Fakten:
Der Horror-Alligator (Alligator)
USA, 1980. Regie: Lewis Teague.
Buch: John Sayles, Frank Ray Perilli. Mit: Robert Forster, Robin Riker, Michael
Gazzo, Dean Jagger, Sydney Lassick, Jack Carter, Perry Lang, Henry Silva, Bart
Braverman, John Lisbon Wood u.a. Länge: 87 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16
Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Story:
Wer hätte das gedacht: Genervt von
dem winzigen Mini-Alligator seiner Tochter spült Mr. Kendall das kleine Biest
die Toilette runter und wird damit 12 Jahre später für jede Menge Ärger sorgen.
In der Kanalisation wächst das Tier munter weiter, begünstigt durch dort
entsorgte Hunde, an denen illegale Hormonexperimente durchgeführt wurden. Auf
die stattliche Länge von rund 10 Metern angewachsen fallen im bald die ersten
Menschen zum Opfer. Die Polizei geht aufgrund aufgefundener Leichenteile
zunächst von einem wahnsinnigen Serienkiller aus. Cop David macht eine
Begegnung mit dem Reptil und will es stoppen. Zu spät, denn der Untergrund von
New York wird dem Kroko nun zu klein. Es bricht an die Oberfläche und startet
eine Fressorgie.
Meinung:
„Wenn das so weitergeht, mach‘ ich
bald ein Ersatzteillager auf!“
Abgetrennte Gliedmaßen werden aus
den Abwässern von New York City geangelt, deren Vorbesitzer sind spurlos
verschwunden. Sogar von Edward Norton ist nur noch ein Arm übrig…also dem
Mitarbeiter der Stadtwerke. Robert Forster (diesmal wirklich DER Robert Forster)
nimmt als Cop mit der Kollegen-Tod-Seuche an den Hacken die Ermittlungen auf
und findet statt dem erwarteten Psychopathen einen putzigen, 10 Meter langen
Alligator in der Kanalisation vor, gut genährt und gewachsen durch mit
illegalem Hormon-Schmufix gewürzten Hundekadavern.
Bessere Luft, mehr zu fressen...hier bleib' ich. |
Gerne und vorschnell unter dem
sowohl positiv als auch negativ behafteten, nicht immer schmeichelhaften
Wörtchen Trash katalogisiert, ist „Der Horror-Alligator“ von Lewis Teague einer
der besten Vertreter seines Sub-Genres. Ein B-Movie, sicher, kein Zweifel, aber
mit Trash hat das – egal ob abwertend oder lobend gemeint – relativ wenig zu
tun. Nur weil es sich um Tier-Horror handelt, mit nicht gerade üppigem Budget
hantiert werden musste und die Story um eine mutiertes Killer-Reptil nicht
gerade auf die Goldene Palme abzielt, muss ja nicht alles über einen Kamm
geschert werden. Regisseur Teague (der
seine Karriere standesgemäß tierisch mit den Stephen-King-Verfilmungen „Cujo“
und „Katzenauge“ fortsetzte) sowie die Autoren John Sayles und Frank Ray
Perilli erschaffen auf Grundlage des gerne als bare Münze verkauften Großstadtmärchens
von Alligatoren in den Abwasserkanälen – inklusive leichtem, wenn auch nicht
vordergründigen Fingerklaps für böse, böse Tierversuche – einen schon
erstaunlich souverän umgesetzten, sehr unterhaltsamen Beutezug eines hungrigen Riesen-Krokos
mit Stoffwechselproblemen. Gerade dieses Mistvieh wird (nicht nur unter
Berücksichtigung der Mittel) hervorragend dargestellt. Mag es zunächst den
Eindruck erwecken, die anfängliche Ego-Perspektive in bester
Weißer-Hai-Tradition und das Beschränken auf lediglich partielle Eindrücke des
Ungetüms seien nur aus der Not geboren, wird man bald darauf eines Besseren
belehrt. Davon können sich gerne viele CGI-Lachnummern eine dicke Scheibe
abschneiden. Tatsächlich sieht der Alligator sogar echter aus als der
Bürgersteig, aus dem er irgendwann an die Oberfläche bricht. Irgendwo muss man
schließlich sparen, dann lieber an Kulisse.
Schon besser als das olle Hundefutter... |
Der gefräßige Antagonist ist
natürlich der Star des Films, dennoch nicht das einzige Argument für ihn. Genau
genommen macht er überhaupt nichts falsch, wenn man sein Genre und was man von
so was zu erwarten hat betrachtet. Statt sich wie viele seiner Kollegen zu
verbissen ernst zu nehmen und somit Nährboden für unfreiwillige Lacher zu
bieten, sorgt „Der Horror-Alligator“ direkt und bewusst für einige humorvolle,
bösartige Spitzen. Besonders schön: Henry Silva als selbstverliebter,
tendenziell rassistischer Großwildjäger, der sich für eine handvoll Dollar
einige Bronx-Sklav…ähm, Helfer… engagiert. Trotzdem verkommt das Ganze nicht zur
reinen Ulk-Sause wie z.B. sein (dadurch trotzdem guter) Kollege „Lake Placid“,
bleibt ein doch recht blutiger und bissfester Horrorstreifen, der sogar auf ein
ungeschriebenes, besonders im Mainstream selten bis nie gebrochenes Gesetz
scheißt. Sagen wir mal so, gefressen wird hier jeder, so ein Alligator hat halt
keine Kindersicherung. Auch wenn das sadistisch klingen mag, aber das sollte in
einem Film dieser Art auch mal drin sein, oder?
Mit Retro-Bonuspunkten nur ganz leicht
gepusht und im Vergleich zu den unzähligen Abfluss-Rohrkrepierern als
Alternative, ist „Der Horror-Alligator“ immer noch eine richtig feine Sache und
für Freunde des Genres kaum zu umgehen. Die Kunst der kleinen Dinge, an denen
viele scheitern, beherrscht er mühelos.
7 von 10 angespülten Körperteilen
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