Fakten:
Killers
IDO, J, 2014. Regie: Kimo Stamboel,
Timo Tjahjanto (The Mo Brothers). Buch: Takuji Ushiyama, Timo Tjahjanto. Mit:
Oka Antara, Kazuki Kitamura, Rin Takanashi, Ray Sahetapy, Epy Kusnandar, Tara Basro,
Luna Maya, Mei Kurokawa u.a. Länge: 138 Minuten. FSK: Keine Freigabe. Auf DVD
und Blu-ray erhältlich.
Story:
Der japanische Geschäftsmann Numora
sieht gut aus, ist smart und äußerst charmant. Mit diesen Attributen bekommt er
jede Frau an den Haken. Verführen will er sie nicht, sondern töten. Hat er sie
in sein Heim gelockt, foltert er sie zu Tode und stellt die Videos ins
Internet. In Indonesien stolpert Journalist Bayu über das Material und ist auf
eine bizarre Art davon fasziniert. Als er selbst überfallen wird und im Affekt
die Angreifer tötet, filmt er anschließend sein Werk, um es ebenfalls zu
posten. So kommen er und sein „Idol“ in Kontakt. Bayu steigert sich in seine
neue Rolle schnell hinein, während dem berechnenden Namura langsam die Fäden
aus der Hand gleiten.
Meinung:
Kimo Stamboel und Timo Tjahjanto,
besser bekannt als The Mo Brothers, versuchen bei ihrem neuesten Werk „Killers“
sich selbst neu zu erfinden. Kann nicht schaden. Gemeinsam waren sie 2009 für
die bei uns offiziell nur in stark gekürzter Version erhältliche Blutwurst „Macabre“
verantwortlich, Tjahjanto dürfte dem deutschen Publikum noch für seine Beiträge
in den Anthologie-Filmen „22 Ways to Die“ bzw. „The ABCs of Death“ (aufgrund
der radikalen Kürzungen in Deutschland flott umbenannt) und „S-V/H/S“ bzw. „V/H/S
2“ eventuell bekannt sein. Bei aller Liebe, mit Ruhm haben sie sich dabei nicht
bekleckert, dafür mit ordentlich Kunstblut. Auch „Killers“ kommt in der
Unrated-Fassung direkt aus dem Giftschrank der FSK, war zu erwarten. Zahmer
sind die Jungs nicht wirklich geworden (obwohl „Killers“ von seinem Blutzoll
nicht mit „Macabre“ zu vergleichen ist, aber das ist echt kein Maßstab), dafür
sichtlich ambitionierter und – das kann sich sehen lassen – handwerklich wesentlich
gereifter.
Blind Date, das kann böse enden. |
Hätte er sich doch einfach Pornos angeguckt... |
Ein eigentlich ehrbarer, akut in
einer familiären Krise steckender Journalist stößt in den perversen Untiefen
des World Wide Web auf die frisch geposteten Trophäen eines sadistischen
Killers. Verstörend fasziniert von diesem Material entdeckt er kurz darauf
seine dunkle Seite und verwandelt sich zunächst in einen noch grob
nachvollziehbaren Racheengel, direkt darauf in einen ähnlich gefährlichen
Soziopathen (von der Tendenz) und macht noch flotter der Rolle rückwärts, nur dann ist es fast zu spät. Bei der
Charakterisierung holpern die Mo Brothers gewaltig, obwohl sie mit 138 Minuten
eigentlich genug Zeit für sowas hätten. Gerade die konträr verlaufende Entwicklung
der beiden Protagonisten birgt interessante Möglichkeiten. Während „Profi“
Numora, die perfekt arrangierte, absolut skrupellose Killermaschine, langsam die
Kontrolle über die Situation verliert und sich durch für ihn untypische Fehler
selbst mehrfach ein Bein stellt, wird der „Amateur“ Bayu von seinem bösen Ich
praktisch überrumpelt, geht dafür recht schnell und wenig zimperlich zur Sache.
Vom Mensch zum Monster und andersherum, das hätte was. Nur ist das nicht
konsequent und wirkt schlussendlich sogar kaum beabsichtigt. Alles so halbgar,
unfertig. „Killers“ kommt kaum über seine groben Ideen hinaus. Dazu wird sich
sehr stereotypischen Mustern bedient, speziell bei Numora. Er wirkt wie eine
Kreuzung aus dem „American Psycho“, dem Serien-Hannibal (sogar Kannibalismus
wird kurz ins Rennen geworfen, ohne sichtlichen „Nährwert“ für das Gesamtbild)
und Norman Bates. Alles drin, alles dran, aber nix so richtig. Seine Figur ist
so typisch für den Film insgesamt. Das ist nicht schlecht, das könnte super
funktionieren, kurz ist man geneigt das echt zu mögen, aber letztlich ist das
nur sehr gut gemeint.
„Killers“ macht es einem echt nicht
einfach. Handwerklich ist das verdammt gut, thematisch anregend und
zwischenzeitlich immer mal wieder durchaus fesselnd. Im Paket ist das leider zu
viel davon, zu wenig davon…man schmeißt ja auch nicht alle schmackhaften
Gewürze in die selbe Suppe, kocht sich zu lange auf und wundert sich, das das
Resultat irgendwie komisch schmeckt. „Killers“ schmeckt ganz komisch, trotz
feiner Zutaten. Blöd gelaufen, beim nächsten Mal geschickter abschmecken, dann
geht da was.
5,5 von 10 in ihrem Land nicht
verfügbaren Videos
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