Review: DIE FOLTERKAMMER DES HEXENJÄGERS - Nicht foltern ohne Hexe, bitte.

                                                                

Fakten:
Die Folterkammer des Hexenjägers (The Haunted Palace)
USA, 1963. Regie: Roger Corman. Buch: Charles Beaumont. Mit: Vincent Price, Debra Paget, Lon Chaney jr., Frank Maxwell, Leo Gordon, Elisha Cook jr., John Dierkes u.a. Länge: 87 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich. 


Story:
Vor 110 Jahren verbrannten die Bewohner eines kleinen Dorfes den gefürchteten Charles Dexter Ward, der mit dunklen Mächten im Verbund stand. Kurz vor seinem Tod belegte er die Gemeinde mit einem Fluch. Nun kommt sein Ur-Ur-Enkel Joseph dorthin, um das Anwesen seines Ahnen zu erben, dem er wie aus dem Gesicht geschnitten ist. Er hat keine Ahnung, was dort damals geschehen ist. Die Dorfbewohner haben jedoch nichts vergessen und fürchten nun, dass die lang angekündigte Rache des Charles Dexter Ward bevorsteht.
                                         


Meinung:
"Der Mensch der dieses Tal betritt, wird in den Häusern Gestallten finden, ungeheuerlich und schrecklich anzusehen. Das Grauen geht hier um und über allem schwebt der Hauch des Todes."

 
"Schatz, wir haben geerbt.."
Inspiriert von Edgar Allan Poe, nach einer Geschichte von H.P. Lovecraft, von Roger Corman mit Vincent Price. Meine Güte, richtig was los in der nicht vorhandenen Folterkammer des angeblichen Hexenjägers. Gefoltert wird nicht wirklich und von Hexen oder ihren Jägern auch keine Spur, da hat die deutsche Titelschmiede mal wieder fleißig was ausgewürfelt. Hauptsache, das klingt schön reißerisch und passt zum Trend der Zeit. Kennen wir ja heute noch. Ende der 60er (als der Film in Deutschland erschien) wurden speziell im europäischen Genrekino gerne Hexen gequält, gefoltert, gejagt und verbrannt, lag also wohl auf der Hand. Ob der Inhalt irgendwas damit zu tun hat, nur ein Detail. Im Original heißt das Ganze "The Haunted Palace", macht deutlich mehr Sinn. 

 
"...besser als nichts."
Vielfilmer und Sparfuchs Roger Corman liefert hier mit Sicherheit eine seiner besten Arbeiten ab, die heute zwar niemanden mehr in Angst und Schrecken versetzen wird, dafür mit mächtig Charme und liebevoller Nostalgie punkten kann. Die Nebelmaschine läuft auf Hochtouren in dem verfluchten Dörfchen Arkham, dessen Bewohner seit einem Jahrhundert vor der angekündigten Rückkehr des Hexenj...äh, des finsteren Irren mit dem Necronomicon und noch so einigen anderen gruseligen Dingern im Keller zittern lässt und sich bis dahin schon mit reichlich missgebildeten Mitbürgern herumärgern müssen. Corman stattet das Szenario mit wenigen (Studio)Locations schön stimmig aus, hält einige nicht ernsthaft überzeugende, aber unter den Umständen schon nette Masken parat und erzeugt ein herrlich angenehmes Schauermärchen. Charakterkopf Vincent Price hält als besessener Teilzeit-Held/Bösewicht den Laden mit seiner dominanten Präsenz zusammen, den Rest erledigt die toll-morbide Geschichte aus dem Kopf von Ekelpaket Lovecraft. Hochspannend ist das nicht, natürlich etwas angetrocknet, macht dafür Spaß. Wenn man so was mag. Hier wurde aus wenig das Maximum herausgeholt, mit Einsatz und Hingabe gearbeitet, da mögen schon damals existente und heute noch viel deutlichere Macken mit einem Zwinkern verziehen werden.

 
Ein Film für Fans und solche, die es werden wollen. Ein schöner Ausflug in die Vergangenheit, der knapp 90 Minuten durch seine altmodische Atmosphäre und sein Herzblut gefangen nimmt, unterhält und sich schlicht prima weggucken lässt. Wer das billig und veraltet nennt, hat nicht ganz unrecht, wen so was nicht abschreckt, kann durchaus zugreifen. Solche gut abgehangenen Schinken mit sanftem Trash-Aroma schmecken immer noch besser als lieblos hingeklatschtes Schnetzelfleisch oder Überwachungskamera-Erschrecker ohne Herz und Seele. Mahlzeit.  

6,5 von 10 verfluchten Dörfern

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