Review: THE JUNGLE BOOK - Klassiker im neuen Gewand



Fakten:
The Jungle Book
USA. 2016. Regie: Jon Favreau. Buch: Justin Marks, Rudyard Kipling (Vorlage). Mit: Neel Sethi. Dt. Stimmen u.a. von Armin Rhode, Ben Becker, Joachim Król, Heike Makatsch, Justus von Dohnanyi, Christian Berkel, Jessica Schwarz. Orig.
Stimmen u.a. von Bill Murray, Ben Kingsley, Lupita N'yongo, Idris Elba, Scarlett Johansson, Giancarlo Esposito, Christopher Walken, Jon Favreau, Sam Raimi. Länge: 96 Minuten. FSK: freigegeben 6 Jahren. Ab 14. April 2016 im Kino.


Story:
Aufgenommen von einem Wolfsrudel, wächst Menschenjunge Mogli behütet im Dschungel auf. Doch Mogli fühlt sich nicht länger willkommen, als von dem Versprechen des mächtigen wie furchterregenden Tiger Shir Khan erfährt, der jegliche Menschliche Bedrohung vernichten wird, um die Gesetze des Dschungels zu wahren. Nun muss Mogli das einzige Zuhause, das er je kannte, verlassen und sich ein gefahrenvolles Abenteuer begeben.





Meinung:
Kurz nach dem Tod des großen Walt Disney kam „Das Dschungelbuch“ in die Kinos und wurde begeistert aufgenommen. Alleine in Deutschland schauten bislang 27Millionen Zuschauer dieses Meisterwerk der Trickfilmkunst, welches wohl einen, wenn nicht sogar den bekanntesten Soundtrack des Mickey-Mouse-Imperiums hat. Songs wie „Probier’s mal mit Gemütlichkeit“ oder „Ich will so sein wie du“ sind auch Jahrzehnte nach der Uraufführung jedem Kind bekannt. Kein Wunder also, dass Disneys neue Adaption der Erzählungen von Autor Rudyard Kipling auch im Jahre 2016 nicht ohne diese beiden Evergreens auskommt.


Mogli verfällt der Python Kaa. Kein Wunder ist ja Scarlett Johansson
Abgesehen davon versucht „The Jungle Book“ aber durchaus eigene Wege durch das vorgegebene Dickicht der filmischen Vorlage zu finden und sozusagen als Transportmittel dafür nutzt „Iron Man“-Regisseur Jon Favreau modernste Tricktechnik. Der gesamte Film entstand am Computer. Mogli (dargestellt vom Newcomer Neel Sethi), ist die einzig reale Person, die es im Film zu sehen gibt. Alles andere, die Tiere sowie die Natur, bestehen aus Bits und Bytes. Die Zeiten, in denen das verwundert sind natürlich längst vorbei. Man erinnere sich nur die CGI-Affen aus den beiden „Planet der Affen“-Prequels oder den Tiger Richard Parker aus Ang Lees Meisterwerk „Life of Pi – Schiffbruch mit Tiger“. Doch was die Hochleistungsrechner bei „The Jungle Book“ generiert haben ist wahrlich noch einmal ein enormer Schritt vorwärts. So plastisch und authentisch sahen am PC erschaffenen Kreaturen und Umgebungen noch nie aus, selbst wenn Regisseur Favreau einige Figuren, etwa Balu der Bär, für eine bessere empathische Basis, deutlich menschlichere Züge verpassen ließ.


Ziemlich beste Freunde: Baghira und Mogli
Technisch gesehen ist das neue Dschungelbuch also in der Modernität angekommen. Erzählerisch bedient sich Favreau hingegen bei den Vorlagen, also den Geschichten von Kipling und dem Trickfilmklassiker aus dem Jahre 1967. Vom Trickfilm entleiht sich „The Jungle Book“ die bereits erwähnten Songs und andere Kleinigkeiten. Überraschenderweise versucht sich Favreau mehr daran Kiplings Vorlage einzuverleiben. Das neue Dschungelbuch ist stellenweise überraschend humorfrei und setzt mehr auf die Gefahr des Abenteuers, als auf eskapistischen Spaß. Dennoch gelingt es dem Film stets den Disneyfilm respektvoll zu huldigen. Allerdings wirken die klaren Verweise darauf etwas zu ungelenk. Wie ein Zwang, dessen Resultat sich nicht immer harmonisch ins Gesamtbild einbetten will. Dank des hohen aber niemals gehetzt wirkenden Tempos lässt sich dies aber verkraften. Vor allem weil „The Jungle Book“ aus seinen beiden Vorlagen letztlich einen familienfreundlichen Abenteuerfilm generiert, der die Generation im Kino vereinigen wird, bzw. kann und es sogar schafft einen neuen Kniff aus dem Stoff zu extrahieren. Denn während Mogli im Trickfilm fast schon teilnahmslos seine „Auswilderung“ akzeptiert, gelingt es dem Menschenjungen des „The Jungle Book“ sich von den Fesseln der Erwartungen anderer zu lösen. Am Ende ist er weder wirklich Tier noch wirklich Mensch. Er darf er selbst sein.


Mag sein, das Fans der Disney-Vorlage dies enttäuscht, aber diese werden so oder so etliche liebgewonnene Szenen nicht wiederfinden. Wie gesagt, Favreau minimiert den Humor deutlich, fügt dafür aber ein durchaus interessante, mythologische Ebenen hinzu, die zwar nie wirklich ausgereizt wird, dennoch die neuste Version der Geschichte etwas lebendiger, aber auch grimmiger, erstrahlen lässt. Zusammen mit dem umwerfenden Voicecast (englisch wie deutsch) ergibt das eine überaus wohlige Varianz des Klassikers.


6 von 10 Apocalypse-Now-Anspielungen

1 Kommentar:

  1. Meine Meinung zum Film schaut ähnlich aus. Eigentlich hätte man schon vorher wissen können, dass bei einem Jon Favreau-Film klar die Action im Vordergrund steht. Dennoch überrascht dann doch die Düsterheit des ganzen Films. Die Szene, in der Mogli zusammen mit einem Wolfsjungen in einer selbstgebauten Behausung sitzt um sich vor dem prasselnden Regen zu schützen, beschreibt gut den ganzen Film. Erst als Balu auftaucht, lüftet sich der Schleier etwas. Für mich war das aber zu spät. Ich bin mal gespannt was Andy Serkis aus dem Stoff macht. In zwei Jahren kommt ja schon der nächste Dschungelbuch-Film in die Kinos.

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