Fakten:
Cujo
USA, 1983. Regie: Lewis Teague.
Buch: Don Carlos Dunaway, Lauren Currier, Stephen King (Vorlage). Mit: Dee
Wallace, Daniel Hugh Kelly, Danny Pintauro, Christopher Stone, Ed Lauter,
Kaiulani Lee, Billy Jayne, Mills Watson, Jerry Hardin u.a. Länge: 95 Minuten.
FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD erhältlich.
Story:
Die Ehe der Trantons steht auf
wackligen Beinen. Ehefrau Donna hat eine Affäre und findet mit entfremdet sich
immer mehr von ihrem Mann Vic. Als sie gemeinsam mit ihrem kleinen Sohn Tad ihren
schrottreifen Wagen mit letzter Motorkraft zur abgelegenen Werkstatt ihres
Mechanikers Joe Chamber schleppt, geraten sie und Tad in einen Kampf auf Leben
und Tod. Cujo, der eigentlich herzensgute Bernhardiner der Chambers, wurde vor
einigen Tagen von einer tollwütigen Fledermaus verletzt. Aus dem zutraulichen
Familienhund ist eine blutrünstige Kampfmaschine geworden. Gefangen in ihrem
fahruntüchtigen Auto werden sie nicht nur durch die tobende Bestie bedroht,
sondern auch noch durch die drückende Hitze.
Meinung:
Drei Jahre nach seiner kleinen
Tier-Horror-Perle „Der Horror-Alligator“ lässt Lewis Teague erneut eine wilde
Bestie wüten. Diesmal allerdings nicht als augenzwinkerndes
Monster-Mutations-Spektakel. Sein Umsetzung des gleichnamigen
Stephen-King-Romans „Cujo“ ist (in der zweiten Hälfte) ein waschechter, knüppeldicker
Survival-Terror-Film, intensiv, böse und unbarmherzig. Der personifizierte
Kinderschreck, das Monster aus dem Kleiderschrank als böser Tollwutgeist im Körper
eines sonst als Gutmütigkeit und Hilfsbereitschaft auf vier Beinen
idealisierten Lebewesens, dem Bernhardiner.
Der Wau-Wau hat ein Au-Au. |
Ein großes, kaum vermeidbares
Problem hat die Verfilmung und krankt daran auch eine ganze Weile. King’s Buch
versetzte den Leser immer in den Kopf des Vierbeiners, ließ ihn an seinen
Gedanken und somit an der schleichenden, unaufhaltsamen Verwandlung eines
treuen, gutherzigen Familienhundes in ein von Tollwut langsam zerfressenes,
unkontrollierbares, wahrnehmungsgestörtes Monstrums teilhaben. Aus der Sicht
Cujos war das Buch ungemein intensiv und beängstigend, erzeugt so etwas wie „Verständnis“
für den später folgenden Amoklauf. Dies kann der Film selbstverständlich so
nicht darstellen, zumindest nicht auf eine vernünftige, ernstzunehmende Art und
Weise. Teague versucht dieses Handicap so gut es geht auszugleichen, durch
Bilder den Gemütszustand und das Empfinden des Hundes begreifbar zu machen.
Dies funktioniert im Rahmen der Möglichkeiten zwar ganz anständig, trotz
alledem geht ein wichtiges Element der Handlung somit verloren. Entsprechend
leidet der Spannungsaufbau zunächst deutlich, die zweckmäßig abgehandelte
Thematik der Eheprobleme dient eigentlich nur zur Überbrückung. Doch selbst in
dieser Phase wird die wachsende Bedrohung an einigen Stellen effektiv
hervorgehoben. Wenn Cujo knurrend aus dem dichten Nebel tritt, von dem
einstigen Schoßhund nur noch ein verschmutztes, zorniges Ungetüm mit
blutunterlaufenden Augen übrig geblieben ist, treffen Lewis Teague und
Kameramann Jan De Bont mit ihren gespenstischen Sequenzen voll ins Schwarze.
"Ein Feiner bist du, ein Feiner..." |
Warum „Cujo“ dann letztendlich doch
nicht nur zu den guten King-Verfilmungen, sondern ganz besonders zu den besten
Tier-Horrorfilmen gezählt werden muss, tritt im nervenzerrenden, grandios inszenierten
letzten Drittel zu Tage. Sagenhaft, wie hier perfektes Tiertraining, eine dynamische,
rasante Kamera, nahezu perfekter Schnitt und das immer bizarrer werdende Äußere
von Cujo sich zu einem engen, druckvollen, schweißtreibenden Szenario vermengen.
Die brachialen Attacken erscheinen täuschend echt, selbst heute scheint es kaum
vorstellbar, wie das gefahrlos gedreht werden konnte. Hochachtung vor Dee
Wallace, das so zu drehen erfordert selbst in einem geschützten Rahmen
tonnenschwere Cochones. Ein Rätsel, wie man ein Tier so abrichten kann. Oder es
wurde mit 50 identischen Hunden gedreht, die nach dem Cut sofort erschossen
werden mussten, das scheint bald wahrscheinlicher. Purer Terror, der über
diverse Schwächen des Anfangs hinwegtröstet. Unglücklich bleibt im Angesicht
dieser Wucht, dass der Film die bedingungslose Konsequenz verweigert und vor King’s ursprünglichen
Magentritt-Finale in letzter Sekunde den Schwanz einzieht. Wohl nur für Kenner
des Buches ein Ärgernis und soll den Film für sich nicht zu sehr schmälern. Das
es auch anders geht (und sogar noch böser), bewies Frank Darabont 2007 mit „Der
Nebel“. Dieser Mut ging den Machern hier leider ab.
„Cujo“ ist – unübersehbarer Kritikpunkten
zu Trotz – schon ein beeindruckender Vertreter des Tier-Terrors, zumindest
dann, wenn der Köter gänzlich von der Kette gelassen wird. Bis dahin ist
vielleicht etwas Geduld und guter Willen erforderlich, aber das entschädigt für
(fast) alles.
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