Review: RAMPAGE – RACHE IST UNBARMHERZIG – Uwe Boll verwechselt Gewalt mit Gesellschaftskritik



Fakten:
Rampage – Rache ist unbarmherzig (Rampage)
Kanada, Deutschland. 2009. Regie und Buch: Uwe Boll. Mit: Brendan Fletcher, Shaun Sipos, Michal Paré, Lynda Boyd, Robert Clarke u.a. Länge: 85 Minuten. FSK: "strafrechtlich unbedenklich". Auf DVD und Blu-Ray (in diversen Versionen und Schnittfassungen) erhältlich.


Story:
Bill Williamson (Brendan Fletcher) ist ein junger Mann, arbeitet als Mechaniker, wird von seinen Eltern unterstützt und dreht eines Tages durch. Darum (oder dennoch) ist Bill von der Gesellschaft, den Menschen, dem System, den Finanzmärkten – einfach von allem angewidert. So genau weiß man das aber ohnehin nicht, wahrscheinlich auch Bill nicht. Er baut sich eine Rüstung zusammen, nimmt eine ganze Menge Waffen und beginnt einen Amoklauf durch seine Heimatstadt und tötet wahllos so ziemlich jeden, auf den er trifft. Er will eben ein Zeichen setzen.





Meinung:
„Strafrechtlich unbedenklich“ ist die in Deutschland im Jahr 2011 erschienene Version von Uwe Bolls Film „Rampage“ also, nachdem zuvor die komplette Version seines Films auf dem Index stand und lediglich eine geschnittene Version erhältlich war. Leider ist hier moralisch so gar nichts unbedenklich, ganz im Gegenteil. Was Boll als Kritik verkauft, wirkt leider stets wie ein Aufgeilen an Gewalt. Aber der Reihe nach.


Ein Maxi-Menü mit 'nem Big Mac, bitte...
Die erste halbe Stunde dieses angeblich so gesellschaftskritischen Filmes ist gähnend langweilig und voll von den blödesten Dialogen, die die Filmgeschichte jemals gesehen hat, noch dazu in einer nicht im Ansatz dokumentarisch wirkenden, völlig verwackelten Kamera, die einem bereits jetzt den letzten Nerv rauben kann. Es mag ja sein, das Boll oft nur wenig Budget zur Verfügung hat, aber eine Kamera auch mal ruhig zu halten, das dürfte doch wirklich nicht zu teuer sein, oder? Was danach kommt ist zwar anders, aber keinen Deut besser. Und um ehrlich zu sein verwundern mich die positiven Sichtweisen dieses Gemetzels. Protagonist Bill ist so sehr von der Welt und der Menschen angepisst, dass es schon einem Wunder gleichkommt, dass keiner merkt, wie gleich er doch ist wie all die anderen. Und er will ein Statement setzen. Seine Visionen darstellen, um die Welt zu ändern. Eine Welt, in der er selbst der perfekte Durchschnittstyp ist. Ohne auch nur annähernd plausiblen Grund dreht der wohlbehütete Bill plötzlich durch und tötet die Menschen, die nichts für seine Situation, ja nicht mal für die Situation Amerikas können, die den kleinen Bill so ankotzen und die genau so sind wie er. Bill rennt also los und ermordet jeden Menschen, den er so auf seinem Weg sieht. Aufrütteln will Bill mit seiner Tat und Boll mit seinem Film. Ein Zeichen setzen. Satire auf die Bankenkrise betreiben. Amokläufer analysieren. Große Worte, die er zu keiner Zeit erfüllen kann.


Wie, kein Big Mac? Scheiß Burger King!
Aufrütteln und Satire? Es WÄRE sogar möglich gewesen, nur leider macht Boll das gleiche wie so oft: er will einfach nur provozieren und sich selbst im Gespräch halten. Das gelingt ihm, indem er möglichst brutal und möglichst sinnlos Menschen umbringen lässt. Aber dass die dauerhafte Darstellung von extremer Gewalt noch nie ein gutes Mittel war, echte Satire oder Kritik zu betreiben, das ist bis zu Boll, diesem Alles-Scheiße-Finder, anscheinend nicht durchgedrungen. Stattdessen liefert er eben einfach Gewalt, mit wenig Sinn, mit weniger Verstand und glaubt wohl allen Ernstes, dass er mit irgendwelchen Möchtegernschlaumeiersätzen dem dann Nachfolgenden Bedeutung verleiht. Das gelingt ihm leider nicht, im Gegenteil, sein Film mit einem zumindest in der Theorie guten Ansatz verkommt zu einer reinen Gewaltorgie. Natürlich schafft er es damit auch, so einige Zuschauer zu fesseln. Gewalt zieht halt doch immer und wird leider allzu oft mit einem kritischen Statement verwechselt, wie auch hier. Das sagt leider mehr über die Zuschauer aus als über den Film. Wirklich ekelhaft wird „Rampage“ aber dann, wenn man merkt, dass Boll keinerlei Reflexion oder wenigstens eine Distanzierung zum Töten einbaut, ja, vielmehr sogar scheinbar diese Morde irgendwie mag, diesen selbsternannten Richter und Henker der Gesellschaft. So scheint es mir zumindest. Ich finde das zwar nicht ekelhaft (einfach, weil ich ja auch merke, wie schlecht der Film ist und wie wenig Bedeutung er mit sich bringt), aber dennoch höchst fragwürdig.


Unterm Strich ist „Rampage“ lediglich ein schlecht gefilmtes Machwerk mit fragwürdigem Unterton, in dem es Boll letztlich nur darum ging, im Gespräch zu bleiben und sich selbst darzustellen. Dass hier irgendwelche echte Bedeutung drin steckt, das kann, so denke ich, niemand ernsthaft glauben, der diesen Film gesehen hat und nicht nur diese Gewalt abfeiert. Und da ist es auch leider egal, ob Wutbürger Bill am Ende geschnappt wird oder davon kommt, auch wenn Boll das Gegenteil behauptet.


1 von 10 Sandwiches in der Bingohalle

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