerdings durch ein Missverständnis
dazu, dass beide Paare gemeinsam dort verbringen. Streit ist schnell
vorprogrammiert...
Meinung:
Am
Ende des Tages geht einfach nichts über die liebe Familie. Während
viele sicherlich genau diese Einstellung haben, gibt es im Gegensatz
dazu genauso viele Menschen, für die das Familienleben regelmäßig
die pure Hölle darstellt. In seinem Langfilmdebüt "Im Sommer
wohnt er unten" widmet sich Regisseur und Drehbuchautor Tom
Sommerlatte auf gleichermaßen sympathische, bissige wie auch ernste Weise der schrittweisen Dekonstruktion des Mythos der
unerschütterlichen Familienharmonie.
Zwischen den beiden ging es gerade extrem heiß her
Schauplatz
des Films ist ein idyllisches Ferienhaus an der französischen
Atlantikküste. Dieses Haus gehört einer reichen Bankiersfamilie und
wird von den beiden Söhnen normalerweise im abgesprochenen Wechsel
bewohnt. Der eine Sohn ist Matthias, der mit seiner französischen
Freundin Camille ein lockeres Leben führt, bei dem er sich
vollständig den strengen Erwartungen des Elternhauses entzieht und
gemütlich von Tag zu Tag lebt. Sein Bruder David ist das genaue
Gegenteil, arbeitet wie die Eltern ebenfalls im Finanzgeschäft und
gibt seiner Frau Lena genaue Vorschriften, wie alles sein soll.
Ausgangslage der Handlung ist ein Missverständnis, durch das David
und Lena am Ferienhaus anreisen, obwohl sein Bruder mitsamt Freundin
auch noch da sind. Der Regisseur nutzt seine weitestgehend einfach
durchschaubaren und schlicht gezeichneten Figuren für einen
Zusammenprall der charakterlichen Einstellungen, Gewohnheiten und
Ansichten. Mitten in diesem malerischen Urlaubsort trifft
vermeintlich typisch deutsches Spießertum auf französisch freche
Slacker-Attitüde und es ist zunächst ein großes Vergnügen, dabei
zuzuschauen, wie sich die einzelnen Parteien munter in die Haare kriegen.
So ein harmonisches Bild entsteht hier sehr selten
"Im
Sommer wohnt er unten" überrascht hierbei mit einer
stellenweise angenehm erotischen Freizügigkeit und
spritzig-pointierten Dialogen, was durch den lockeren Wohlfühl-Flair
des sonnigen Ambientes nur noch unterstrichen wird. Es ist aber nicht
nur dieser unterhaltsame Charme, der Sommerlattes Film so gelungen
macht, sondern der durchgängig stimmige Wechsel zwischen
unterschiedlichen Emotionslagen und dynamisch inszenierten
Situationen. Auch wenn es vor allem anfangs einiges zu lachen gibt,
präsentiert der Regisseur, nachdem er die meisten seiner Figuren
allmählich bis zu ihrem wahren Kern freigeschält hat, einige
ruhigere Szenen, in denen das kammerspielartig reduzierte Geschehen
in bedrückende Nachdenklichkeit getaucht wird. Sommerlatte versteht
es sehr gekonnt, durch gewagte Aussparungen und bewusstes
Nicht-Zeigen von manchen Ereignissen weitere ambivalente Spannungen
in seinem zwischenmenschlichen Charaktergeflecht zu erzeugen. Auf
ähnliche Weise ist sich der Regisseur aber scheinbar auch immer
darüber bewusst, wann er schwere Dramatik in Form von kurzen
Eskalationen in seine Geschichte bringen muss.
Prinzipiell
könnte man diesen sympathischen Mix der Stimmungslagen auch als
negativ empfinden, denn "Im Sommer wohnt er unten" geht nie
dahin, wo es wirklich weh tut, filtert schwierige Konflikte und herbe
Spannungen zwischen den Charakteren mit einem äußerst leichtfüßigen
Ton und löst das Szenario am Ende doch eher versöhnlich als
schwerwiegend auf. Nichtsdestotrotz funktioniert das auch aufgrund
des gut aufgelegten Casts und macht aus dem Film eine
Feel-Good-Tragikomödie, die von frechem Humor, sarkastischen
Spitzen, ernsten Einschüben und schwebend leichter Nachdenklichkeit
gezeichnet ist.
Klingt, obwohl es ein deutscher Film ist, nach einem typischen französischen Familiendrama mit komödiantischen Einlagen. Vielleicht liegt es aber auch am Setting, das ich das jetzt denke.
Klingt, obwohl es ein deutscher Film ist, nach einem typischen französischen Familiendrama mit komödiantischen Einlagen. Vielleicht liegt es aber auch am Setting, das ich das jetzt denke.
AntwortenLöschen