Review: HEXEN BIS AUFS BLUT GEQUÄLT - Der vergessenen Genrefilm made in germany

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Fakten:
Hexen bis aufs Blut gequält (aka The Mark of the Devil)
BRD, AT, GB, 1970. Regie: Michael Armstrong. Buch: Michael Armstrong, Adrian Hoven. Mit: Udo Kier, Herbert Lom, Olivera Katarina, Reggie Nalder, Herbert Fux, Johannes Buzalski, Michael Maien, Gaby Fuchs u.a. Länge: 95 Minuten. FSK: keine Freigabe. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Österreich, Anfang des 18. Jahrhunderts. Im Namen der Kirche werden Frauen als Hexen verfolgt und auf brutalste Weise gefoltert. Zu den gefürchtetsten Hexenjägern gehört Lord Cumberland. Sein Schüler, der junge Christian de Meron, bekommt immer mehr Zweifeln am Tun seines Herrn. Er verliebt sich in die schöne Gastwirtin Vanessa, die aber ebenfalls der Hexerei beschuldigt wird…


                                            
 
Meinung:
Heutzutage wird (nicht unbegründet) viel gejammert, dass es kaum deutsche Genrefilme gibt. Ein seltenes Exemplar ist "Hexen bis aufs Blut gequält" von 1970. Wie damals im europäischen Raum nicht unüblich handelt es sich zwar um eine internationale und für den globalen Markt in Englisch gedrehte Co-Produktion, in erster Linie ist es jedoch ein deutsch/österreichischer Film, der (wenn man den Worten von Udo Kier glauben kann) auch heute noch in den USA vertrieben wird, was ja nicht selbstverständlich ist.

 
"Diagnose?" - "Hexe!!!"
Mein neues Lieblingslabel TURBINE hat ihn letztes Jahr, neben "TCM 2" und "Last House on the Left", in schicker Aufmachung, restauriert und ungeschnitten wieder aufgelegt. Leider ereilte ihn das gleiche Schicksal wie eben den anderen Neuauflagen. Im Gegensatz zum ersten "TCM" konnte keiner der drei Filme in der Form für den deutschen Markt durchgeboxt werden und erschien, offiziell, nur in Österreich. Diese FSK, schlimm...




Tja, hübsch abgehangen, selbst Schuld
Lohnt sich denn die Anschaffung? In meinen Augen auf jeden Fall, mal ganz abgesehen von dem mal wieder liebevollen Drumherum (obwohl das Bonusmaterial im Vergleich zu den anderen Veröffentlichung etwas schmaler ausfällt, aber das lässt sich auch nicht zu jedem Film aus den Rippen schnitzen). Der Film an sich gefällt mir ziemlich gut. Die Thematik der im Namen Gottes geführten Hexenjagd, Folter und Verurteilung ist eines der dunkelsten Kapitel der zivilisierten Welt und wird hier in seiner gesamten Grausamkeit und Absurdität aufgezeigt. Ja, sicher ist "Hexen bis aufs Blut gequält", das verrät ja schon der Titel, ein früher Exploitation-Film, sein historischer Hintergrund dient natürlich in erster Linie als Aufhänger. Wobei sich die hier gezeigten Greultaten natürlich wirklich an den Tatsachen orientieren und wahrscheinlich nicht mal so schlimm darstellt, wie dieser Irrsinn damals wirklich, über Jahrhunderte hinweg und ganz legal, zelebriert wurde. Genau das gefällt mir sehr an den Film, er lockt zwar mit seinen harten Szenen, erzählt dabei aber durchaus ein Stück Geschichte, das so auch glaubhaft verkauft wird. Das liegt auch an der guten Inszenierung von Michael Armstrong. Die Ausstattung und Sets wirken authentisch, die Musik ist super und die Darsteller ziemlich gut. Für Udo Kier war es sein erster Farbfilm und eine seiner ersten Hauptrollen und irgendwie finde ich es schade, dass er seit Jahren nur noch von Lars von Trier für anspruchsvollere Produktionen ausgegraben wird. Der Typ hat echt Ausstrahlung. Aber auch Herbert Lom und Herbert Fux geben eine richtig gute Figur ab. 

 

"Hexen bis aufs Blut gequält" war, ist und bleibt eine Genrefilm, da bringt es auch nichts, zu Beginn darauf hinzuweisen, man würde hier tatsächlich passierte Fälle nachstellen, sicher um ihn etwas aus seiner Nische rauszuholen, aber möglich ist das durchaus. Es ist dabei jedoch ein wirklich guter Genrefilm, der sich nicht nur durch seine schonunglosen Folterszenen, sondern im mindestens ebenbürtigen Maße durch seinen Hintergrund und seine gute Umsetzung über die Zeit gehalten hat. 

7 von 10 Scheiterhaufen

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