Review: ANTHONY - Willkommen in der Familie


Fakten:
Anthony (The Kindred)
USA, 1987. Regie: Stephen Carpenter, Jeffrey Obrow. Buch: Stephen Carpenter, Jeffrey Obrow, John Penney, Earl Ghaffari, Joseph Stefano. Mit: David Allen Brooks, Rod Steiger, Amanda Pays, Talia Balsam, Kim Hunter, Timothy Gibbs, Peter Frechette, Julia Montgomery. Länge: 88 Minuten (gekürzte DVD-Fassung), 89 Minuten (ungekürzte VHS-Fassung). FSK: ab 18 Jahren freigegeben. Auf DVD erhältlich.

Story:
Auf dem Sterbebett beichtet Amanda, die an geheimen wissenschaftlichen Experimenten beteiligt war, ihrem Sohn John (natürlich auch Wissenschaftler), dass "sein Bruder" Anthony noch lebt und vernichtet werden muss. John kennt gar keinen Anthony...
Nach ihrem Tod begibt sich John mit einer Hand voll Freunden in sein Elternhaus, um das zu vollenden, was seine Mutter nicht mehr schaffte. Vollkommen ahnungslos, was das eigentlich sein soll und wonach genau sie suchen sollen. An "Anthony" hat allerdings auch noch ein alter Kollege von Mama ein nicht geringes Interesse...




Meinung:
Es ist immer schwierig, solche Filme in ein Punkte- und Bewertungssystem zwängen zu wollen. Das macht sie vergleichbar mit punktgleichen Filmen, was so aussagekräftig ist, wie den Geschmack von Rosenkohl mit der Leistungsfähigkeit von E10 Benzin zu vergleichen. Es geht einfach nicht. 


"Ganz ruhig, Anthony. Mmmmhahemmm, mmmdademmm..." (ich versuche gerade, ein gesummtes Gute-Nacht-Lied niederzuschreiben).


Don't drive an die
Fakt ist: "Anthony" war selbst zu seiner Zeit nicht mehr als purer Trash. Heute sieht das naturgemäß nicht anders aus. Es ist verdammt leicht, alle Fehler, Unzulänglichkeiten und Schwachpunkte aufzuzählen, es ist ein reines Sammelbecken von vielleicht gewollt und nicht gekonnt. Die selbsternannten Cineasten und Verfechter von Anspruch und Niveau wenden sich vor Grauen ab und natürlich kann ich es ihnen nicht verübeln. Die Geschichte klingt nicht nur doof, sie ist es auch. Die Inszenierung bewegt sich knapp dahinter...obwohl...nein, die ist auch doof. Objektiv gesehen stimmt hier gar nichts. Was ist schon Objektivität im geschmacksabhängigen und, immer noch, Unterhaltungsmedium Film? Theoretisch ist das Müll, was im Bereich Film umgangssprachlich "Trash" genannt wird. 
  

Trash gibt es heute ohne Ende, die Herrschaften von "The Asylum" und ähnliche Dünnbrettbohrer haben sich damit einen Namen und, erstaunlicherweise, sogar Geld gemacht. Das will ich aber vehement von solchen Filmen trennen. Der Neuzeittrash ist dahingerotzt, ohne Skrupel und mit reinem Profit im Auge. Schamlos werden aktuelle Filmproduktionen nicht nur kopiert, ihnen wird ein verwirrend ähnlicher Titel gegeben, der sich gerade so am Rande der Legalität bewegt, wenn überhaupt. Folge: Selbst filmkundige Zuschauer könnten bei einem flüchtigen Blick schnell auf eine Ramschproduktion reinfallen, weil das Cover sehr ähnlich ist und der Titel nur zwei Buchstaben vertauscht. Clevere Marktstrategie könnte man sagen, Hütchenspielermethoden wäre angebrachter. Hat jetzt augenscheinlich wenig mit dem aktuellen Film zu tun, das untermauert nur den nächsten Absatz.

Warum ist das hier denn viel besser? Nun, "Anthony" ist ehrlicher Trash für Freunde der schlotzigen Unterhaltung. Auch dann: Der Film ist NICHT gut, ganz klar. Guten Trash, den ich selbst "normalen" Filmfreunden empfehle, da fallen mir Titel wie die Troma-Perle "The Toxic Avenger" oder die Roger Corman Produktion "Death Race 2000 (aka "Frankensteins Todesrennen") ein. Das "Niveau" erreicht "Anthony" nicht mal ansatzweise. Trotzdem mag ich das lieber, als selbstgefällige 200 Millionen Dollar Luftpumpen, die ganz viel Wind machen und mir am Ende nichts geben. Hier hat man grob das Gefühl, die Macher (das sind hier ja einige. Zwei Regiesseure, satte fünf (!) Drehbuchautoren, man fragt sich ernsthaft, wofür denn?) wollen unterhalten, nicht abzocken.


Der Trödeltrupp stößt auf echte Schätze
Auch wenn der Anfang unendlich schnarcht, die Darsteller eine Zumutung sind (Rod Steiger, dazu komme ich gleich...), das Finale trotz angezogenem Tempo auch nie überzeugt, es hat was. Da merkt man (zumindest ich), der Wille war wohl da. Es wird tatsächlich versucht, eine Art Spannungsbogen zu erzeugen (klappt nicht wirklich, aber das versuche man mal bitte bei "The Asylum" zu finden), es gibt durchaus Unterhaltung, die mehr auf merkwürdigen darstellerischen Leistungen, Figuren und Situationen beruht. Man braucht sich nur die Vögel anschauen, die sich Protagonist John (David Allen Brooks zumindest bemüht, wie ein gebildeter Mensch zu wirken) als Helfer an Bord holt. Jeder, wirklich jeder, wirkt wie aus dem Breakfast Club der Sonderschule, denen werden auch noch halbwegs wichtige Aufgaben übertragen. Mutig.


Was hat der Film denn dann eigentlich? Charme. Ganz eindeutig. Dazu handgemachte Creature-Effekte, die zudem gar nicht sooo schlecht sind. Das ist mir auch dutzendmal lieber, als hundsmiserabeler CGI-Rotz. Die "Figur" von Anthony gewinnt dadurch enorm, die wenigen gelungenen Momente um so mehr. Das rettet tatsächlich den gesamten Film. End-80er-Trash-Mumpitz mit einer gewissen Liebe, wenig Talent, aber Engagement. Das mag ich.

Ach ja, Rod Steiger...Für den ist das trotzdem beschäment. Der hatte schon einen Oscar, 20 Jahre später gibt er eine Nebenrolle in so einem (immer noch) Monster-Blödsinn-Billig-Schmarn, das tat sicher weh. Hollywood ist grausam, bestes Beispiel.


Lange Rede, wenig Sinn (wie der Film), so blöd und bemüht, dass ich dem nicht böse sein kann.

5 von 10 






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