Review: AUßER ATEM - Eine schnittige Review


Fakten:
Außer Atem (À bout de souffle)
Frankreich. 1960. Regie und Buch: Jean-Luc Godard. Mit: Jean-Paul Belmondo, Jean Seberg, Daniel Boulanger, Henri-Jacques Huet, Jean-Pierre  Melville, Van Doude u.a. Länge: 87 Minuten. FSK: Ab 16 Jahren freigegeben. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Michel, ein Kleinkrimineller mit Ziel Paris, ist, nachdem er einen Polizisten erschossen hat, auf der Flucht. Bei einer Bekannten, der amerikanischen Studentin Patricia, kann er sich kurzzeitig verstecken und verliebt sich in sie. Während er die Flucht ins Ausland plant, ist sie hin- und hergerissen, was richtig für sie ist und die Polizei kommt ihnen auch immer näher.




Meinung:
Linearer Verlauf? Vollkommen unnötig. Jean-Paul Belmondo. Rücksicht auf Konventionen und Regeln? Ist doch Quatsch. Eine richtige Handlung? Vergiss es. Jean Seberg. Fernab jeder vorgegeben Normalität? Ziemlich warm. Stilprägend und gleichzeitig grenzenlos wie gnadenlos anders? Punktlandung. Jean-Pierre Melville. Ist das Ganze unheimlich gewöhnungsbedürftig? Aber hallo. Und was kommt dabei raus, wenn man dies alles vermischt, in einen Topf klatscht, kräftig durchrüttelt und dann einen Blick hinein wirft? Jean-Luc Godards „Außer Atem“.


Michel liebt Patricia, aber liebt sie auch ihn?
Alles Beginnt in Marseille. Schnitt. Paris sollte eigentlich nur zur flotten Zwischenstation werden. Schnitt. Denn das Ziel hat er klar vor Augen, dieser Chauvi namens Michel Poiccard. Schnitt. Nach Rom will er. Warum nach Rom? Weil er ein Dieb ist und sich auf der Flucht vor der Polizei befindet. Schnitt. Und warum ausgerechnet Italien? Ist doch egal. Paris dient jedoch nicht nur als kurze Verschnaufpause, sondern wird zum klaren Dreh- und Angelpunkt. Schnitt. In Paris wartet nämlich auch die bezaubernde Amerikanerin Patricia. Schnitt. New York Herald Tribune. Schnitt. Eine gemeinsame Flucht? Nein. Alles spielt sich in dem Hotelzimmer und auf den Pariser Straßen ab. Das ganze Leben, bis zum schwankenden Ende. „Außer Atem“ wird zur eigenwilligen Montage des Menschen und den damit verbundenen Emotionen. Schnitt. Zwischen Philosophie, Streiterei, falscher Liebe, rauchender Arroganz, feiner Zärtlichkeit, spürbarer Nähe, jugendlichem Charme, weiblicher Anziehung, lieblicher Leidenschaft und frecher Leichtigkeit, mausert sich „Außer Atem“ zu einem überdrehten, lässigen und ebenso grazilen Taumeln aus Skepsis, Verrat und dem unverfälschten Lebensgefühl grenzenloser Freiheit. Schnitt. Antworten bekommt man hier nicht. Schnitt. Gibt dein Leben dir immer Antworten auf alles? Schnitt. Weißt du was im nächsten Moment passiert? Schnitt. Lässt du dich immer in Muster drücken? Springst, rennst und stolperst du nie? Magst du Eingrenzungen und pulsierenden Schönheit? Schnitt.


„Außer Atem“ ist kein gewöhnlicher Film, der mal wieder trocken über das Leben faseln will. Hier werden keine Menschen dokumentiert und durchleuchtet. „Außer Atem“ bedeutet leben und lieben. Scheitern und stürzen. Ohne Richtlinie, ohne Vorhersehbarkeiten, dafür aber unheimlich lustvoll, obsessiv und nicht immer verläuft alles perfekt und nach Plan.


8 von 10


von souli


Wir danken unserem ewigen Gast-Autor souli für seine Kritik. Wenn ihr mehr von souli lesen wollt, dann besucht doch unseren Blog Buddy CinemaForever.

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